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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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»Wieso glauben Sie denn, Horace Bott hätte hier seine Zelte abgebrochen?«
Leigh wurde rot. »Ich meine, das haben wir doch alle die ganze Zeit gesagt. Aber es stimmt wohl gar nicht, was? Ich hab ihn heute morgen selber hinübergerudert, lange bevor DeLancey das Zeitliche gesegnet hat. Er wollte den Tag mit seiner Liebsten verbringen.«
»Hat er irgend etwas mitgenommen?«
»Nur, was er gerade bei sich hatte. Keine Tasche oder so was, wenn Sie das meinen. Er redete davon, etwas zum Pick- nicken mitzunehmen und flußaufwärts Rast zu machen. Vermutlich wollte der arme Kerl so weit wie möglich von dem Ort weg, an dem er sich so blamiert hat. Und jetzt, wo wir davon reden: der hat wahrscheinlich noch gar nicht erfahren, was passiert ist, nicht wahr?«
»Nein«, antwortete Alec abwesend. Er hatte Leigh nur mit halbem Ohr zugehört, hatte im Geiste die Dinge sortiert. Die Frage nach den abgebrochenen Zelten hatte ihn von seiner eigenen Frage abgelenkt. »Hat er erwähnt, was er nach der Regatta unternehmen wollte?«
»Er wollte wandern gehen«, antwortete Leigh wie aus der Pistole geschossen. »Im Zelt übernachten. Ich vermute, der kann sich noch nicht einmal eine Übernachtung in einem Gasthof leisten.«
»Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick. Ich bin gleich wieder da. Piper!« Alec ging mit ihm aus der Biblio- thek. Im Flur sagte er: »Gehen Sie sofort hoch in Botts Schlafzimmer.«
»Der Hering«, sagte Piper.
»Ganz genau. Er muß einen ganzen Beutel davon hier ha- ben. Nehmen Sie einen und vergleichen Sie ihn mit dem, den Tom gefunden hat. Lassen Sie aber niemanden mitkriegen, was Sie da machen, Ernie. Die sind alle schon so überzeugt, daß Bott es war. Aber selbst wenn der gefundene Hering ihm gehört, ist das noch lange kein Beweis.«
»Verstanden, Chief.«
Alec kehrte in die Bibliothek zurück. Während er auf der Suche nach Papier und einem Stift für seine Notizen eine Schublade öffnete – obwohl er keinesfalls vorhatte, Wort für Wort Protokoll zu führen –, beobachtete Leigh ihn nervös. »Wenn es nicht Bott war«, brach es schließlich aus ihm her- aus, »wer war es dann? Ich hab DeLancey nicht geschlagen. Er hat mich nie besonders gestört.«
»Aber gemocht haben Sie ihn auch nicht?«
»Na ja, besonders gern hatte ich ihn nicht. Er war ein übler Kerl. Nicht durch und durch verdorben, wenn Sie mich ver- stehen, aber er war ein bißchen unmanierlich. Wenn Sie mich fragen«, sagte Leigh ganz ernsthaft, »dann hätte er besser ins Christ Church College gepaßt. Da ist man diese geballte Gräflichkeit gewohnt. Er hätte sich nur ein bißchen anständi- ger benehmen müssen. Aber so war er erst der Liebling der Familie und dann ein großer Fisch in einem kleinen Teich, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ach, tatsächlich?«
»Ambrose ist ein kleines College, und im wesentlichen ge- hen da die Söhne der Grundbesitzer hin, nicht der Adel. Meine Familie zum Beispiel hat nicht das geringste bißchen adelige Verwandtschaft. Sein Vater hingegen ist der Earl of Bicester, und er hat doppelt soviel Geld als Wechsel bekom- men wie wir anderen. Und dazu war er auch noch ein guter Sportler und hat seine Prüfungen ohne allzu viel Büffelei be- standen … Na ja, das alles hat ihn jedenfalls nicht weniger selbstbewußt werden lassen. Er mußte ja auch noch nie auf ir- gend jemandes Gefühle Rücksicht nehmen. Ach, herrje. Tut mir leid, jetzt rede ich schon wieder ganz durcheinander und so viel auf einmal!«
»Aber gar nicht. Es ist oft eine große Hilfe, wenn man den Charakter des Opfers ein bißchen besser kennt. Also war Basil DeLancey es gewohnt, alle in seiner Umgebung rück- sichtslos unterzubuttern?«
»Ja, und er war ganz besonders unhöflich zu denjenigen, die er verachtete, wie zum Beispiel Bott oder Miss Carrick. Er fand, Frauen gehören nicht auf die Universität. Und darüber hinaus ist sie ja nun auch nicht – na ja, man würde sie nicht mit der schönen Helena verwechseln«, bemühte sich Leigh um eine taktvolle Umschreibung. »Er hat sie richtiggehend mißhandelt. Mit Worten, meine ich. Ich habe mehr als einmal gehört, wie gräßlich er zu ihr war. Natürlich hat er sie nicht angerührt. Miss Cheringham, die hätte er gerne mal in die Finger bekommen, wenn ich das so sagen darf.«
»In Liebesdingen, vermute ich? Hat sie seine Werbung denn freundlich aufgenommen?«
»Um Himmels willen, natürlich nicht! Allerdings hat der es ja geschafft, selbst ein Kompliment zu einer Beleidigung

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