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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEB MARLOWE
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bei unserem letzten Gespräch festgestellt, dass Sie wenig über junge Damen meines Schlages wissen.“
    „Ihres Schlages?“, wiederholte er, und um seine Mundwinkel zuckte es.
    „Allerdings, Sir.“ Sie musterte ihn über den Rand ihres Glases hinweg. „Meine Erziehung war nicht auf Handarbeitsunterricht und Französischstunden beschränkt. Ich habe früh begonnen, mich wohltätigen Aufgaben zu widmen, und gelernt, mich um die Verwaltung unseres Familienbesitzes zu kümmern.“
    „Sehr beeindruckend! Allerdings …“
    „Oh, Sie würden erstaunt sein, wie viele unterschiedliche Pflichten es zu erfüllen gilt und mit wie vielen Menschen man zu tun hat, wenn man auf dem Lande lebt. Gelegentlich muss ich Pächter davon überzeugen, dass es besser ist, Schulden zu machen, als seine Familie hungern zu lassen. Ehefrauen haben mich gebeten, ihre Männer dazu zu bringen, ein notwendiges Medikament zu nehmen, und mich um Rat bei der Kindererziehung gefragt. Ich habe mich erfolgreich um das Schlichten von Auseinandersetzungen bemüht und öffentlich Reden gegen den Sklavenhandel gehalten. Trotzdem – das muss ich zugeben – findet unser Verwalter es noch immer schwierig, mit einer Dame wie mir über die Vorteile von Entwässerungsgräben und Fruchtwechsel auf den Feldern zu diskutieren.“
    Mr. Alden schien das wenig zu beeindrucken. „Zweifellos sind Sie all diesen Aufgaben gewachsen. Doch das ändert nichts daran, dass Sie über die Londoner Gesellschaft so gut wie nichts wissen“, stellte er fest.
    „Menschen sind und bleiben Menschen, hier ebenso wie überall sonst auf der Welt.“
    „Da muss ich Ihnen leider widersprechen. Menschen verhalten sich durchaus nicht überall gleich. Viele Mitglieder der guten Gesellschaft sind von ihrem Leben gelangweilt. Gierig greifen sie nach allem, was eine Abwechselung verspricht. Und dabei können sie sehr grausam sein.“
    Lily starrte ihn an. Endlich hatte der Himmel sich bereit erklärt, ihr ein wenig Freiheit zu gönnen, und da kam dieser Mann und wollte ihr vorschreiben, wie sie sich zu verhalten hatte? Nein, das würde sie sich nicht bieten lassen! Sie straffte die Schultern.
    „Jack, mein Lieber“, sagte die Viscountess in diesem Moment, „du glaubst doch nicht wirklich, ich würde zulassen, dass Lily etwas tut, das ihr ernsthaft schadet. Außerdem“, ein trauriges Lächeln huschte über ihr Gesicht, „bist du im Moment wohl der Letzte, der irgendwem Ratschläge zu vernünftigem Verhalten geben könnte.“
    Er errötete – was ihm überraschend gut stand, wie Lily feststellte – und meinte: „Du kennst doch die alte orientalische Überzeugung, Mutter, dass derjenige, der einem anderen das Leben rettet, von da an für diesen verantwortlich ist.“
    „Darüber hast du wohl in deinen Büchern gelesen?“ Lady Dayle musterte ihren Sohn skeptisch. „Ich denke, ich werde mich ein wenig mit Lady Dearham unterhalten. Im Gegensatz zu einigen hier Anwesenden interessiert sie sich wirklich für Musik.“ Dann wandte sie sich Lily zu. „Sie kommen wieder zu mir, wenn das Programm fortgesetzt wird, nicht wahr?“
    „Gern, Mylady.“ Lily wandte sich dem Sohn der Viscountess zu. „Mögen Sie keine Musik, Mr. Alden?“
    Er rollte die Augen. „Doch, nur Opern sind nicht nach meinem Geschmack. Sie sind so übertrieben gefühlvoll.“
    „Das kann ich nicht beurteilen, da ich noch nie in der Oper war.“ Sie bemerkte, dass seine Miene sich verfinstert hatte. „Ich frage mich, ob Sie heute Abend aus einem Grund hier sind, der nichts mit den musikalischen Darbietungen zu tun hat.“
    „Ich gestehe, dass ich momentan bestimmte Mitglieder der christlichen Reformbewegung interessanter finde als irgendwelche musikalischen Vorträge.“ Er betrachtete Lily nachdenklich.
    Diese hob kampflustig das Kinn. „Wir mögen es nicht, wenn man uns begafft wie exotische Tiere.“
    „Natürlich nicht!“ Er zögerte. „Ich habe mich wohl ungeschickt ausgedrückt. Mein Bruder erwähnte, dass er die angestrebten Reformen gutheißt. Das hat mich neugierig gemacht. Ich bin hier, um mich zu informieren.“
    „Dann kann ich Ihnen da ein paar Gesprächspartner empfehlen. Dort drüben beispielsweise steht Mr. Macaulay. Niemand kennt sich mit den Zielen, den Problemen und den Erfolgen der Reformer besser aus als er.“
    „Das mag wohl sein. Aber er macht einen sehr leidenschaftlichen Eindruck. Ich hatte eigentlich gehofft, mit jemandem sprechen zu können, der ein wenig ruhiger ist.“ Erneut

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