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Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Titel: Miss Sophie, Sie können mir vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Rolls
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sich hinter Helford geschlossen, betrat eine schlanke Gestalt, die ein hellblaues Musselinkleid trug, durch die offene Terrassentür die Bibliothek. Ihr Blick war wütend. Ihre ganze Haltung drückte kaum noch beherrschte Wut aus. Wie konnte Helford das wagen! Lucinda fand, die Annahme, er habe Miss Marsden, dieser Schlampe, vor ihrer Nase nachgestellt, um sie zu seiner Geliebten zu machen, sei schon schlimm genug, aber hören zu müssen, dass er sie ihr vorzog und die Absicht hatte, diesen kleinen Trampel vom Land zu heiraten, war unerträglich.
    Dabei war es unbedeutend, dass sie ihn jetzt nicht mehr erhören würde, selbst wenn er vor ihr auf die Knie fiel und sie anflehte. Nie im Leben war sie so beleidigt und gedemütigt worden. Und sie gedachte, Helford und Miss Marsden dafür büßen zu lassen, selbst wenn sie bis an ihr Lebensende damit beschäftigt sein sollte.
    Wütend ballte sie die Hand und schlug auf die Tischplatte. Das Tintenfass mit dem Federkiel hüpfte etwas in die Höhe. Der nicht versiegelte, an Miss Marsden gerichtete Brief fiel ihr auf. Sie streckte die Hand nach ihm aus und zog sie zurück. Es hatte keinen Sinn, ihn zu vernichten. Helford würde nur einen anderen schreiben.
    Ihre Hand griff jedoch wieder nach dem Brief, wie von einer unsichtbaren Macht angezogen. Sie zögerte, da sie nie im Leben fremde Briefe gelesen hatte. Die Versuchung jedoch zu lesen, welchen ekelerregenden, vulgären Unsinn Helford an diese anmaßende Dirne geschrieben hatte, war viel zu groß. Hastig faltete Lady Lucinda das Blatt auseinander und las:
    “Meine innig geliebte Sophie, ich dachte, es sei besser, dass ich Dir nach meinem gestrigen Verhalten schreibe und Dich in Bezug auf meine Absichten beruhige. Glaub mir, Sophie, ich habe vor, Dich in allen Ehren zu der Meinen zu machen. Im Moment bin ich sehr in Eile, aber nimm diese Zeilen bitte als Ausdruck meiner ernsten Absichten. In Liebe, David.”
    Lady Lucinda schnaubte angewidert. Wie pathetisch! Hätte sie Helford nicht unumwunden zu Captain Hampton sagen gehört, er habe vor, Miss Marsden zu heiraten, hätte sie das nicht aus dem Inhalt des Briefes geschlossen. Sie wollte das Blatt Papier soeben wieder falten, als ihr ein Gedanke kam.
    Erneut las sie aufmerksam den Brief. Es war so, wie sie gedacht hatte. Helford sprach darin nicht von Ehe. Sie, Lady Lucinda, zweifelte jedoch nicht an seinen Absichten. Aber würde Miss Marsden das auch so sehen? Wenn er sich bei der Schlampe, wie aus dem Brief zu schließen war, Freiheiten herausgenommen hatte, dann rechnete sie wahrscheinlich mit einem ganz anderen Angebot.
    Lady Lucinda überlegte schnell. Er konnte jeden Moment zurückkommen. Auf keinen Fall durfte er sie hier antreffen. Geschwind öffnete sie ihr Ridikül und nahm zwei Zehn-Pfund-Noten heraus. Hastig faltete sie den Brief um das Geld und legte ihn auf den Schreibtisch zurück. Schlimmstenfalls konnte Helford, wenn er das Geld fand, ihr nichts nachweisen und nahm vielleicht sogar an, es sei versehentlich in den Brief geraten. Bestenfalls ruinierte das seine Eheabsichten, falls Miss Marsden glaubte, er habe in Erwägung gezogen, sie zu seiner Mätresse zu machen.
    Mit einem kalten, triumphierenden Lächeln verließ Lady Lucinda den Raum und dachte angestrengt darüber nach, wie sie sicherstellen könne, dass Miss Marsdens Ruf so schnell wie möglich durch die Tatsache ramponiert werden konnte, dass er sie mitten in der Nacht nach Haus gebracht hatte, ohne jedoch seine ernsthaften Absichten zu erklären.
    Kaum zwei Minuten später betrat Helford die Bibliothek, setzte sich an den Schreibtisch und zog den Brief heran.
    In dem Augenblick, da er das Blatt Papier in den Umschlag stecken wollte, wurde die Tür geöffnet.
    “Onkel David?”, fragte Fanny.
    Etwas überrascht drehte er sich zu ihr um. “Guten Tag, Fanny. Ist etwas nicht in Ordnung?”
    Sie nickte und ging in den Raum. “Es ist … nun, … es geht um die Ratte.”
    David unterdrückte ein Lächeln. “Mach dir keine Sorgen, Schätzchen”, erwiderte er beruhigend. “Highburys Terrier hat sie verscheucht. Sie kommt nicht zurück.”
    “Darum geht es nicht”, murmelte Fanny. “Alle Hausmädchen sind hysterisch, und Tante Maria redet davon, das ganze Gebäude durchsuchen zu lassen, und … und … daher dachte ich, dass ich dir besser sage …”
    “Was willst du mir sagen?”
    “Ich war das.”
    David betrachtete seine beschämt vor ihm stehende Nichte und empfand so etwas wie Bewunderung.

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