Miss Sophie, Sie können mir vertrauen
Lord Helford. “Ich habe vor, mich in dieser Saison hier umzusehen, einer Dame den Hof zu machen und sie und ihre Mutter dann zu der von mir erwähnten Gesellschaft einzuladen, um sie näher in Augenschein zu nehmen, ehe ich meine endgültige Entscheidung treffe.”
“Ich verstehe.” Lord Darlestons Ton war zu entnehmen gewesen, dass er begriffen hatte. Sehr gut sogar. “Also gut. Penelope und ich werden es uns zur Aufgabe machen, dich auf alle tadellos erzogenen jungen Damen hinzuweisen, die uns einfallen.”
Lord Helford grinste. “Zumindest Tante Maria wird ewig in deiner Schuld stehen. Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann, Peter. Bist du ganz sicher, dass es deine Frau nicht stören wird, wenn ich zu euch komme?”
“Ja. Um acht”, antwortete Lord Darleston. “Ich muss jetzt in den Park, David. Willst du mitkommen und Penny kennenlernen?”
“Nein, nein”, antwortete Lord Helford hastig. “Ich freue mich darauf, sie heute Abend kennenzulernen.”
Man trennte sich. Lord Helford ging die Bond Street zurück. Peters amüsierte Reaktion auf seine Heiratsabsichten hatte ihn etwas aus der Fassung gebracht. Natürlich würde Peter ihn nie kritisieren. Es war jedoch offenkundig, was er von seinen ehelichen Vorstellungen hielt. David zuckte mit den Schultern. Mit der zweiten Heirat mochte Peter großes Glück gehabt haben. David beschloss jedoch, sich erst dann ein Urteil zu erlauben, wenn er die zweite Gattin des Freundes kennengelernt hatte. Er jedenfalls würde diese Art Risiko keinesfalls auf sich nehmen.
2. KAPITEL
Um acht Uhr traf Lord Helford vor dem am Grosvenor Square gelegenen Haus des Freundes ein und wurde von einem betagten Butler eingelassen. Er überreichte ihm den Hut und ließ sich von ihm aus dem Mantel helfen. Dann folgte er ihm in die erste Etage, wo Meadows die Salontür aufmachte und ihn ankündigte.
Außer Peter, der sich offensichtlich einen Spaß daraus machte, die anderen Anwesenden überrascht zu haben, starrten die vor dem Kaminfeuer sitzenden Anwesenden erstaunt David an.
George Carstares hatte sich wenig verändert. Mit ausgestreckten Händen kam er auf David zu.
“David! Großer Gott! Wo kommst du plötzlich her?”
Lord Helford schüttelte dem Freund die Hand und klopfte ihm dann auf die Schulter. “Bin gestern Morgen in Dover angekommen und heute durch die Bond Street gegangen, nur um zu sehen, ob jemand mich erkennt. Habe kein mir bekanntes Gesicht gesehen, bis ich Peter traf. Himmel, es ist gut, euch beide wiederzusehen.”
Lord Darleston näherte sich. “Komm, damit ich dich meiner Frau und meiner Schwägerin vorstellen kann.” Der eigenartig stolze Klang von Peters Stimme veranlasste David, scharf den Freund anzusehen. George hatte sich nicht viel verändert, Peter jedoch sehr. Als er ihn zuletzt gesehen hatte, war Peter seiner ihm ungetreuen ersten Frau wegen sehr deprimiert gewesen. Jetzt war er jedoch wieder so, wie David ihn aus Jugendtagen kannte.
Der Anlass für diese Veränderung musste nicht weit gesucht werden. Penelope war eine hübsche Frau, die ihren Mann mit einem Ausdruck in den Augen anschaute, bei dessen Anblick Lord Helford einen Stich im Herzen verspürte. Flüchtig fragte er sich, wie es sein würde, wenn eine Frau ihn so ansähe. Aber in seiner zukünftigen Ehe suchte er nicht nach Liebe. Das war viel zu gefährlich.
Lady Darleston kam auf ihn zu. “Ich freue mich so, Sie endlich kennenzulernen, Sir. Jedes Mal, wenn wir an Ihrem Landsitz vorbeifahren, fängt Peter an, mir von seiner längst verlorenen Jugend zu erzählen und von all den schrecklichen Dingen, die er mit Ihnen zusammen angestellt hat.”
Lord Helford küsste Lady Darleston die Hand und erwiderte: “Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Madam. Ihr Mann hat mir gesagt, es sei noch nicht zu spät, um ihm zu seiner Hochzeit zu gratulieren. Und ich habe gehört, dass er Vater geworden ist. Sie können sich nicht vorstellen, wie alt ich mir vorkomme.”
Die Countess lachte. “Ich glaube, manchmal fühlt auch er sich alt. Erlauben Sie, dass ich Ihnen meine Schwester vorstelle.”
Miss Sarah Folliot schien vor Energie zu platzen. “Es muss schrecklich aufregend gewesen sein, Sir, im Ausland zu weilen, noch dazu in Wien”, sagte sie. “Eines Tages würde ich gern dorthin fahren.”
Lord Helford plauderte noch einige Minuten mit ihr und beantwortete ihre neugierigen Fragen, die sie zum Leben in der österreichischen Hauptstadt stellte, bis George sich hinzugesellte
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