Miss Meermaid steht zur Wahl
habe Erfahrungen.«
»Anscheinend führen auch
Milchgetränke zu etwas«, sagte ich mürrisch. »Aber ich wäre fast auf Sie
hereingefallen.«
»Ich weiß alles über Mörder und
Detektive und Spuren finden und alles andere«, sagte Bella mit einem leicht
selbstgefälligen Ton. »Seit Jahren lese ich Kriminalromane.« Sie sah mich mit
stählernem Blick an. »Ich bin sogar korrespondierendes Mitglied des Verbandes
der Kriminalromanautoren Amerikas.«
»Großartig«, sagte ich. »Damit
ist alles geklärt. Wer ist also Ihrer Meinung nach verdächtig?«
»Diese beiden Männer, die Sie
aus Alishas Zimmer trugen«, antwortete sie vertraulich. »Und nachdem sie weg
waren, ging Duval. Darum nehme ich an, er ist es. Aber wenn ich mich irre,
würden die Polizisten mich auslachen, und ich würde nie mehr bei Duval Arbeit
bekommen. Darum müssen wir uns zuerst vergewissern, daß Duval es ist. Wir
müssen es beweisen.«
»Und wie?« fragte ich schwach.
»Wir wissen bereits, daß er die
Gelegenheit hatte«, erklärte sie eifrig. »Jetzt müssen wir das Motiv
herausfinden.«
»Ich werde zu ihm gehen und ihn
fragen«, sagte ich entschlossen und stand auf.
»Kluge Fragen stellen, Danny. Das i st
alles.« Sie nickte weise. »Stellen Sie ihm ein Bein, locken Sie ihn mit seinen
eigenen Worten in die Falle.«
»Es wird mir leichtfallen,
verglichen mit der Zeit, die ich brauchte, um aus Ihnen was herauszubekommen,
mein Schatz«, sagte ich und ging zur Tür.
»Wollen Sie nicht, daß ich
Ihnen helfe?« fragte sie.
»Wenn Sie helfen, und wir uns
irren, werden Sie nie mehr für ihn Modell stehen, vergessen Sie das nicht.«
»Stimmt.« Sie nagte
nachdenklich an ihrer Lippe. »Daran dachte ich nicht. Also gut. Aber informieren
Sie mich gleich. Ich werde Ihnen seine Antworten analysieren.«
»Gewiß, meine Dame.« Ich
öffnete die Tür und sah dann zu ihr zurück. »Was wollen Sie tun, während ich
fort bin? Auf Ihrer Geige spielen?«
»Wie?«
»Schon gut.« Ich hob resigniert
die Schultern. »Dann machen Sie sich statt dessen eine Heroinspritze.«
»Sie machen sich über mich
lustig, Danny«, sagte sie vorwurfsvoll. »Das tut doch Nero Wolfe immer.«
4
Ich nahm mir ein Taxi zur
Meermaid-Fabrik und suchte Myers auf. Es war schwer zu erkennen, ob er sich
freute, mich zu sehen, denn jedesmal, wenn ich ihm in die Nähe kam, wich er vor
mir zurück und brachte seinen Schreibtisch zwischen uns.
»Eine schreckliche Tragödie,
Mr. Boyd.« Er seufzte tief auf. »Die Polizei hat mich heute am Morgen über alle
Einzelheiten genau unterrichtet. Diese arme Alisha Hope. Erst lebte sie in der
aufregenden Hoffnung, einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen, und dann wird sie
ermordet.« Myers legte sein Gesicht in traurige Falten. »Sie waren doch am
Abend ihres Todes mit ihr verabredet, nicht wahr?«
»Wer hat Ihnen das gesagt?«
fragte ich scharf.
Wieder wich er schnell hinter
seinen Schreibtisch zurück.
»Elaine Curzon gestern beim
Essen, nachdem die Vorentscheidung beendet war. Sie — äh — mißbilligte das scharf. Ein Verhalten, das einem Preisrichter nicht zukommt, sagte sie, es
wäre — äh — unmoralisch.«
»Haben Sie der Polizei etwas
davon gesagt?« fragte ich.
»Nun, ja, das tat ich.« Er
blinzelte vorsichtig. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Mr. Boyd. Ich hielt
es für meine Pflicht, für den Fall, daß es — äh — den Ermittlungen helfen
könnte.«
»Wenn ich mal wirklich einen
Freund brauche, werde ich mich Ihrer erinnern«, sagte ich düster. »Was wird
denn jetzt aus dem Wettbewerb?«
»Dem Wettbewerb?«
»Wird er wegen des Mordes nicht
abgesagt?«
»Es war eine entsetzliche
Tragödie«, antwortete er und verschob den Zwischenfall damit elegant in die
Vergangenheit. »Aber wie man auch beim Theater sagt, Mr. Boyd, die Schau geht
weiter. Wir dürfen die anderen neun Bewerberinnen nicht enttäuschen, die sich
für das Halbfinale qualifiziert haben. Das ist doch sicher auch Ihre Meinung.
Schließlich haben wir alle eine Pflicht zu erfüllen« — er richtete sich zur
vollen Höhe seiner hundertneunundfünfzig Zentimeter auf — »und ich werde dafür sorgen,
daß es geschieht.«
»Sie haben mein volles
Mitgefühl, Mr. Myers«, sagte ich. »All diese schreckliche Publizität, die Sie
jetzt bekommen. Jedesmal, wenn der Name dieses ermordeten Mädchens fällt, wird
man auch von den Meermaid-Badeanzügen reden. Das ist wirklich großes Pech.«
»Ist es das nicht wirklich?«
sagte er
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