Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser
geeignet, wenn wir dort den Ab- lauf im Haus nicht stören.«
»Aber ganz und gar nicht, Sir. Die Herren und Miss Carrick sind alle im Salon oder auf dem Rasen unter der Kastanie, glaube ich. Auf der Terrasse gibt es keinen Schatten, verstehen Sie.«
»Miss Cheringham ist immer noch nicht nach unten ge- kommen?«
»Man hat mir gesagt, daß Miss Cheringham sich zum Tee zu ihren Gästen gesellen wird. Der wird demnächst serviert. Ich bin sicher, es ist im Sinne Ihrer Ladyschaft, wenn ich Ihnen ebenfalls etwas bringe.«
»Ein Tee wäre sehr schön«, dankte ihm Alec.
»Aber für mich bitte etwas Kühles, wenn das ginge, Mr. Gladstone«, bat Tom und wischte sich mit seinem gepunkte- ten Taschentuch über die Stirn.
»Aber selbstverständlich, Mr. Tring.«
»Und wenn Sie irgendwo eine Spülküche hätten, in der ich die Fingerabdrücke abnehmen könnte, dann würde mir das die Sache sehr erleichtern. Es ist eine etwas unappetitliche Angelegenheit.«
»Für die Herren gibt es unten noch eine Garderobe und einen Waschraum, das wäre vielleicht praktischer«, schlug der Butler vor.
»Ganz recht, und an die Damen machen wir uns ran, wenn es soweit ist. Ich meine doch nur, was die Auswahl der Fin- gerabdrücke angeht«, fügte Tom eilig hinzu, als Gladstone ihn schockiert anschaute. »Damit wir wissen, wen wir bei der Un- tersuchung aussparen können.«
»Aber selbstverständlich«, sagte der Butler erleichtert. »Sie finden zur Bibliothek, Chief Inspector? Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Mr. Tring, dann zeige ich Ihnen den Weg.«
»Ich rede als erstes mit Mr. Leigh, Sergeant«, sagte Alec. »Suchen Sie sich für die Fingerabdrücke welche von den an- deren aus. Piper, da drüben die Tür führt zur Bibliothek, das da ist der Salon, von dort gehen große Türen auf die Terrasse und den Rasen. Holen Sie doch bitte Mr. Leigh herein.« Er befragte meist zuerst diejenigen, auf die kaum Verdachtsmo- mente fielen. Oft konnte er sie dann schon von seiner Liste streichen und hatte doch weitere Informationen von ihnen er- halten, die die Vernehmung jener, die eher als Tatverdächtige in Frage kamen, einfacher machten.
»Ja, Sir.«
»Und schicken Sie von den anderen gleich ein paar zu mir, junger Freund«, sagte Tring.
Alec ging in die Bibliothek. An jedem der offenen Fenster stand sich ein Paar Sessel gegenüber. Einen drehte er so, daß das Gesicht desjenigen, der darin saß, gut im Licht lag, ohne di- rekt von der Sonne beschienen zu sein – wenn jemand blin- zelte, konnte man nur schwer seine Gefühlsregungen erken- nen. Etwas seitlich, am Schreibtisch, würde er selbst sitzen, beschloß Alec. Damit hätte er eine etwas beherrschendere Stel- lung, von der aus er einen ausgezeichneten Blick auf sein Opfer hätte. Ein Stück hinter dem Sessel hatte er für Piper einen Stuhl bereitgestellt – Tatverdächtige schwiegen oft, wenn sie merkten, wie jedes ihrer Worte aufgeschrieben wurde.
Piper führte Leigh herein. Der junge Ruderer schien sich vom ersten Schock über das Ableben seines Sportsfreundes erholt zu haben, und das bevorstehende Polizeiverhör schüchterte ihn offenbar nicht besonders ein.
»Entschuldigen Sie bitte die Hemdsärmel, Sir«, sagte er fröhlich. »Ist einfach teuflisch heiß heute, trotz der Brise vom Fluß. Sie wollen vermutlich was über die Auseinandersetzung zwischen DeLancey und Bott hören.«
»Unter anderem, Mr. Leigh.« Alec bedeutete ihm, er möge in dem Sessel Platz nehmen, und setzte sich an den Schreib- tisch. »Ihr Vorname bitte, für das Protokoll. Detective Con- stable Piper wird es anfertigen und dafür entsprechend Noti- zen machen.«
»Donald. Unter anderem? Sie meinen, es war nicht Bott, der ihm eins übergezogen hat?« Leigh konnte es offenbar nicht fassen. Ganz offensichtlich hielt er, wahrscheinlich ebenso wie die anderen, den Fall für abgeschlossen.
»Ich habe noch lange nicht genug Beweismaterial, um da eine Entscheidung zu fällen.«
»Aber Bott hat sich doch aus dem Staub gemacht, und außerdem ist er derjenige, den DeLancey so schlecht behan- delt hat. Und dann hat er noch gedroht …«
»Nun mal langsam!« Manchmal lohnte es sich ja, einen Zeugen oder einen Tatverdächtigen einfach drauflosreden zu lassen, aber das hier führte zu nichts. »Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
»Ja, selbstverständlich, Sir. Verzeihung. Du liebe Zeit, heißt das, wir sind allesamt …? Verzeihung! Ich sag nichts mehr. Ich antworte nur noch, meine ich.«
»Danke.« Alec lächelte ihn an.
Weitere Kostenlose Bücher