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Miss Marples letzte Fälle

Miss Marples letzte Fälle

Titel: Miss Marples letzte Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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mit einem Ausruf des Zorns von sich.
    »Ein Kochrezept! Für Wiener Kaiserschmarren!«
    Charmian löste das Band, das die Briefe zusammenhielt. Sie zog einen heraus und warf einen Blick darauf.
    »Liebesbriefe!«
    Miss Marple war hingerissen.
    »Wie interessant! Vielleicht erfahren wir jetzt den Grund, weshalb Ihr Onkel nie geheiratet hat.«
    Charmian las vor:
     
    »Mein liebster Matthew,
    ich muss gestehen, die Zeit ist mir lang geworden, seit ich Deinen letzten Brief erhalten habe. Ich versuche, mich ganz den Aufgaben zu widmen, die mir auferlegt sind, und sage mir oft, wie glücklich ich mich preisen kann, Gelegenheit zu haben, so viel von der Welt zu sehen. Als ich damals nach Amerika reiste, hätte ich mir a l lerdings nicht träumen lassen, dass ich eines Tages auf diese fernen Inseln verschlagen werden würde.«
     
    Charmian brach ab. »Woher kommt der Brief? Oh! Aus Hawaii!«
    Sie fuhr fort:
     
    »Diese Eingeborenen hier sind leider noch weit entfernt davon, e r leuchtet zu werden. Sie befinden sich noch in einem Zustand der Nacktheit und der Wildheit und bringen fast ihre ganze Zeit damit zu, zu schwimmen und zu tanzen und sich mit Blume n kränzen zu schmücken. Mr Gray hat einige von ihnen zum Glauben bekehrt, aber es ist mühsame Arbeit, und er und Mrs Gray sind oft sehr entmutigt. Ich gebe mir alle Mühe, sie aufz u heitern und zu ermutigen, aber auch mir ist oft traurig ums Herz. Den Grund kannst Du Dir wohl denken, mein lieber Matthew. Ja, die Trennung ist eine schwere Prüfung für ein liebendes Herz. Die Beteuerungen Deiner unwandelbaren Liebe und Zuneigung haben mich sehr getröstet. Mein Herz gehört jetzt und immer Dir, mein lieber Matthew.
    Ich grüße Dich aus der Ferne und bitte Dich, mir zu glauben, dass ich Dir immer gut sein werde.
    Deine Dich liebende Betty Martin.
     
    P.S. Ich schicke den Brief wie immer an unsere gemeinsame Freundin Matilda Graves. Ich hoffe, der Himmel wird mir diese kleine List verzeihen!«
     
    Edward stieß einen Pfiff aus.
    »Eine Missionarin! Das also war Onkel Matthews Liebe. Ich möchte wissen, warum die beiden nie geheiratet h a ben.«
    »Sie scheint in der ganzen Welt herumgekommen zu sein«, bemerkte Charmian, während sie die Briefe durc h sah. »Mauritius – alle möglichen Länder der Erde. Sie ist wahrscheinlich am Gelben Fieber gestorben oder so was.«
    Ein leises Lachen riss die beiden jungen Leute aus ihren Betrachtungen. Miss Marple war offenbar sehr erheitert. »Na so was!«, sagte sie. »Wer hätte das gedacht!«
    Sie überflog gerade das Rezept für den Wiener Kaise r schmarren. Als sie die fragenden Blicke der jungen Leute bemerkte, las sie vor:
     
    »›Wiener Kaiserschmarren. Man nehme sechs Eier, einen Viertel Liter Milch, zwei Löffel Zucker, zweihundert Gramm Mehl, Salz. Eigelb und Zucker, Salz und Milch verrühren. Das Mehl dazu, Eischnee vorsichtig unterheben, zuletzt eine Hand voll Su l taninen. Das Ganze in der Pfanne goldbraun backen und kleine Stücke abstechen. Fertig ist der Schmarren!‹
     
    Was sagen Sie dazu?«
    »Viel zu süß«, erklärte Edward unwirsch.
    »Nein, nein, das schmeckt sicher köstlich – aber wie denken Sie über das Ganze?«
    Ein Licht der Erleuchtung erhellte plötzlich Edwards Gesicht.
    »Glauben Sie, es ist eine verschlüsselte Botschaft?« Er packte das Blatt mit dem Rezept. »Schau her, Charmian, das könnte es sein. Es gibt doch sonst keinen Grund, ein Kochrezept in einer Geheimschublade zu verstecken.«
    »Genau«, bestätigte Miss Marple . »Das ist sehr bedeu t sam.«
    »Ich weiß, was es sein könnte«, ließ sich Charmian ve r nehmen. »Unsichtbare Tinte. Machen wir das Papier doch mal heiß. Schalte die Heizplatte ein.«
    Edward tat es, doch keine Spuren einer Geheimschrift zeigten sich unter Einwirkung der Wärme.
    Miss Marple hüstelte. »Wissen Sie, ich glaube wirklich, Sie machen es sich zu schwer. Das Rezept ist gewisse r maßen nur ein Hinweis. Das Wichtigste sind meiner A n sicht nach die Briefe.«
    »Die Briefe?«
    »Insbesondere«, sagte Miss Marple, »die Schlussformel. Sie ist bei allen Briefen gleich.«
    Doch Edward hörte nur mit halbem Ohr zu.
    »Charmian«, rief er aufgeregt. »Komm her! Miss Marple hat Recht. Schau – die Umschläge sind alt, das stimmt. Aber die Briefe selbst wurden viel später geschrieben.«
    »Genau«, sagte Miss Marple wie zuvor.
    »Sie sind nur auf alt gemacht. Ich möchte wetten, dass Onkel Matthew sie selbst geschrieben hat…«
    »Ganz recht«, meinte

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