Miss Pettigrews grosser Tag
Ja sagt und mich heiratet.«
»Männer sind komisch«, pflichtete Miss LaFosse bei.
»Er will beides haben. Dass ich ihm treu bin, als wäre ich seine Ehefrau, gleichzeitig aber ungebunden und kein klärendes Wort.«
»So sind sie nun mal. Erwarten, dass man ihre Gedanken liest.«
»Tja. Ich war ja willens. Lieber habe ich Tony so als gar nicht, aber ich sehe nicht ein, warum ich mir nicht mal ein kleines, harmloses Vergnügen gönnen soll. Du weißt ja, er musste für sechs Wochen ins Ausland, und da bin ich mit Frank Desmond herumgezogen. War nichts dabei. Hab mich nur ein bisschen amüsiert. Eines Abends sind wir mit einer ganzen Clique zu seinem Wochenendhaus gefahren. Die anderen sind schon vor uns von da wieder aufgebrochen. Ich bin nur noch auf einen letzten Drink geblieben, und als wir dann in Franks Auto saßen, funktionierten die Scheinwerfer nicht. Er ist kein Mechaniker, und wir hatten nicht mal eine Taschenlampe dabei. Es hat geregnet wie aus Eimern, und es war stockfinster und das Dorf eine Meile entfernt, was blieb mir da anderes übrig, als bei ihm zu übernachten?«
»Nichts natürlich«, stimmt Miss LaFosse zu. »Ich hätte es auch so gemacht. Aber es ist Tony wohl zu Ohren gekommen.«
Um Miss Dubarrys Mund zuckte es wieder. Ihr standen die Tränen in den Augen.
»Ja.«
»Ich nehme an«, tastete Miss LaFosse sich vor, »das Ganze war völlig harmlos.«
»Das ist ja das Schlimme«, jammerte Miss Dubarry. »Du weißt, was für ein hinreißender Teufelskerl Frank ist. Gegen ein bisschen Spaß mit ihm wäre absolut nichts einzuwenden. Aber wegen Tony habe ich es eben gelassen. Und jetzt hätte ich’s genauso gut tun können, wo er mir kein Wort glaubt.«
»Tja! Tugend ist sich selbst der beste Lohn, heißt es doch so schön.«
»Ich hätte lieber den Spaß, wenn der Lohn so oder so gleich ausfällt.«
»Tony glaubt dir also nicht.«
»Nein. Was soll ich bloß machen? Du weißt, was Frank für einen Ruf hat. Tony glaubt schlicht weder ihm noch mir … Ich habe mich sogar dazu erniedrigt, Frank da mit hineinzuziehen. Er sagt, natürlich würde er für mich lügen.«
»Selbstredend würde er das«, sagte Miss LaFosse düster. »Das ist das Schlimmste daran. Ich meine, Tony weiß, dass er lügen würde, woher soll er also wissen, ob er nicht lügt? Ach herrje! Das ist wirklich scheußlich verzwickt.«
»Ich weiß.«
Miss Dubarrys Stimme versagte. Ein paar der umsichtig zurückgehaltenen Tränen brachen sich Bahn. Sie ergriff Miss LaFosse am Arm.
»Ach, Delysia! Du musst dir irgendwas ausdenken. Ich kann ohne ihn nicht leben.«
Miss LaFosse gab tröstende Laute von sich. Miss Dubarry betupfte ihre Augen und sah in gespielter Empörung auf.
»Weinen, wegen einem Mann! Das ist doch wohl die Höhe! Du musst ja denken, dass ich den Verstand verloren habe. Das habe ich auch. Nicht zu fassen! Er ist ein grässliches, misstrauisches Ekel. In meinem ganzen Leben will ich nie wieder etwas mit ihm zu tun haben.«
»Sehr heldenhaft«, seufzte Miss LaFosse, »aber leider nicht wahr.«
Miss Dubarry sackte erneut zusammen.
»Ich habe sofort an dich gedacht. Ich dachte, dir fällt vielleicht etwas ein.«
»Ich versuche es«, sagte Miss LaFosse ohne große Überzeugung. »Aber … Tony! Und du kannst nicht einmal behaupten, du wärst nicht über Nacht geblieben.«
»Ich weiß.«
»Das ist ein Problem.«
»Ich bin auf der Stelle zu dir. Ich hatte gehört, Nick wäre wieder da. Ich wusste nicht, ob du Zeit haben würdest, aber ich hab’s einfach riskiert.«
»O ja. Nick ist wieder da.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, er hätte morgen gesagt.«
»Hat er auch.«
»Kommst du denn dann trotzdem mit zu den Ogilveys?«
»O ja.«
»Wann ist er gekommen?«
»Heute Morgen.«
»Und wo ist er jetzt?«
»Ich weiß nicht. Er hat sich nicht lange aufgehalten.«
»Was?«
»Nur eine Stunde.«
»Er … er … wird doch nicht etwa wankelmütig?«, fragte Miss Dubarry entgeistert.
»O nein! Guinevere wollte ihn nicht länger hierhaben. Das war der eigentliche Grund.«
»Was? Wollte ihn nicht länger hierhaben?«
»Er gefiel ihr nicht.«
»Du machst Witze.«
»Frag sie.«
»Aber er kommt bestimmt jede Minute wieder?«
»Nein. Erst morgen.«
»Er kommt heute Abend nicht her?«
»Nein.«
»Was?«
»Guinevere war dagegen.«
»Heiliges Kanonenrohr!«, hauchte Miss Dubarry.
»Es ist die Wahrheit.«
»Das hat er geschluckt?«
»Er hatte keine Wahl.«
»Das ist doch wohl ein Scherz.«
»Er
Weitere Kostenlose Bücher