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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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in ‘n Glas getan, und die Haare hat sie auch abgenommen und auf ‘n Bord gelegt. Hab’ ich selber gesehen!«
    Miss Treeves war empört. »Was fällt dir ein, du kleine Kröte? Wie kannst du so häßliche Sachen erzählen!« Besonders häßlich, weil sie leider stimmen – Miss Wicks hatte Karnickelzähne und zischte immer so beim Sprechen; ein guter Zahnarzt hätte da wirklich…. und das falsche Haarteil war natürlich auch leicht zu erkennen, weil die Farbe nicht paßte. Aber so etwas sagte man doch nicht! Solche Dinge ließen sich durchaus ignorieren, wenn nicht darüber geredet wurde. Waren sie einmal ausgesprochen, so nahmen sie eine hypnotische Wirkung an, die den Zuschauer in Bann hielt, und wenn man sich dann mit Miss Wicks unterhielt, konnte es vorkommen, daß man sich selbst übers Haar strich oder -schlimmer noch – ebenfalls zischte.
    »Mum hat gesagt, die Dame will mich malen, da wollt’ ich mal zugucken!« maulte Effie.
    »Alles Unsinn«, sagte Miss Treeves. »Außerdem ist sie jetzt gar nicht hier.«
    »Nee, weiß ich. Weil die Bullen sie abgeholt ham. Hab’ ich selber gesehn.«
    »Das hast du gesehen?«
    »Ja! Dieselben Bullen, die schon mal hier war’n – die aus London« Die blöde alte Kuh – mit dem Schirm hatte sie sie gepiekt; hatte richtig weh getan, als sie sich so hart auf den Hintern setzte. Der wollte sie’s heimzahlen. »Mit Handschellen ham sie sie weggebracht – genau wie im Fähnseen. Und wie die um sich geschlagen und gekrischen hat…«
    Mrs. Bloomer packte Effie und schüttelte sie. »Du lügst, du boshafte…«
    »Effie«, unterbrach Miss Treeves, »du gehst jetzt sofort nach Hause.« Warnend fügte sie hinzu: »Und sag deiner Mutter, daß ich heute nachmittag zu ihr komme.«
    Langsam trollte sich die froschartige kleine Gestalt in Richtung auf die armseligen Häuser am Ende der Straße.
    Miss Treeves blickte ihr nach und schüttelte den Kopf. »Mit dem Kind wird’s ein schlimmes Ende nehmen.«
    »Ich finde, die ist schon jetzt schlimm genug«, erwiderte Mrs. Bloomer entrüstet. »Handschellen – unglaublich! Um sich schlagen und kreischen! Na warte, wenn ich dich in die Finger kriege, geb’ ich dir was zu kreischen.«
    »Sie haben Miss Seeton heute nicht zufällig vor ihrer Abfahrt gesehen?«
    »Nein, heute nicht, weil ich heute oben bei Lady Colveden putzen war. Aber ich hab’ schnell mal hineingeschaut, falls sie mir einen Zettel dagelassen hatte. War aber keiner da, weil sie’s ja auch nicht wußte, und im Kühlschrank hab’ ich noch ein paar Reste gefunden und schnell was zurechtgemacht, denn heute abend ist sie sicher müde, wenn sie zurückkommt, da hat sie dann gleich was zu essen, oder sonst auch morgen zu Mittag.«
    »Sie wird über Nacht in ihrer Wohnung bleiben, das ist bequemer«, meinte Miss Treeves. »Die Wohnung will sie noch bis zu den Sommerferien behalten; dann will sie sich zur Ruhe setzen und ganz herziehen.«
    Der Beschluß stand noch nicht ganz so fest, wie Miss Treeves offenbar annahm. Miss Seetons Freude an der Erbschaft und die wachsende Liebe zu dem Häuschen auf dem Lande wurden durch ein finanzielles Problem getrübt: Wenn sie sich wirklich demnächst zur Ruhe setzte, würde sie dann von dem bescheidenen Einkommen, zusammen mit ihren paar Ersparnissen und der Altersrente leben können? Wenn sie ganz aufs Land zog, mußte sie den Unterricht am Polytechnikum aufgeben, das jetzt sowieso in eine Abendschule umgewandelt werden sollte. Auch auf die paar Privatschüler mußte sie dann verzichten, die das Honorar für die zwei Unterrichtsstunden pro Woche immer noch etwas aufgebessert hatten. Sie hatte dann allerdings keine Miete mehr zu zahlen, auch Lebensmittel waren auf dem Lande billiger, doch mußte sie nun für die Reparaturen und die Erhaltung des Häuschens aufkommen. Hinzu kamen die Steuern, die nach Miss Seetons Erfahrung merkwürdigerweise immer höher stiegen, während der Wert des Geldes ständig abzunehmen schien.
    »Sie haben die alte Mrs. Bannet so viele Jahre versorgt«, fuhr Miss Treeves fort. »Für Sie wäre es doch nett, wenn das Häuschen sozusagen in der Familie bliebe, nicht wahr?«
    »Das will ich auch sehr hoffen«, stimmte Martha zu. »Und sie kommt wirklich erst morgen zurück, meinen Sie?«
    Miss Treeves blickte zum Pfarrhaus hinüber. Arthur würde sein Essen nicht pünktlich auf dem Tisch haben; Arthur merkte so etwas zwar gar nicht, aber immerhin. »Genau weiß ich es auch nicht«, sagte sie schnell. »Es wird

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