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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
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verwandeln. Nicht einmal, wenn ich noch jung wäre. Es ist nicht nur die Schminke. Es ist etwas in einem selbst.«
    Als sie sich wieder hinsetzen wollte, öffnete sich die Schlafzimmertür, und Miss LaFosse trat heraus.

SIEBTES KAPITEL
    15:44 – 17:02
     
     
    M iss LaFosse kam herein, in ihrem fließenden schwarzen Gewand mit silbrig glitzerndem Kragen und Gürtel; ihr Haar schimmerte wie eine mattgoldene Krone. Ruckartig sank Miss Dubarry in Miss Pettigrews Wertschätzung auf einen Schattenplatz.
    »Ach«, dachte sie mit etwas wie Besitzerstolz, »die Natur ist der Kunst doch allemal überlegen.«
    »Delysia!«, rief Miss Dubarry und sprang auf. »Ich dachte schon, du kämst überhaupt nicht mehr.«
    »Nun beruhige dich doch, Edythe«, sagte Miss LaFosse. »Du regst dich immer viel zu sehr auf.«
    »Das würdest du an meiner Stelle auch tun.«
    »Ja. Vermutlich«, sagte Miss LaFosse beschwichtigend. »Man hat leicht reden, wenn es einen nicht selbst betrifft. Und, wie seid ihr miteinander ausgekommen, du und Guinevere? Entschuldige, dass ich dich habe warten lassen.«
    »Oh, gut. Wir haben uns prächtig unterhalten. Ich habe ordentlich geprahlt. Das beruhigt.«
    »Ach nein, das hat sie gar nicht«, widersprach Miss Pettigrew eilig. »Sie hat mir nur manches erzählt, weil ich danach gefragt habe.«
    Miss LaFosse schmunzelte.
    »Ich glaube euch beiden.«
    »Ach, Delysia!« Miss Dubarrys Stimme brach.

    Ihr ganzes Elend stand ihr wieder im Gesicht geschrieben. Sie war den Tränen nahe. Es zuckte um ihren Mund, aber sie durfte auf keinen Fall ihr Make-up gefährden. Sie setzte sich auf die Couch und rang um Fassung.
    »Ich weiß«, sagte Miss LaFosse mit tröstlichem Mitgefühl. »Ich bin bereit. Wo sind die Zigaretten … hier? Greif zu.« Sie zündete je eine für sich und für Miss Dubarry an und setzte sich neben sie. »So. Nun erzähl.«
    Miss Dubarry sog gierig den Rauch ein.
    »Tony hat mich verlassen.«
    »Nein!«, sagte Miss LaFosse ungläubig.
    Miss Pettigrew nahm etwas entfernt Platz. Sie hatte das Gefühl zu stören. Die beiden waren echte Freundinnen. Sie hatten sie vergessen. Es war wohl an ihr zu gehen, aber sie wollte nicht gern ohne ein Wort aus dem Zimmer verschwinden. Miss Dubarry wusste, dass sie da war, also war es nicht ihre Schuld, wenn sie mithörte. Sie wollte nicht gehen. Sie wollte wissen, wer Tony war und warum er Miss Dubarry verlassen hatte, aber es beschlich sie allmählich auch das verlorene, trübselige Gefühl, dass all diese aufregenden Menschen mit ihren Erlebnissen und Abenteuern ihr, Miss Pettigrews, Leben nur einen flüchtigen Moment lang streifen würden.
    Miss Dubarry nickte.
    »Es ist wahr«, sagte sie tonlos.
    »Ihr habt früher doch auch schon gestritten.«
    »Ja. Aber nicht ernsthaft. Da besteht ein Unterschied.«
    »Ich weiß«, sagte Miss LaFosse. »Was ist passiert?«
    »Nun ja. Du weißt ja, wie Tony ist. Rasend eifersüchtig. Wenn ich ein höfliches Wort mit dem Liftboy wechsle, denkt er sofort, ich hätte es auf ihn abgesehen.«
    »Ich weiß. Aber du musst zugeben, dass deine Art, nett zu Männern zu sein, etwas sehr Vertrauliches hat.«

    »Ja, das weiß ich alles. Aber das ist reine Gewohnheit, das weißt du doch. Bis man es geschafft hat, muss man so sein, und so schnell gewöhnt man sich das nicht wieder ab.«
    »Ja«, stimmte Miss LaFosse zu.
    »Es gibt keinen anderen außer Tony. Das weißt du. Und es gab auch nie einen anderen. Gut, mag sein, dass beim ersten Mal noch finanzielle Gründe eine Rolle spielen, so wie bei mir, aber wenn man erst einmal seinen Platz im Leben gefunden hat, verliebt man sich nicht mehr wegen des Geldes. Ich würde ihn sogar heiraten, wenn er mich fragt. Aber er hat nie gefragt.«
    »Vielleicht mag er nicht. Ich meine, es hieße eine Menge aufzugeben, deine Freiheit, und wo du dein eigenes Unternehmen und jede Menge Geld hast. Wozu heiraten? Vermutlich denkt er, es wäre anmaßend, dich zu fragen. So wie es jetzt ist … na ja, beruht alles nur auf Zuneigung. Kann jederzeit von einem von euch beendet werden. Aber Heirat ist eine ernsthafte Sache. Wahrscheinlich macht er sich dabei Gedanken um dich.«
    »Ich glaube auch, dass er so denkt. Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Ich verdiene mit meinem Laden mehr als er, weißt du. Es wäre mir egal, wenn er es bloß aussprechen würde. Dann wüsste ich, woran ich bin. Ich meine, wenn er bloß einmal sagen würde, dass es ihm ernst ist. Dann würde ich ihn schon bald so weit haben, dass er

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