Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
Vom Netzwerk:
…«
    »So wie im Lied vom großen Helden, der sein Regiment von hinten führt?« erinnerte sich Daisy und summte ein paar Takte aus Gilbert/Sullivans Gondoliers. »Führte es von hinten, um hinter seinen Soldaten zu verschwinden …«
    »Schsch!« zischte Tish und blickte zur Tür. »Es hat nur drei Überlebende gegeben, und obendrein war er der einzige, der unverletzt davongekommen ist. Man hat ihn vor ein Kriegs- gericht gestellt, aber die ganze Sache wurde vertuscht, weil doch sein Vater ein Earl ist und überdies in der Regierung. Die Familie hat dann überall herumerzählt, er sei als Invalide aus- gemustert worden. Aber Cherry und Rollo waren beide im selben Bataillon mit der Unglückskompanie und wissen ganz genau, was wirklich passiert ist. Cherry meinte, wenn das an die Öffentlichkeit kommt – ob nun als Gesellschaftsklatsch oder, was noch schlimmer wäre, über die Presse –, dann würde Lord DeLancey von allen geschnitten und könnte seine ge- sellschaftliche Existenz vergessen.«
    »Himmel, ja, er würde sehr wahrscheinlich von seinen Clubs ausgeschlossen werden, und bei Hof würde man ihn auch nicht mehr empfangen. Und es ist nicht auszuschließen, daß man seinen Vater mit sanftem Nachdruck aus seinem Re- gierungsposten drängt. Eine solche Geschichte ist schließlich nur schwer zu vertreten.« Daisy wurde streng, fast bitter. »Aber nicht etwa deshalb, weil es irgend jemanden auch nur im geringsten interessiert, daß er seine Soldaten vom Feind hat abschlachten lassen. Schließlich haben die Generäle das mit Tausenden so gemacht. Aber die Leute werden ihm seine Kopflosigkeit nicht verzeihen. Und die erscheint mir wie- derum als eine völlig natürliche Reaktion darauf, sich mitten auf einem Schlachtfeld wiederzufinden.«
    »Ich würde das schon verzeihen«, stimmte ihr Tish mit einem Schaudern zu, »aber Männer dürfen ja ihre Furcht nicht zeigen und schon gar nicht so handeln, als hätten sie welche. Vielleicht fangen sie deswegen immer wieder irgend- einen dämlichen Krieg an: damit sie einander beweisen kön- nen, wie tapfer sie doch sind.«
    »Wie kleine Jungs, die sich gegenseitig im Sandkasten her- ausfordern. Bist du soweit? Dann mach ich das Licht aus.«
Im Dunkeln sagte Tish: »Ach, ich hab fast vergessen zu fra- gen, wie du mit deinen Recherchen vorankommst.«
»Bestens. Ich habe einen Amerikaner kennengelernt, der in der Harvard-Mannschaft mitgerudert ist, die 1914 den Grand gewonnen hat. Er ist mit seiner Frau hier, um ihr einmal die Regatta zu zeigen. Es wird die amerikanischen Leser beson- ders interessieren, wenn ich deren Erlebnisse und Ansichten einfließen lasse. Und meine Freundin Betty – ihr Mann Fitz ist Mitglied in der Stewards’ Enclosure – hat angeboten, mich morgen dem Duke of Gloucester vorzustellen. Ist das nicht prachtvoll? Die Amerikaner beten die englische Königsfami- lie ja regelrecht an. Frag mich nicht, wieso.«
»Du wirst Prince Henry kennenlernen?«
»Ja, morgen nachmittag. Alec hat mir erzählt, ein paar sei- ner Kollegen werden sich in Zivil unter die Menge mischen, um die Dinge im Auge zu behalten. Alec wird so tun müssen, als kenne er sie alle nicht, aber natürlich werden sie genau wis- sen, wen sie vor sich haben. Ich hoffe nur, daß nichts passiert, wobei sie etwa seine Hilfe brauchen.«
»Hoffen wir’s. Ein Jammer, daß er erst morgen in Henley ankommt, sonst hätte er mit uns zur Kirmes gehen
können.«
»Es war ganz reizend von Fosdyke, mich dahin zu beglei- ten, aber er hat mir die ganze Zeit das Gefühl vermittelt, ich
wäre seine ältliche Tante! Wenigstens ist Alec bis dahin hier.
Bei Polizisten weiß man das ja nie so genau. Er wird mich
morgen früh so zeitig abholen, daß wir den Start vom Am- brose-Vierer im neuen Durchlauf sehen können.«
»Dottie und ich wollen uns auch den Start anschauen.
Wenn sie verlieren, wird das an der Ziellinie ja alles entsetzlich
deprimierend, aber wenn sie gewinnen, dann stellen wir uns
beim Abschlußrennen an die Ziellinie.« Tish schwieg einen
Augenblick und sagte dann: »Ich hoffe inständig, daß die
Mannschaft das Rennen gewinnt. Glaubst du, Basil DeLancey
stellt sich da unten hin und bewacht das Boot, obwohl es ihm
sein Bruder verboten hat?«
»Ich weiß nicht«, sagte Daisy schläfrig. »Mit seiner Selbst- beherrschung ist es ja selbst in seinen lichten Momenten
nicht besonders weit her, und das war ein ziemlich starker
Whisky Soda, den er vorhin in sich hineingekippt hat. Ganz
zu schweigen von der

Weitere Kostenlose Bücher