Miss Sophie, Sie können mir vertrauen
verzog das Gesicht. “Die Sache wird zu einer Menge Gerede führen, aber verdammt will ich sein, wenn ich Lady Lucinda nur heirate, um Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Und wenn sie in aller Öffentlichkeit angedeutet hat, dass sie meinen Heiratsantrag nicht annehmen wird, dann spielt das auch keine Rolle mehr. Ich habe mit Stanford vor meiner Abreise aus London gesprochen und ihn um die Erlaubnis gebeten, seiner Tochter den Hof machen zu können. Aber noch habe ich Lady Lucinda nicht gebeten, meine Frau zu werden. Du und Mrs Asterfield habt das in der letzten Woche verhindert.”
“Hm”, äußerte Captain Hampton augenzwinkernd. “Lass deine Großtante nicht außer Acht. Sie war sehr entschlossen, diese Ehe zu verhindern. Darf man fragen, warum in aller Welt du Lady Lucinda überhaupt in Erwägung gezogen hast? Ich sage nichts gegen sie, hätte jedoch nicht gedacht, dass sie ganz deinem Geschmack entspricht.”
“Das tut sie nicht”, bestätigte David prompt. “Schreib es reinem Starrsinn zu. Mir schwebte eine Vernunftehe vor, weil ich glaubte, mich nach Felicity nicht mehr verlieben zu können. Ich dachte, es spiele wirklich keine Rolle, wen ich mir zur Frau suche, solange es sich um eine junge Dame von guter Herkunft handelt, die schön und tugendhaft ist. Du musst zugeben, das alles trifft auf Lady Lucinda zu.” David zuckte mit den Schultern. “Ich habe mich nie ganz wohlgefühlt. Ich wusste, dass ich nicht verliebt bin, doch das hat mich zunächst nicht beunruhigt, und ebenso wenig, dass Lady Lucinda die Bedeutung des Wortes Liebe nicht kennt. Aber ich habe dauernd Peter und Penelope beobachtet. Ich nehme an, langsam dämmerte es mir, dass eine aus Vernunftgründen geschlossene Ehe auch glücklich werden kann. Und ich habe erkannt, dass man einen Fehler, nur weil man ihn gemacht hat, nicht dauernd machen muss. Und dann habe ich Miss Sophie Marsden kennengelernt.”
“Ich verstehe”, warf Captain Hampton ein. “Und das war es dann. Sie hat dich umgeworfen.”
David schaute ihn an. “So kann man das nennen. Eines Tages werde ich dir erzählen, wie ich sie getroffen habe. Aber jetzt muss ich ihr einen Brief schreiben und ihr versichern, dass ich wirklich vorhabe, sie zu heiraten. Es sei denn, du hast noch etwas Besseres in petto. Ich nehme an, ich muss dir und deinen Mitverschwörern auf den Knien dafür danken, dass ihr freundlicherweise im Hintergrund die Strippen gezogen habt. Also entschuldige mich bitte.”
Grinsend stand Captain Hampton auf. “Dann lasse ich dich jetzt in der Gewissheit allein, dass deine Großtante dieses Mal mit deiner Brautwahl einverstanden ist.”
“Ach, scher dich zum Teufel”, erwiderte David und setzte sich an den Schreibtisch. Er sah Captain Hampton beschwingten Schritts die Bibliothek verlassen und fragte sich, wie schnell der Freund seinen Mitverschwörern erzählen würde, dass ihre Absichten von Erfolg gekrönt wurden. Sich schüttelnd grübelte er darüber nach, was ohne deren Einmischung hätte geschehen können. Dann hätte er Lady Lucinda um ihre Hand gebeten und wäre von ihr erhört worden.
Aufstöhnend wurde er sich gewahr, wie nahe er vor einem schrecklichen Skandal gestanden hatte. Er hatte nicht den mindesten Zweifel daran, dass er Lady Lucinda nicht geheiratet hätte. Wahrscheinlich hätte er sie mit Sophie betrogen, und dadurch wäre die Situation für beide Frauen unerträglich geworden. Seiner Großtante und seinen Freunden und … ja, auch dieser unmöglichen Ratte hatte er es zu verdanken, dass ihm das alles erspart blieb.
Die Uhr auf dem Kaminsims schlug an und erinnerte ihn daran, dass die Zeit ihm fortlief. Wenn er noch vor dem Frühstück an Sophie schreiben wollte, hörte er besser zu grübeln auf.
Er nahm Papier aus dem Schreibtisch, spitzte den Federkiel an und schrieb hastig einige Zeilen. Der Brief musste kurz sein, wenn David zum Frühstück nicht hoffnungslos zu spät kommen wollte. Zu seiner Irritation fand er das Siegel nicht.
“Verdammt noch mal!”, fluchte er. “Wo ist das verfluchte Ding?” Er überlegte gründlich und erinnerte sich, dass er es tags zuvor in die Jacke gesteckt hatte, um es ins Arbeitszimmer mitzunehmen. “Ich brauche einen Siegelring”, sagte er. “Ich werde Tante Maria vorschlagen, mir zur Hochzeit einen zu schenken.” Er faltete das Blatt Papier und schrieb: “Miss Sophie Marsden” auf ein Couvert. Dann verließ er den Raum, um das Siegel zu holen.
13. KAPITEL
Kaum hatte die Tür
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