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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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einer Tasse Kaffee und einem kleinen Frühstück beheben lassen.«
»Das darf ja wohl nicht wahr sein! Wenn du nicht rudern kannst …«
»Mir geht’s bestens«, sagte DeLancey ärgerlich. Er konnte ja auch kaum etwas anderes sagen, nachdem ihn alle so an- starrten und sich daran erinnerten, wie erbarmungslos er sich am Vorabend über Bott lustig gemacht hatte.
»Setz dich hin.« Rollo hatte zu seinem Kommandoton zurückgefunden. »Ich bring dir was zu essen.«
Daisy war eher überrascht, welch herzhaften Appetit De- Lancey zeigte. Sie hatte immer gedacht, Übelkeit sei eine un- abwendbare Begleiterscheinung eines Katers. Und auch wenn man von seinem Benehmen am Vorabend nichts wußte, so machte sein gegenwärtiges Verhalten doch deutlich, daß er an einem solchen litt. Vermutlich war es eine persönliche Eigen- art von ihm, daß er nach Trinkgelagen viel essen mußte. Je- denfalls schien er seine Fähigkeiten und Grenzen zu kennen, und wenn er meinte, später rudern zu können, dann würde er wohl wissen, was er tat.
Daß er so tüchtig essen konnte, ließ Daisy ihre letzte Be- fürchtung ebenfalls ablegen: daß Bott ihn mit Nikotin vergif- tet haben könnte. Sie konnte sich an die einzelnen Symptome nicht mehr erinnern, aber ganz sicher gehörte Übelkeit dazu.
Als sie mit dem Frühstück fertig war, ging sie hinauf, um nach Tish zu sehen.
Ihre Cousine war gerade aus dem Bett gekrochen und zog sich mit matten Bewegungen den Morgenmantel über. Sie sah aus, als wäre sie viel lieber nicht aufgewacht.
»Komm du mal lieber in die Hufe«, riet ihr Daisy, »wenn du vor dem Rennen noch ein Frühstück sehen willst.«
»Hab keinen Hunger. Daisy, was war das gestern …?«
»Ich fürchte, es war nicht nur ein böser Traum. Aber De- Lancey ist schon unten beim Frühstück. Er hat weder meinen Blick gesucht, noch ist er mir aus dem Weg gegangen. Von sei- nem kleinen Ausflug zu uns hat er nichts gesagt – noch nicht einmal in Andeutungen, was ja sonst seine Art ist. Also ver- mute ich, daß er das Ganze vergessen hat. Und außerdem be- hauptet er steif und fest, heute mitrudern zu können.«
»Wirklich?« Tishs Miene hellte sich sofort auf. »Es geht ihm wirklich gut?«
Daisy fand es überflüssig zu erwähnen, daß der Honou- rable Basil vorhin durchaus unsicher auf den Füßen gewesen war. »Der muß einen Schädel aus Granit haben. Oder vielleicht auch nicht, wenn man an sein Verhalten gestern abend
denkt. Aber jedenfalls scheint er unter seinem Kater nicht
sonderlich zu leiden. Als ich eben hochging, aß er wie ein …
na, wie ein echter Ruderer eben.«
Tish warf ihr ein eher schwaches Lächeln zu. »Gott sei
Dank. Vielleicht habe ich sogar doch ein bißchen Appetit.
Aber ich will ihm auf keinen Fall über den Weg laufen, selbst
wenn er wirklich alles vergessen hat. Könntest du eines der
Dienstmädchen bitten …«
»Ich bring dir lieber selber was hoch. Wie wärs mit Tee und
Toast und einer Scheibe Bacon?«
»Prachtvoll. Danke dir, Daisy. Hach, ich bin richtig froh,
daß du meine Cousine bist.«
Mit dieser unerwarteten Zuneigungsbekundung ver- schwand sie im Badezimmer.
    Alec kam genau rechtzeitig an. Daisy hielt zwar nicht direkt nach ihm Ausschau – jedenfalls sagte sie sich das. Sie stand wirklich nur vorn im Garten, weil sie dort ihre Tante an- getroffen hatte. Und wenn man dieser so schwer zu greifen- den Dame guten Morgen sagen wollte, mußte man sie eben dort aufsuchen, wo sie sich gerade befand.
    Diese äußerst vernünftige Begründung konnte jedoch nicht verhindern, daß sie einen wahren Freudenschauer spürte, als der kleine gelbe Austin Seven in die Auffahrt einbog.
    »… viel zu kalkhaltig, als daß Rhododendren gedeihen könnten … Daisy, du hörst mir ja überhaupt nicht zu. Unter- brich mich bitte, wenn ich langweiliges Zeug über das Gärt- nern erzähle. Ach so, ich verstehe. Das ist doch das Automo- bil von deinem jungen Mann, nicht wahr?«
    »Genau, Tante Cynthia. Aber laß dich nicht stören – deine Rhododendren gedeihen auf diesem Boden also ganz wunder- bar?«
    »Eben gerade nicht. Jetzt saus mal los, Liebes. Bring ihn her, daß er guten Tag sagt, und ich versprech auch, daß ich we- nigstens ihn mit den Rhododendren verschone.«
    Alec hatte das Verdeck des Austin Chummy geöffnet. Als Daisy ihm wie wild zuwinkte, wandte er den dunklen Kopf, auf dem kein Hut saß, winkte zurück, und hielt an. Daisy gab jeden letzten Rest an Würde ihrer immerhin fünfundzwanzig Jahre auf und rannte über

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