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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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zusammenpasste.
    "Scheiße, Scheiße, Scheiße!", der Kommissar konnte das Fluchen nicht unterdrücken.
    "Und sonst?", fragte Richard hektisch.
    "Was sonst?"
    "Hat Stromberg sonst irgendwas gesagt?" Sandra war von der gleichen Aufregung befallen, wie ihr Kollege.
    Frau Heb verstand nichts und die plötzliche Betriebsamkeit der beiden Beamten machte sie zusehends nervös, hilflos und unsicher.
    "Nun, nur dass mein Mann mit Mathae reden wolle", antwortete sie fast patzig.
    Sandra und Richard hatten es plötzlich mehr als eilig, das Zimmer zu verlassen. Die Frau gar nicht mehr beachtend stürmten sie aus dem Raum und liefen über den Flur der Treppe entgegen.
    "Sag Wagner Bescheid, wir brauchen Verstärkung. Er soll alles mobilisieren, was er zur Verfügung hat." Richard instruierte Sandra, während sie die Treppe in halsbrecherischem Tempo herunterliefen.
    "Und du?"
    "Ich rufe Mertes an, wir brauchen mehr Unterstützung. Scheiße, da ist doch irgendwas gehörig schiefgelaufen, das ist doch kein Zufall." Der Kommissar konnte sich auf die Schnelle keinen Reim auf die Entwicklung machen. Was eben noch wie eine Routineverhaftung aussah, wurde urplötzlich zum Wettlauf mit der Zeit. Sollte Uwe Stromberg, dem Jungen auch nur ein Haar krümmen, würde es Richard wohl als Ersten den Kopf kosten. Dafür würde der Staatsanwalt schon sorgen. Während Sandra den Weg zur Haustür einschlug, blieb Richard im Eingangsbereich stehen, telefonierte mit der Dienststelle und schaute orientierungslos in alle Richtungen, in der vagen Hoffnung einen kleinen Hinweis zu erhalten, wo sie mit der Suche beginnen sollten.

    *

29.06.1994
    Sandra kam mit den beiden Polizeibeamten zu ihm.
    "Sandra, du und Martin, schaut euch draußen auf dem Gelände um, aber vorsichtig, es kann sein, dass Stromberg den Jungen bei sich hat."
    "Ist klar", Wagners Antwort fiel militärisch knapp aus, ihm war anzumerken, wie sehr er die Situation auslebte.
    "Und wir?", fragte einer der beiden Polizisten, die Wagner begleitet hatten.
    "Sie kommen mit mir und Sie behalten weiter den Eingang im Auge", antwortete Richard.
    Jürgen Stumpf, ein frisch beförderter Polizeimeister, war ein großer, fast stämmig wirkender junger Mann, der es von der Körpergröße her, am ehesten mit Stromberg hätte aufnehmen können. Auf den ersten Eindruck vermittelte er einen leichten Hang zum Übergewicht. Die scheinbar fehlende Athletik glich er durch Präsenz aus. Er hatte raspelkurze Haare und im linken Ohr einen winzigen Stecker. Man merkte ihm förmlich an, wie er auf diesen Einsatz brannte.
    "Okay, wo gehen wir hin?", die Ungeduld des jungen Polizisten störte den Kommissar beim Nachdenken.
    Richard zuckte mit den Schultern und kniff die Augen zusammen. Wohin sollten sie? Wo sollten sie anfangen zu suchen? Sie hatten nicht den geringsten Anhaltspunkt. Instinktiv gingen sie den langen Fenstergang zum Neubau hinunter.

    *

29.06.1994
    Sie hatten alles besprochen und alles war vorbereitet. Das Seil hing ruhig an dem Heizungsrohr herunter und ein alter Stuhl stand daneben. Sie schauten sich kurz an und dann ging Nicoletta los, um den Delinquenten zu holen. Uwe stellte sich hinter die Tür, um sofort zupacken zu können. Das gleiche Gefühl wie an jenem Abend, als sie Baumel erschlagen hatten, hatte sich seiner bemächtigt. Bei einem Sportler würde man sagen, er war im Tunnel. Es war ein Cocktail aus Wut, Hass und Verzweiflung.
    Nicoletta betrat die Werkstatt. Dr. Heb fasste sie fest am Oberarm.
    "Was ist hier los? Klär mich auf", fauchte er sie an.
    Nicoletta verzog die Mundwinkel zu einem hämischen Lächeln. "Alles klar Doktor! Der Junge ist entsorgt und Uwe ist tot!"
    Heb blieb der Mund offen stehen. Damit hatte er nicht gerechnet. "Aber ich dachte, die Polizei ..."
    "Ich war schneller", Nicoletta triumphierte.
    "Wie?", die immer größer werdenden Augen des Doktors zeugten von seiner Ungläubigkeit.
    "Er ist tot und hängt nebenan im Schuhputzkeller. Es sieht alles nach Selbstmord aus", Nicoletta lächelte den Doktor weiter hämisch an.
    "Und jetzt?" Dr. Heb merkte, wie plötzlich ein ungutes Gefühl durch seinen Körper floss. Es schauerte ihn, er glaubte urplötzlich eine kleine Kreislaufschwäche zu bemerken und stand etwas neben sich, als er versuchte die neuen Informationen auf die Schnelle einzuordnen.
    "Kommen sie mit Doktor, sehen sie selbst."
    Heb hatte eigentlich nicht vor, sich den toten Uwe Stromberg anzusehen, doch der Neugier, die ihn ergriffen hatte, konnte er sich

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