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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Effekt würde sie kaum etwas unternehmen können. Dass er schon wieder hörte, deutete darauf hin, dass die Schäden nicht allzu schlimm waren.
    »Sichern Sie hier, Jamie«, befahl er und stand wieder auf. Gemeinsam mit Grasse ging er auf den Korridor. Inzwischen war die junge Frau tot. Auch jetzt noch lagen ihr die Hände auf dem Hals, als hätte jemand sie so hingelegt. John wich dem anklagenden Blick ihrer Augen aus und sah sich um.
    Im Eingang zum vorderen Bereich lag Cao. Der kleine
Hybrid war auf das Gesicht gestürzt. John sah Grasse an, aber sie schüttelte nur stumm den Kopf. Wut stieg in John auf, kalte, gnadenlose Wut.
    »Wir schaffen sie alle runter. Schauen Sie sich die Verletzten an, dann gehen Sie dem Sarge helfen, die Gefangenen unten zu fesseln. Kommen Sie danach zurück. Und sammeln Sie alle Waffen ein, jede Knarre, jedes Messer.«

20
    Die Gefangenen knieten in einer langen Reihe vor John, den Rücken zur Außenwand des Shuttles. Die Sonne stand bereits tief, und die Schatten der Knienden waren lang. Sie hatten die Toten ebenfalls nach draußen geschafft und mit Planen bedeckt, Cao etwas abseits. Keiner seiner Kameraden hatte ihn neben die Leichen der Gardeure legen wollen. Schräg hinter sich spürte John ihre Anwesenheit, auch wenn sie nicht in seinem Blickfeld lagen.
    Die Männer und Frauen knieten mit den Händen hinter den gesenkten Köpfen. Viele sahen angeschlagen aus.
    John lief die Reihe auf und ab. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, spürte aber das Verlangen, sie zu Fäusten zu ballen.
    »Sie werden mir auf all meine Fragen wahrheitsgemäß antworten«, erklärte er ruhig, als spräche er über das Mittagsmenü in einem Restaurant. »Ansonsten werde ich mir einige aussuchen, die ich an unseren
Chim gebe. Er hat seinen kleinen Freund verloren und ist sehr wütend.«
    Bull, der hinter den Gefangenen stand, verdrehte die Augen und schüttelte das mächtige Haupt, aber John ignorierte ihn. Sie hatten wenig Zeit, und wenn es half, den ARStac -Konzernlakaien mit der oft berichteten und doch so unwahren Unmenschlichkeit der Betas Angst einzuflößen, dann würde er genau das tun. John nannte Bull nicht gerne Chim, die abwertende Kurzform von Chimäre, aber er wollte den Gefangenen deutlich machen, dass Bull praktisch ein wildes Tier war, auch wenn es nicht stimmte.
    »Wie viele Gardeure sind auf Tordesillas stationiert?«
    Niemand sagte etwas. John wusste, warum: Jeder hoffte, in der Anonymität der Gruppe zu versinken. Vermutlich schoss gerade durch jeden Kopf: Such dir einen anderen aus!
    »Sie«, sagte John und trat vor einen jungen Mann mit kahl geschorenem Schädel. »Viel Spaß mit Bull.«
    Er nickte dem Beta zu, der die Arme vor der Brust verschränkt hielt. Erst als John das Nicken drängender wiederholte, packte Bull den Mann am Kragen.
    »Sagt ihnen nichts«, kreischte der Mann los, als der Beta ihn mühelos hochhob.
    Aufregung durchlief die Gefangenen, einige schienen mit dem Gedanken zu spielen, sich zur Wehr zu setzen, aber John feuerte einmal mit der Pistole in die Luft.
    »Keine Bewegung!«
    Die Gefangenen erstarrten. John richtete die Pistole auf den glatzköpfigen Gardeur, der über seinen Kopf
nach Bulls Armen gegriffen hatte, aber ansonsten wie ein hilfloser Welpe in der Luft hing.
    »Niemand will reden? Gut, dann fangen wir jetzt an. Ihr Widerstand ist zwecklos: Wir töten Sie einen nach dem anderen«, log er. »Früher oder später wird jemand seine Haut retten wollen, und alle davor werden umsonst gestorben sein.«
    Bull ging ein paar Schritte, als wolle er den Gardeur zur Seite schaffen. Innerlich hoffte John, dass ihr Bluff funktionieren würde, denn ansonsten hätten sie ihre Drohgebärden verspielt.
    »Halt! Ich sage Ihnen alles, was Sie wissen wollen.«
    »Nein, Jingo, halt den Mund!«
    Der Glatzköpfige funkelte den Sprecher an. Offenbar war er tatsächlich gewillt, für seinen Konzern von einer Chimäre zu Tode gefoltert zu werden. John bewunderte seinen Mut und verfluchte seine Dummheit.
    »Ist gut, Rico, ist gut«, sagte Jingo matt. Er war älter als die meisten. In seinem kurzen, dunklen Haar fanden sich erste graue Strähnen. »Ich übernehme die Verantwortung.«
    »Sind Sie der Chef?« »Ich bin der Pilot«, erwiderte er. »Derzeit der ranghöchste Offizier. Leutnant Jim Ragivad, Rufzeichen Jingo, Sir.«
    »Es freut mich, dass Sie Ihre Leute zur Vernunft bringen, Leutnant. Es muss nicht noch mehr Tote geben.«
    Jingo sah auf. Seine Augen lagen

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