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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
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Fläschchen oder Döschen vonnöten sein sollten.
    Miss Dubarry drehte Miss Pettigrews Gesicht zum Licht.
    »Siehst du, ich habe die Augenbrauen und Wimpern nicht geschwärzt, sondern sie nur zart nachgedunkelt. Würdest du etwa behaupten, sie wären nicht von Natur aus so? Nein, das würdest du nicht.«

    »Besser geht’s nicht«, stimmte Miss LaFosse zu. »Du bist ein Genie, Edythe.«
    »Nun ja, auf meinem Gebiet bin ich nicht schlecht«, räumte Miss Dubarry bescheiden ein.
    Einen Augenblick lang bewunderte sie ihr Werk.
    »Jetzt aber!«, sagte sie energisch. »Das Kleid.«
    »Du willst wirklich nicht das grüngoldene aus Brokat?«, fragte Miss LaFosse wehmütig.
    »Nein. Ganz bestimmt nicht«, sagte Miss Dubarry entschieden. »Viel zu raffiniert für Guinevere. Sie hat nicht das richtige Flair dafür. Nicht vulgär genug, wenn du es genau wissen willst. Wenn du nicht zu den Frauen gehörtest, die auch in einem Kartoffelsack noch gut aussehen, Delysia, wäre deine Kleiderwahl eine Katastrophe. Guinevere kann nicht einfach irgendwas anziehen. Es muss genau das Richtige sein.«
    »Ganz wie du meinst«, sagte Miss LaFosse unterwürfig.
    »Das schwarze Samtkleid«, verfügte Miss Dubarry.
    Sie streiften es Miss Pettigrew über. Einen atemlosen Moment lang wagten sie nicht hinzuschauen. Doch es passte. Nicht perfekt, aber hinreichend, um nicht aufzufallen.
    »Ich habe mir schon gedacht, dass sie in etwa meine Figur hat«, sagte Miss LaFosse mit einem erleichterten Seufzer.
    »Dem Himmel sei Dank«, dachte Miss Pettigrew überschwänglich, »für knappe Rationen und keine Altersringe um die Leibesmitte.«
    »Eine Halskette«, sagte Miss Dubarry. »Etwas Züchtiges, Damenhaftes.«
    »Wie wär’s mit meinen Perlen«, sagte Miss LaFosse. »Sie sind nichts Besonderes, aber wer weiß das schon?«
    »Ausgezeichnet.«

    »Nein«, sagte Miss Pettigrew entschlossen. »Ich trage unter keinen Umständen Perlen von jemand anderem. Ich hätte keine ruhige Minute bei dem Gedanken, dass ich sie am Ende verliere. Vielen herzlichen Dank, aber nein.«
    Miss Dubarry und Miss LaFosse wechselten einen Blick.
    »Sie meint es ernst«, sagte Miss LaFosse. »Wenn Guinevere Nein sagt, meint sie Nein.«
    »Die Jadeohrringe«, sagte Miss Dubarry. »Dazu die Perlenkette. Glitzersteine setzen Guinevere nicht ins richtige Licht.«
    Miss Pettigrew wollte neue ängstliche Einwände erheben, doch Miss LaFosse beschwichtigte sie hastig.
    »Sie sind nicht echt. Machen Sie sich keine Sorgen deswegen. Ein Relikt aus weniger glorreichen Tagen, aber Edythe haben sie immer gefallen.«
    Sie beratschlagten weiter.
    »Und für heute Abend«, sagte Miss Dubarry, »braucht sie eine Ansteckblume. Etwas Zartes, hauptsächlich grün und cremefarben, aber eine einzelne Blume darf gern herausstechen. Und echt muss sie sein. Keine künstliche. Echte Blumen bringen ihre Persönlichkeit zum Ausdruck … sie hat so etwas Frisches, Natürliches an sich.«
    »Unverdorben«, sagte Miss LaFosse.
    »Und dazu noch Verstand.« Miss Dubarry schüttelte den Kopf.
    »Kaum zu fassen«, stimmte Miss LaFosse zu.
    »Da hätte man eher einen Dragoner erwartet.«
    »Keine Spur.«
    »Gott sei Dank!«, sagte Miss Dubarry.
    »Ich suche es selbst aus«, versprach Miss LaFosse.
    »Das wird wohl besser sein. Komisch, dass kluge Menschen so selten wissen, wie man auf sich achtet. Ein großer
Geist muss darüber wohl erhaben sein. War nicht als Beleidigung gedacht.«
    »Wurde auch nicht so aufgefasst«, sagte Miss Pettigrew.
    »So«, sagte Miss Dubarry, »und jetzt die Haare.«
    Sie löste Miss Pettigrews Hochsteckfrisur.
    »Völlig glatt, aber von der Sorte, die sich wunderbar ondulieren lässt. Wenn eine Spur von Naturlocken vorhanden ist, geht es manchmal nicht so gut … oh!« Miss Dubarry sah bestürzt zu Miss LaFosse. »Du brauchst ja keine Brennschere. Dein Haar ist von Natur aus gelockt. Dann hast du sicher keine im Haus. Wir sind erledigt.«
    »Sind wir nicht. Habe ich sehr wohl«, sagte Miss LaFosse voll Stolz. »Weißt du noch, der Abend, an dem Molly sich auf dem Weg hierher im Regen ihre Locken ruiniert hat und den ganzen Abend wie ein begossener Pudel dasaß … tja, seither habe ich für Notfälle immer eine parat, für meine Gäste. Und ich habe auch einen Apparat zum Aufheizen dazu.«
    Miss LaFosse präsentierte die gesamte Ausrüstung wie ein Zauberer, der ein Kaninchen aus dem Hut zutage fördert. Miss Dubarry machte sich ans Werk.
    »Zum Waschen wird es zu knapp. Schade, aber

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