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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
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ihrerseits Miss Pettigrews Knie, wobei
dieser wiederum das zarte, verführerische Parfüm der Besucherin in die Nase stieg.
    »Was für ein himmlischer Duft«, sagte sie voll Bewunderung.
    »Ja, nicht wahr?«, sagte Miss Dubarry selbstzufrieden.
    »Ich habe noch nie etwas Ähnliches gerochen.«
    »Das wäre wohl auch kaum möglich. Ich bin der einzige Mensch in England, der die Rezeptur kennt.«
    »Wie aufregend!«, rief Miss Pettigrew. »Ist es teuer?«
    »Neun Pfund pro Unze.«
    »Was?« Miss Pettigrew verschlug es den Atem.
    »Nun ja! Mich kostet es zehn Schilling sechs.«
    »Und die Leute kaufen es?«, stammelte Miss Pettigrew.
    »So viel sie kriegen können. Aber mit der Zeit habe ich herausgefunden, dass die Nachfrage größer ist, wenn man so tut, als wären die Vorräte begrenzt. Man mag anfangs zwar vielleicht mehr verdienen, aber sobald sie meinen, es sei mehr als genug vorhanden, geht die Nachfrage schnell zurück. Meine Kundinnen zählen gern zu den Auserlesenen.«
    »Zehn Schilling sechs«, sagte Miss Pettigrew mit erstickter Stimme. »Neun Pfund.«
    »Ach, das gehört nun mal zum Geschäft. Ich meine, niemand außer mir kann es herstellen, also verlange ich natürlich ordentlich was dafür. Wenn die Rezeptur bekannt würde, wäre der Preis mit einem Schlag im Keller. Es ist die Exklusivität, für die man bezahlt.«
    Miss Pettigrews Interesse war geweckt und gewann die Oberhand über ihren Schock.
    »Aber – wenn ich fragen darf – wie haben Sie gelernt, es herzustellen?«
    »Tja, das ist eine lange Geschichte«, sagte Miss Dubarry, »wenn Sie sie ganz hören wollen. Ich war in Frankreich,
um Ware einzukaufen. Dort lernte ich Gaston Leblanc kennen … er ist der größte Experte in Sachen Parfüms, den es gibt. Nun, eine solche Gelegenheit konnte ich mir unmöglich entgehen lassen, also habe ich meinen Aufenthalt ein wenig verlängert. Er stellte sich natürlich vor, unsere beiden Unternehmen zusammenzulegen. Ich bin nicht dumm. Er war nicht nur von meinen Reizen hingerissen. Nun ja, ich habe ihm auch nicht gerade die kalte Schulter gezeigt und bekam von ihm die Rezeptur als Verlobungsgeschenk. Also wirklich! Kostete ihn keinen Heller, und das Geheimnis blieb quasi in der Familie. Dann fuhr ich zurück nach England.«
    »Nach England?«, fragte Miss Pettigrew verwirrt.
    »Aber natürlich«, sagte Miss Dubarry ungehalten. »Was haben Sie denn gedacht? Er wollte nicht mich heiraten, sondern Salon Dubarry. Nicht, dass ich das nicht gewusst hätte. Aber ich billige es nicht, wie dergleichen auf dem Kontinent gehandhabt wird. Ohne mein Geschäft hätte er mich niemals als Ehefrau in Betracht gezogen. Also ich lasse mir so etwas nicht bieten. Es muss doch eine Spur Leidenschaft dabei sein, wenn ein Mann einem einen Antrag macht. Ein Engländer will nicht in ein Geschäft einsteigen, sondern in ein Bett. Mit dieser Grunderwartung sind wir aufgewachsen, und frühkindliche Einflüsse wird man bekanntlich nie wieder los.«
    »Nein«, sagte Miss Pettigrew rechtschaffen empört. »Natürlich nicht. Allein der Gedanke! Ein Geschäft, wahrhaftig!«
    Miss Dubarry förderte aus ihrer Handtasche ein Döschen zutage und malte sich die Lippen nach. Miss Pettigrew stand auf. Sie betrachtete sich eingehend im Spiegel über dem Kaminsims, begutachtete die Anzeichen des heranrückenden Alters, die sich weniger in Runzeln und
Furchen als vielmehr in sehr viel delikateren Andeutungen bemerkbar machten und sie insgesamt welk wirken ließen: ihr matter Blick, das glanzlose Gesicht. Das glatte, strähnige mausbraune Haar. Die wässrigen, müde blickenden Augen, der blasse Mund, die eingefallenen Züge, ihr käsiger Teint.
    »Es hat keinen Zweck«, dachte sie. »Man mag mit Schminke und Puder anstellen, was man will, aber den ungesunden Teint, der von schlechter Ernährung herrührt, kann man damit nicht fortzaubern. Und ich wüsste nicht, wie ich an gutes Essen kommen sollte.«
    Mit einem Mal fühlte sie sich wieder erschlafft, fade und ängstlich. Sogleich zeichnete sich Sorge in ihrem Gesicht ab, ließ es altern, verwelken, zerstörte alle womöglich noch vorhandenen Zeichen der Jugend.
    Miss Pettigrew wandte hastig den Blick von ihrem Spiegelbild ab. Sie starrte zu Miss Dubarry, die dort saß in ihren teuren Kleidern, mit ihrem glatten schwarzen Haar, ihren purpurroten Lippen und ihrem so ungemein anziehend blassen Gesicht.
    »Nein«, dachte Miss Pettigrew resigniert, »unter keinen Umständen könnte ich mich in sie

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