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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
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groß.«
    »Ein Segen«, sagte Miss LaFosse aus tiefstem Herzen. »Besser als zu klein. Wir besorgen vorher noch ein Paar Einlegesohlen.«
    »Jetzt der Mantel«, sagte Miss Dubarry.
    Miss Pettigrew sah ein Schreckensbild vor sich: sie in ihrem neuen Glanz, verfinstert von ihrem schäbigen braunen Tweedmantel. Doch nein! Im Umsehen war sie in einen seidenweichen, himmlisch warmen Pelz gehüllt, der sie zum ersten Mal in ihrem Leben spüren ließ, was Luxus bedeutet.
    »Oh!« Sie schnappte nach Luft. »Oh! Ist es zu glauben. Mein ganzes Leben habe ich danach geschmachtet, nur ein einziges Mal einen Pelzmantel zu tragen.«
    »Keinen Hut?«, fragte Miss Dubarry.
    »Von meinen passt keiner dazu«, sagte Miss LaFosse. »Sie muss ohne gehen. Es wird niemandem auffallen.«

    Handschuhe, Taschentuch, eine neue Handtasche.
    »Fertig?«, fragte Miss Dubarry nach einer letzten Korrektur an sich selbst.
    »Alles bereit«, sagte Miss LaFosse. »Gehen wir.«
    Ein letzter, prüfender Blick in die Runde. Dann schritten sie auf die Tür zu.

ACHTES KAPITEL
    17:02 – 18:21
     
     
    M iss Pettigrew schwebte mehr durch den Flur, als dass sie ging. Sie hatte es aufgegeben, Einspruch zu erheben, sich zu wundern oder sich selbst Vorhaltungen zu machen. Ihre Augen glänzten. Ihr Gesicht glühte. Ihre Stimmung hob sich mit jeder Sekunde. Es geschah alles zu schnell. Sie konnte nicht Schritt halten, aber Donnerwetter noch einmal, sie konnte es genießen.
    »Was kümmert es mich«, dachte sie verzückt. »Meine liebe Mutter wäre entsetzt gewesen. Aber ich kann nicht anders. Noch nie habe ich etwas so Aufregendes erlebt. Sie hat immer gesagt, nimm dich vor Fremden in Acht, man kann nie wissen. Vielleicht treiben sie mich in den Ruin, aber wer will schon eine alte Jungfer wie mich ruinieren? Ich weigere mich, so etwas zu glauben. Ich weiß nicht, warum das alles geschieht. Es ist mir egal. Es geschieht eben. Das genügt.«
    »Alles okay?«, fragte Miss LaFosse besorgt.
    »Nur zu«, sagte Miss Pettigrew und strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
    »Taxi, Miss?«, fragte der Portier im Parterre.
    Miss Pettigrew hatte noch nie aus purer Frivolität in einem Taxi gesessen. Das war das Tüpfelchen auf dem i, damit war alles perfekt. Sie lehnte sich zurück, sah die Straßen Londons an sich vorbeifliegen und fühlte sich wie
in einem Traum – einem ganz und gar nicht unsinnigen Traum. Kein Schrecken lauerte hinter der nächsten Ecke. Sie wusste nicht, wohin sie fuhren. Das Londoner Straßengewirr hatte ihr immer Angst eingejagt und war ihr bis heute ein Buch mit sieben Siegeln. Sie hielten an und kauften ein paar Einlegesohlen, fuhren weiter und hielten erneut, vor einem Haus, in dem alle Fenster erleuchtet waren. Sie stiegen aus. Miss LaFosse bezahlte den Taxifahrer. Sie klopften und wurden eingelassen. Niemand wies Miss Pettigrew die Tür.
    »Wir sind arg spät«, bemerkte Miss Dubarry.
    Das Hausmädchen führte sie zu einer Garderobe, in der sich weiter niemand aufhielt.
    »Schon gut, Maisie«, sagte Miss LaFosse. »Wir kennen den Weg.«
    Das Hausmädchen ließ sie allein.
    Miss LaFosse und Miss Dubarry puderten sich die Nase.
    »Kommen Sie schon, Guinevere«, sagte Miss LaFosse. »Sie müssen sich auch noch mal die Nase pudern. Das gehört sich so. Als Letztes vor Betreten eines Raumes – Nase pudern. Damit fühlt man sich wohl gerüstet.«
    Nervös, ungeschickt und stillzufrieden puderte sich Miss Pettigrew zum ersten Mal in ihrem Leben mit zitternden Fingern die Nase.
    »Wissen Sie was«, sagte sie vergnügt, »ich glaube, Sie haben recht. So stellt man doch mehr dar. Ich spüre es jetzt schon.«
    »So ist’s brav«, lobte Miss Dubarry.
    Sie gingen nach unten zu einer geschlossenen Tür, hinter der es offenbar hoch herging. Mit einem Mal wurde es Miss Pettigrew bange. Wie angewurzelt stand sie da, von Lampenfieber überwältigt. Ihre neue Erscheinung war ihr vollkommen entfallen. Zu flüchtig die Blicke, die sie
darauf geworfen hatte. Sie würde etliche Stunden brauchen, um wirklich zu wissen, wie sie nunmehr aussah. Sie fühlte sich schlicht so wie immer: Miss Pettigrew, ständig auf der Suche nach einer Stellung, nervös, unfähig, unelegant und schüchtern. Sie begann zu zittern. Man würde sie auslachen, sie anstarren, Bemerkungen machen. Das hielt sie nicht aus. Sie wollte nicht länger dem Gespött der Leute ausgesetzt sein. Davon hatte sie in ihrem Leben schon so viel ertragen müssen.
    Miss LaFosse und Miss Dubarry waren ebenfalls stehen

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