Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
Vom Netzwerk:
Grenzen. Ich habe mich nie vom Alkohol zur Witzfigur machen lassen und gedenke nicht, jetzt noch damit anzufangen.«
    »Geht es Ihnen denn auch bestimmt wieder ganz gut?«
    »Durchaus.«
    Miss LaFosse machte dem Sherry höchstselbst den Garaus und setzte sich.
    »Oh, bitte schnell«, flehte sie. »Schnell, ich halte es nicht länger aus. Wie … Haben … Sie … Das … Gemacht? Ich hatte die Küche völlig vergessen. Hatte überhaupt nicht daran gedacht, nie dort nach irgendwelchen Hinterlassenschaften gesucht. Die pure Unvorsichtigkeit. Ich bin die Unvorsichtigkeit in Person. Sie waren fantastisch.«
    Miss Pettigrew wehrte hastig ab.
    »Es war ganz einfach«, sagte sie ernst, »wirklich ganz einfach. Nichts weiter dabei. Bitte halten Sie mich nicht für schlau, sonst erleben Sie eine arge Enttäuschung. Beim Aufräumen habe ich im Schlafzimmer das Päckchen entdeckt und mir gedacht, in meiner Tasche wäre es am sichersten aufgehoben. Als Nick so wütend hereinkam, fiel es mir wieder ein, und der Rest ergab sich von selbst. Es war wirklich nichts weiter dabei.«
    »Nichts weiter dabei!«, sagte Miss LaFosse. »Nichts weiter dabei! Es war brillant, fantastisch. Die beste Schauspieleinlage, die ich seit Jahren gesehen habe.«
    »O nein! Es war kein Schauspielern. Es war Nachahmung.«
    »Nachahmung?«
    »Es war Mrs. Brummegan.«
    »Mrs. Brummegan?«
    »Meine vorherige Arbeitgeberin. Verzeihen Sie, wenn ich schlecht über Abwesende spreche – eine fürchterliche Person.«

    »Ich kann nicht ganz folgen«, sagte Miss LaFosse verwirrt.
    »Zwei Jahre habe ich sie ertragen«, sagte Miss Pettigrew. »Wohl oder übel. Ich habe sie in der Zeit bestens kennengelernt und mich nun nach Kräften bemüht, es ihr gleichzutun.«
    Miss LaFosse war schnell von Begriff. Ihre Augen glänzten.
    »Oh!«, hauchte sie. »Eine Imitatorin. Eine geborene Imitatorin. Mein Gott! Was für ein Auftritt! Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas in Ihnen steckt. Sie waren wunderbar.«
    »Ach nein«, wiegelte Miss Pettigrew ab, vor Freude völlig aus dem Häuschen wie ein kleines Kind.
    »Sie haben nie erwogen, sich auf diesem Feld zu betätigen, oder?«
    »Auf welchem Feld?«
    »Auf der Bühne, meine ich.«
    »Auf der Bühne!«, japste Miss Pettigrew. »Ich?«
    »Es herrscht großer Mangel an wirklich guten Charakterdarstellerinnen«, sagte Miss LaFosse ernst. »Sie wissen doch, wie es ist. Diejenigen, die jung angefangen haben, wollen nicht in Nebenrollen verbannt werden, wenn sie schon eine Zeitlang dabei sind und Erfahrung gesammelt haben. Sie wollen die alten Knaben nicht sagen hören: ›Potztausend! Ich weiß noch, wie sie und ich jung waren. Da hättest du sie mal sehen müssen, mein Junge, als sie die Hauptrolle in Kiss me, Daddy spielte.‹ Nein. Nichts da. Sie wollen jung bleiben und weiter jugendliche Hauptrollen spielen, und wenn das nicht mehr geht, werfen sie das Handtuch. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Ich werde es genauso machen.«
    »Sie stehen also selbst auf der Bühne?«, erkundigte sich
Miss Pettigrew, taktvoll bestrebt, das Gespräch von ihren eigenen Schauspielkünsten wegzulenken.
    »Ja«, sagte Miss LaFosse, »aber im Augenblick mache ich Pause, wobei ich allerdings während der Pause auch arbeite. Ich wollte keinen schlechteren Vertrag unterschreiben, wo Phil mich doch bei ›Pile on the Pepper‹ protegieren will, deswegen habe ich ein kleineres Engagement abgelehnt und singe jetzt nur im Blauen Pfau.«
    »Ein sehr eigenartiger Name«, murmelte Miss Pettigrew. »Blauer Pfau?«
    »Ganz recht«, nickte Miss LaFosse, »aber auch sehr hübsch, finden Sie nicht? Der Club gehört zu gleichen Teilen Nick und Teddy Scholtz. Nick ist ein bisschen konventionell und wollte ihn ›Blauer Engel‹ nennen, und Teddy ist ein bisschen einfallslos und wollte ihn ›Grüner Pfau‹ nennen. Also haben sie Karten abgehoben, bloß wussten sie nicht, dass sie Charlie Hardbrights getürktes Kartenspiel erwischt hatten, jedenfalls hatten sie beide das Pik-Ass. Keiner wollte nachgeben oder noch mal abheben, darum haben sie sich schließlich in der Mitte getroffen und es ›Blauer Pfau‹ genannt.«
    »Wie schrecklich interessant«, hauchte Miss Pettigrew. »Einmal zu erfahren, was hinter den Kulissen geschieht. Bisher kannte ich solche Geschichten nie aus erster Hand.«
    »Ja«, stimmt Miss LaFosse zu. »Mit Nick ist man immer mitten im Geschehen.«
    Über Nick zu sprechen, rückte ihn wieder näher. Sie stand auf und fingerte an einem

Weitere Kostenlose Bücher