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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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weggetreten hat, hat er alle Spuren in der Wohnung beseitigt. Und genau das lenkt den Verdacht umso mehr auf ihn.«
    »Aber Harmony habt ihr doch sicher auch noch nicht vollständig abgehakt?«, fragte Melba.
    »Er stand zumindest bis gestern auf der Liste meiner Verdächtigen«, sagte Samuel.
    »Und warum heute nicht mehr?«
    »Weil ich inzwischen von dem Perversen mit dem auffallenden Akzent weiß.«
    Melba drückte in dem ohnehin schon von Kippen überquellenden Aschenbecher ihre Zigarette aus. »Du kommst der Sache langsam näher, Samuel. Jetzt musst du nur noch herausfinden, welche Verbindung zwischen dem Zwerg, diesem perversen Kerl und Octavio bestand, dann kommst du ganz groß raus. Und wo dieser Zusammenhang meiner Meinung nach zu finden ist, habe ich dir ja bereits gesagt.«
    »Es geht hier nicht darum, mich ins Rampenlicht zu rücken, Melba. Es geht darum, die Wahrheit an den Tag zu bringen«, erklärte Samuel mit einem erschöpften Seufzer.
    »Mach dir doch nichts vor.« Melba hob lachend ihr Glas. »Jeder
steht gern mal im Mittelpunkt. Im Übrigen mache ich mir langsam ernsthaft Sorgen um dich, Samuel. Du hast dich noch kein einziges Mal nach Blanche erkundigt. Sie kommt später noch vorbei, falls dich das interessieren sollte.«
    Samuel wurde rot. »Ach, Melba, im Moment fehlt mir einfach die Energie für so etwas wie ein Privatleben.« Damit stand er auf, kraulte den Hund kurz am Kopf und ließ Bernardi und Melba allein am Tisch zurück. Er trat in die frische Spätnachmittagsluft hinaus und machte sich auf den Heimweg. In seiner Wohnung angekommen, legte er sich auf der Stelle ins Bett und schlief bis zum nächsten Morgen durch.
    Am frühen Abend fand sich Samuel um fünf Uhr im Black Cat in der Montgomery Street ein. Er hatte in Erfahrung gebracht, dass der Barkeeper um diese Uhrzeit zur Arbeit erschien. Das Innere der Bar stand in auffälligem Gegensatz zu ihrem wenig einladenden Äußeren. Von der Decke hingen mehrere riesige Kronleuchter, die kleinen Tische waren mit weißen Tischtüchern und Servietten gedeckt, die lange Bar bot reichlich Platz für die Gäste, und in einer Ecke stand ein Flügel.
    Der Reporter setzte sich an die Bar und bestellte einen Drink. Der junge Mann, der ihn bediente, trug ein enganliegendes T-Shirt, das seine drahtige Figur vorteilhaft zur Geltung brachte. Er hatte kurzes Haar und ein strahlendes Lächeln und schien einem kleinen Plausch nicht abgeneigt, weshalb Samuel sofort auf den Punkt kam. »Kennen Sie Michael Harmony?«
    »Ist das ein Freund von Ihnen?«
    »Sagen wir mal, ich kenne ihn über Bekannte.«
    »Was wollen Sie von ihm?«
    »Nichts. Ich hätte nur gern gewusst, ob er schon mal hier war.«
    »Ja, er kommt ab und zu vorbei, ist aber kein Stammgast. Was wollen Sie wirklich, Mister? Sie sind doch nicht hierhergekommen, um über Michael Harmony zu reden.«
    »Da haben Sie allerdings recht. Ich bin hier, um Sie zu fragen, ob

    Sie etwas über diesen Mann hier wissen.« Damit zog Samuel ein Foto aus der Tasche.
    Die Zähne des Barkeepers blitzten im Licht der Kristalllüster, als er lachte. »Das ist ja der Prediger, Dusty Schwartz. Bevor er seine Kirche eröffnet hat, kam er regelmäßig hier vorbei. Danach hat er sich allerdings kaum mehr blicken lassen.«
    »Haben Sie ihn vielleicht mal in Begleitung eines großen Manns mit welligen grauen Haaren und einem auffälligen Akzent gesehen? «
    »Ja, die beiden gingen oft gemeinsam auf Pirsch.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Na ja, sie tauchten meistens so gegen zehn Uhr hier auf und hielten nach geeigneten Kandidaten Ausschau. Mit Vorliebe haben sie immer nur einen einzigen Typen für sie beide zusammen abgeschleppt.«
    »Kommen von den Männern, mit denen sie abgezogen sind, ab und zu noch welche hier vorbei?«
    »Eigentlich nicht. Das läuft nicht so, wie Sie sich das vielleicht vorstellen. Diese Typen ziehen von einer Bar zur nächsten, und meistens sieht man sie danach nie mehr wieder. An diese beiden erinnere ich mich nur deshalb, weil sie immer wieder hierherkamen, um jemanden aufzureißen, und weil einer von ihnen ein Zwerg war.« Er lachte. »Den dürfte so schnell keiner vergessen. «
    »Können Sie mir vielleicht noch etwas über seinen großen grauhaarigen Begleiter sagen?«
    »Nur, was Sie bereits selbst angedeutet haben: dass er einen starken Akzent hatte.«
    »Und was für einen Akzent genau?«
    »Ich würde sagen, irgendeinen europäischen. Aber aus welchem Land er genau gekommen sein

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