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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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richtigliegt mit seiner Vermutung, dass Schwartz ermordet wurde. Und ich glaube, er hat auch insofern recht, als dieselbe Person den jungen Mexikaner ebenfalls auf dem Gewissen hat.«
    »Wieso plötzlich dieser Sinneswandel?«, fragte Melba.
    »Er ist vor allem darauf zurückzuführen, was dieses Mädchen aus dem Sinaloa Samuel über den Prediger und einen zweiten Mann erzählt hat, der zusammen mit dem Zwerg im Rotlichtmilieu unterwegs war. Sie meinte, Schwartz’ Begleiter hätte ausgesprochen perverse Züge gehabt. Diese Feststellung hat für mich einiges in ein völlig neues Licht gerückt.«
    »Inwiefern?« Zum Zeichen, dass ihr der Barkeeper ein frisches Glas bringen sollte, hielt Melba ihr leeres hoch.
    Bernardi wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch Melba hob die Hand. »Entschuldigt bitte, wie unhöflich von mir. Was möchtet ihr trinken?«
    »Für mich bitte ein Glas Rotwein«, sagte Bernardi.
    »Für mich das Übliche«, sagte Samuel.
    Melba brüllte über ihre Schulter in Richtung Bar: »Einen doppelten Scotch on the rocks und ein Glas Dago.« Und wieder an Bernardi gewandt: »Dann mal los.«
    »Betrachtet man die Vorfälle in der Wohnung des Zwergs und die Umstände des Todes des jungen Mexikaners im Licht dessen, was das Mädchen aus dem Sinaloa Samuel erzählt hat, stellt sich die Sache plötzlich völlig anders dar. Dabei dürfen wir natürlich auch nicht vergessen, dass wir nur ein paar Teile der Leiche haben. Ein Mörder, der sein Opfer in einer Gefriertruhe aufbewahrt, um die Leiche dann Stück für Stück zu entsorgen, kann nur abartig veranlagt sein. Und dann wären da noch die Umstände von Schwartz’ Tod. Als Samuel ihn in seiner Wohnung
entdeckte, sah es auf den ersten Blick so aus, als hätte er sich im Zuge einer etwas absonderlichen autoerotischen Praktik versehentlich selbst erhängt, und ich hatte auch schon mehrere derartige Fälle, bei denen außer dem Opfer keine zweite Person beteiligt war.« Bernardi nahm einen Schluck von dem Rotwein, der ihm gerade gebracht worden war.
    »In diesem Fall muss ich Samuel jedoch recht geben. Hier bekam der Zwerg vermutlich Hilfe, möglicherweise von diesem Perversen, von dem die Prostituierte Samuel erzählt hat. Es ist keinesfalls auszuschließen, dass der Mörder dem Zwerg den Hocker unter den Füßen wegstieß, als er sich beim Masturbieren selbst die Sauerstoffzufuhr abschnitt, und ihn einfach sterben ließ. Anschließend hat er in der Wohnung alle Spuren beseitigt, die darauf hindeuteten, dass er sich dort aufgehalten hatte. Dabei hat er allerdings ein paar Dinge übersehen: die Kratzer am Bein des Hockers und den Wollfaden am Treppengeländer.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass dieser Faden von der Kleidung des Mörders stammt?«, fragte Melba.
    »Vorerst ist das nur eine Vermutung. Aber vergessen Sie nicht, der Mörder weiß wahrscheinlich nicht, dass wir dieses Beweisstück haben. Wenn wir also irgendetwas bei ihm finden, von dem dieser Faden stammt, wäre das ein äußerst belastendes Indiz.«
    »Wieso?«, fragte Melba.
    »Weil er viel Zeit gehabt hätte, sich bei der Polizei zu melden und sie darauf hinzuweisen, dass er das Opfer gut kannte und viel Zeit mit ihm verbracht hat. Unter diesem Gesichtspunkt wäre der Umstand, dass er seine Beziehung zu Schwartz und seine Anwesenheit in dessen Wohnung verschwiegen hat, sehr belastend. Genau darin besteht der Sinn von Indizien.«
    »Habt ihr inzwischen schon jemanden gefunden, der zugegeben hat, auf dieser Party gewesen zu sein?«, fragte Melba. »Mal abgesehen von eurem Verdacht, dass Harmony unter den Gästen war?«
    »Das konnten wir ihm bisher noch nicht beweisen«, sagte Samuel
und nahm einen Schluck von seinem Scotch. »Aber wir gehen der Sache weiter nach.«
    »Haltet ihr es denn weiterhin für möglich, dass Schwartz den Jungen umgebracht hat?«, fragte Melba.
    »Das ist eine gute Frage«, sagte Bernardi. »Sicher bin ich da noch nicht. Man könnte als mögliche Erklärung durchaus anführen, dass er den Jungen umgebracht hat und anschließend dem psychischen Druck – die Verdächtigungen seitens der Polizei und die Schließung der Kirche – nicht mehr standhalten konnte und deshalb seinem Leben selbst ein Ende gesetzt hat.«
    »Ich bin ganz sicher, dass es nicht so war«, erklärte Samuel bestimmt. »Das ist nämlich genau der Eindruck, den der Täter zu erwecken versucht hat. Nur ist ihm dabei ein schwerwiegender Fehler unterlaufen. Nachdem er den Hocker unter dem Zwerg

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