Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
gewesen. Ich bin vollends demotiviert.
Du kannst überhaupt nichts, Lena. Du wirst diejenige sein, dieschon am Eingang des Prüfungsraums zurückgewunken wird. (»Sie brauchen gar nicht reinzukommen. Eine Unverschämtheit, dass Sie es einem vielbeschäftigten Echt-Arzt zumuten wollen, seine kostbare Zeit damit zuzubringen, Ihre Antworten anzuhören, von denen Sie doch selbst wissen, dass sie alle falsch sind. Herr Professor hat wirklich Besseres zu tun.« – »Ja, Entschuldigung, ich suche auch nur die Toilette. In der ich mich gerade ertränken wollte.« – »Ah, gut, damit tun Sie der Medizinwelt einen großen Gefallen. Nur schade für den Einzelhandel.«)
Eine halbe Stunde später schleiche ich wie erschlagen in die Küche; vielleicht finde ich ein Geschirrtuch, das ich mir schon mal um die Hüfte binden kann, um meine neue Berufskleidung zu testen. Dann werde ich versuchen, Isa ein Brötchen aus unserer gestrigen Kollektion zu verkaufen. Mal sehen, ob ich wenigstens das hinkriege. Verkäuferin ist ja auch nicht ohne …
Isa sitzt in der Küche; sieht nicht viel glücklicher aus als ich und krümelt grade das Vortags-Brötchen, an dem ich mein Verkaufstalent schulen wollte, geistesabwesend in ihren Tee. Ringsum auf dem Tisch sind Notizzettel verteilt, alle vollgeschrieben mit Isas ordentlicher, runder Schrift.
»Hach, Lena«, seufzt sie erschöpft in meine Richtung, hebt den Blick aber nicht vom Buch. »Ich hab das Kapitel Kardiologie noch nicht mal durch und weiß jetzt schon, dass ich nur die Herzrhythmusstörungen wirklich kann. Myokard-, Perikard- und Endokard-Erkrankungen muss ich quasi neu lernen.« Sie will Trost, möchte hören, dass heute erst Tag 1 und noch Zeit im Überfluss ist. Ich aber habe nur eins gehört: Sie hat fast das ganze Kapitel Kardiologie gelesen!
Erschöpft lasse ich mich neben Isa auf einen Stuhl fallen. »Erzähl mir was darüber«, bitte ich mit letzter Kraft. »Ich falle nämlich durch und werde Verkäuferin – falls sie in der Backwarenabteilung eine ungelernte Kraft nehmen.«
Isa lächelt müde. »Wenn du genommen wirst, schmuggel mich rein!« Ich verspreche es. »Nur warum sollen wir dann noch Kardiologie lernen?«, fragt sie.
Ich überlege. »Falls jemand vor unserer Theke mit einem Infarkt zusammenbricht, wäre es doch nett, wir könnten in der Backstube eine Erstversorgung durchführen …«
Isa nickt. »Wenn wir auf die Schnelle den Knet-Tisch desinfizieren … je schneller wir sind, desto mehr Herzmuskelgewebe lässt sich retten.«
»Wir müssen den Kunden bloß mit angehobenem Oberkörper lagern, Sauerstoff zuführen und einen venösen Zugang für die Medikamente legen«, ergänze ich. »Das werden wir ja wohl hinkriegen.«
»Nur leider haben wir kein EKG in der Backstube!« Isa beißt sich nachdenklich in den Finger, als stünden wir tatsächlich vor der immensen Herausforderung einer Infarktpatientin im Bäckereihinterzimmer. »Aber vielleicht können wir nach erfolgreicher Reanimation ein mögliches Kammerflimmern mit einem Draht aus dem Backstubenkühlschrank defibrillieren?« Ich muss grinsen, MacGyver lässt grüßen.
Wir tragen auch noch alle Medikamente zusammen, die dem Patienten verabreicht werden müssten.
»Aber jetzt muss die Gute wirklich in eine kardiologische Abteilung mit Herzkatheterlabor!«, schnauft Isa erschöpft. »Hier können wir nichts mehr für sie tun.«
Trotzdem – und nur für den Fall, dass in der angesteuerten Kardiologie im Gegenzug nur Bäckermeister arbeiten – repetieren wir noch die Wiedereröffnung des betroffenen Herzgefäßes. »Also, wenn wir auch sonst nichts können: Diese Frau wird weiterleben«, erklärt Isa entschieden. Ich nicke. »Und wer sagt, dass du nicht genug über Myokardinfarkte weißt?!«
»Selber.« Sie lächelt. Und dann beschließen wir, dass wir mit der Rettung der armen Frau für heute genug geleistet haben. Morgen lernen wir, was zu tun ist, falls in unserer Bäckerei mal jemand mit hypoglykämischem Schock oder einer Alkoholvergiftung umkippt – unsere Rumkugeln haben es sicher in sich.
Plötzlich ganz zufrieden lade ich Isa zum Belohnungs-Sushi-Essen ein. Auch wenn ich mit meinem heutigem Kenntnisstandkeine Prüfung bestehen würde: Meinetwegen muss immerhin keine Bäckereikundin vor dem Kuchentresen ihr Leben aushauchen. Und das ist für einen ersten Lerntag doch vollkommen annehmbar.
Wir stoßen mit einem Schluck Sake an und fragen uns, wie weit Jenny wohl mit Felix, ihrer Ente
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