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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEB MARLOWE
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machte einen Sprung. Da war er tatsächlich! „Sie haben recht, Mylady, Mr. Alden hat soeben den Raum betreten“, sagte sie ein wenig atemlos.
    Noch stand er in der Tür. Er war elegant gekleidet und ordentlich frisiert. O Himmel, er sah einfach umwerfend aus!
    Jetzt trat Lady Montague zu ihm, um ihn zu begrüßen.
    Er lächelte nicht. Lily war, als spüre sie genau, wie fremd er sich unter den anderen Gästen fühlte. Gleichzeitig schien er den ganzen Raum mit seiner Ausstrahlung zu erfüllen. Es war ein wenig verwirrend …
    „Woher wussten Sie, dass Mr. Alden hier ist?“, wandte sie sich an Lady Dayle. „Sie stehen mit dem Rücken zur Tür und können ihn unmöglich gesehen haben.“
    Die Viscountess lachte. „Es war, als ginge ein Wind durchs Zimmer. Das ist oft so, wenn Jack erscheint. Die Damen beginnen ihre Fächer zu bewegen oder mit den Wimpern zu klimpern. Und ihre Röcke rascheln auf einmal lauter.“
    Neugierig schaute Lily sich um. Sie konnte nichts Auffälliges bemerken. Aber es musste etwas Wahres an dem sein, was Lady Dayle gesagt hatte. Wie sonst hätte sie von Jacks Ankunft wissen können?
    „Er gilt also als gute Partie?“, erkundigte sie sich „Bitte, nehmen Sie mir meine offenen Worte nicht übel. Lady Ashford hat mir zu verstehen gegeben, man müsse sich …“
    „… vor Jack in Acht nehmen? Nun, das wundert mich nicht. Eine Zeit lang hat sie sich Hoffnungen gemacht, er würde … Aber das tut hier nichts zur Sache. Können Sie erkennen, ob er zu uns kommt?“
    „Er spricht noch mit Lady Montague. Und ich fürchte, er macht kein besonders glückliches Gesicht.“
    In diesem Moment hob Jack den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Lily durchfuhr es wie ein elektrischer Schlag. Ihr stockte der Atem, und das Blut stieg ihr in die Wangen. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. Dann fing sie sich und zwang sich, ihre Aufmerksamkeit wieder auf Lady Dayle zu richten.
    „Ich glaube“, meinte diese gerade, „dass die Damen ihn interessant finden, weil er so zurückgezogen lebt. Wenn er mehr unter Menschen ginge“, sie seufzte, „dann würde man ihn vermutlich bald kaum noch beachten.“
    „Vielleicht gefällt es ihm, im Mittelpunkt zu stehen.“
    „Manchmal wünschte ich, es wäre so. Aber tatsächlich bin ich davon überzeugt, dass er nicht einmal bemerkt, wie viel Beachtung man ihm schenkt. Das macht ihn wohl noch begehrenswerter … Einige junge Damen wären sehr stolz, wenn sie behaupten könnten, er habe ihre Anwesenheit zur Kenntnis genommen.“
    Jack Alden war wirklich attraktiv. Daher zweifelte Lily nicht daran, dass er zu Londons begehrtesten Junggesellen gehörte. Allerdings war sie sich keineswegs sicher, dass er unempfänglich war für die Bewunderung, die er erregte. Schließlich hatte sie ihn als klugen Mann und aufmerksamen Beobachter kennengelernt.
    Dann fiel ihr ein, wie ihr Gespräch in Lady Dayles Salon verlaufen war. Er hatte sofort gewusst, wie sehr sie sich wünschte, ihre Mama und Lady Ashford auf der geplanten Reise begleiten zu dürfen. Aber statt höflich mit ihr darüber zu sprechen, hatte er sie mit seinen Bemerkungen provoziert. Vielleicht machte es ihm Spaß, Menschen hinters Licht zu führen oder zu erzürnen. Vielleicht machte er sich insgeheim lustig über all die jungen Damen, die ihn anschmachteten.
    „Ah, jetzt kommt er“, stellte die Viscountess fest.
    „Guten Abend, Mutter. Miss Beecham!“ Er verbeugte sich.
    Lilys Herz schlug so laut, dass sie meinte, er müsse es hören. Mit Mühe gelang es ihr, Mr. Alden höflich zu begrüßen und nicht fasziniert auf sein Haar zu starren, dem das Licht der Kerzen einen ganz besonderen Glanz verlieh.
    „Ich brauche wohl nicht zu fragen, ob es ein angenehmer Abend war“, fuhr Alden fort. „Lady Montague hat mir bereits berichtet, wie sehr der Vortrag des Streichquartetts Miss Beecham beeindruckt hat. Als Gastgeberin ist sie natürlich stolz auf den Erfolg der von ihr engagierten Musiker.“
    „Das Stück hat mich wirklich tief berührt“, meinte Lily leise.
    „Zu Tränen gerührt“, stellte er klar. „Ich hoffe, Mutter, du hast nicht versäumt, Miss Beecham zu warnen. Sie ist …“
    „Ich bitte Sie!“, unterbrach Lily ihn.
    Er beugte sich ein wenig zu ihr hinab. „Sie haben, wie mir zu Ohren gekommen ist, keine gesellschaftliche Erfahrung und eine junge Dame wie Sie …“
    Erneut fiel sie ihm ins Wort. „Bitte, machen Sie sich um mich keine Sorgen. Wie ich mich erinnere, haben wir schon

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