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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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arme Frau ist erst ein paar Tage hier, und nun dieses. Letztes Jahr war gerade schlimm genug. Wenn jedesmal was passiert, wenn sie herkommt…«
    »Jedesmal nicht. Sie war ja auch Weihnachten hier, und da ist gar nichts passiert.«
    Mit großen Unschuldsaugen sah ihn seine Mutter an. »Weihnachten?« fragte sie erstaunt. »Woher weißt du das? Das hätten wir gar nicht wissen sollen, es war ja Krieg.«
    Der Krieg war am Weihnachtsabend erklärt worden.
    Miss Nuttel, Mrs. Blaine und drei ihrer intimsten Freundinnen hatten den ganzen Sommer lang Blumen, Laub und Gräser getrocknet. Kräuterbündel und dürre Sträuße waren dekorativ in den Küchen aufgehängt worden, hatten bei jeder Wendung die Gesichter gestreift und die Suppen aromatisch gewürzt. Am Morgen des Heiligen Abends hatten die Damen triumphierend die welke Flora in die Kirche geschleppt und eine Stunde lang in Vasen arrangiert. Hochbefriedigt und im Bewußtsein einer vollbrachten Tat hatte man die Kirche verlassen.
    Nachmittags erschien Lady Colveden als Mitglied des Gemeindeausschusses in der Absicht, den Weihnachtsbaum zu schmücken. Sie war entsetzt, als sie überall verwelkte Pflanzen fand, leerte sämtliche Vasen aus und verbrannte das ganze Zeug. Dann fuhr sie eilends nach Hause und schnitt im Garten einen Strauß Herbstrosen, die im Dezember blühen – im Gegensatz zu Weihnachtsrosen, die meist erst um Ostern herum zur Blüte kommen. Nach zwei Stunden fleißiger Arbeit waren die Blumendekoration und der Weihnachtsbaum fertig; sie sah sich noch einmal in der Kirche um und kehrte im Bewußtsein einer vollbrachten Tat nach Hause zurück.
    Bei dem Aufruhr, der jetzt folgte, teilte sich das Dorf in zwei Lager. Schmähungen wurden gewechselt, lächelnde Bosheiten verstreut und energische letzte Worte abgefeuert. Ungemildert brannte der Kampf weiter bis zum Februar; dann setzte ein zögernder Waffenstillstand ein, die Folge eines sehr scharfen Briefes in der Gemeindezeitung, unterschrieben von Pfarrer Treeves, verfaßt jedoch zweifellos von seiner weit energischeren Schwester. In den Annalen des Dorfes wurde die Fehde als >der Krieg der Rosen< bewahrt.
    Nigel zählte an den Fingern ab. »Als Miss Seeton zum erstenmal herkam, brachte sie allerhand mit: Mord, Selbstmord, Ertrinken, Gas, Schießerei, einen Autozusammenstoß, Entführung und Betrug.« Er sah seine Mutter prüfend an. »Du findest offenbar, das alles sind Bagatellen im Vergleich zu dem Gekeife um das weggeworfene Blumenzeug.«
    »Selbstverständlich«, gab Lady Colveden zurück. »Das würdest du auch finden, wenn du sie weggeworfen hättest.« Auf der anderen Seite des Tisches wurde ein Rascheln hörbar, und ein leichtes Zittern ging durch die beiden Hände, die The Farmer’s Breeding Weekly hielten. Sie wandte sich an die Zeitung und sagte: »George.«
    »Ja –?«
    »Du hörst gar nicht zu.«
    »Stimmt.«
    »Na, siehst du«, sagte Lady Colveden. »Und ich bin so entsetzt über Molly Treeves. Bei den anderen würde mich nichts mehr erstaunen, aber ihr hätte ich wirklich mehr Verstand zugetraut.«
    Nigel war mit dem letzten Krapfen fertig; er wischte sich die Finger ab. »Wieso mehr Verstand?«
    Seine Mutter sah ihn erstaunt an. »Weil sie diese blödsinnige Sache weitererzählt hat; das meine ich.«
    Nigel beherrschte sich. »Was denn für eine Sache, Mutter? Du vergißt offenbar, daß wir faulen Farmer den ganzen Tag draußen sind und nicht alles mitkriegen.«
    »Miss Seeton soll angeblich wegen Betrugs verhaftet worden sein.«
    »Was soll sie?« rief Nigel. Sir George ließ die Zeitung sinken.
    »Na endlich – das bringt sogar deinen Vater aus dem Schweinestall«, sagte Lady Colveden befriedigt. »Heute nachmittag war ich bei Welsted, und Mrs. Welsted sagte, die Zicken hätten gesagt, die ekelhafte kleine Goffer habe es selbst mit angesehen, wie sie sie abgeholt haben – der nette Detektiv von Scotland Yard und der lange Jüngere mit dem Notizbuch, der sich in Anne Knight verliebt hat, ich hab’ den Namen vergessen, von dem älteren meine ich, irgendwas Fremdes war es.«
    »Vielleicht Superintendent Delphick?« fragte Nigel.
    »Ja, stimmt ja – griechisch…« Sie brach ab. »Warum starrst du mich so an, George?«
    »Ich höre dir zu, mein Kind.«
    »Ach nein, bitte nicht, das bin ich nicht gewöhnt, es macht mich so nervös. Diese Effie muß es gewesen sein, die das alles ins Rollen brachte. Ich verstehe nicht, warum sich nicht mal jemand dieses Kind vorgenommen hat. Spioniert

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