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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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abschreckenden, knallbunten Farben sahen zunehmend verlockend aus, aber John wusste, dass der Moment für ein solches Risiko nicht falscher sein konnte.
    »Ich hätte auch nicht übel Lust, so ein violettes Ding zu probieren«, sagte Jamie, die offenbar seinem Blick gefolgt war. Sie sahen sich an und grinsten.
    Dann schulterte John seine Waffe, sah in die Runde und stapfte los. Die anderen fielen in Marschordnung hinter ihm ein. Nach kurzer Zeit übernahm Cao die Spitze, wurde dann von Jamie und schließlich von Grasse abgelöst.
    Noch vor Morgengrauen ordnete John einen Halt an, denn die Absturzstelle des Shuttles war nicht mehr weit. Er teilte seine kleine Gruppe in Teams ein: er und Grasse, dazu Jamie, Bull und Cao. Eine letzte Ermahnung, nicht unvorsichtig zu werden, dann schlichen sie los.
    Es war ein Angriff, wie er ihn bei seinen Justifier-Missionen
noch nicht erlebt hatte. Dort war meist die Umgebung die größte Gefahr. Jetzt waren es andere Menschen.
    Die beiden Teams trennten sich, näherten sich dem Shuttle von zwei Seiten. Kurz vor dem Rand der Lichtung hielt John inne und sondierte die Lage.
    Die Zelte waren teilweise eingerissen worden, nur hier und da wehte noch ein Rest Plane im Wind. Das Shuttle lag noch schiefer als zuvor. Im Lager war allerlei Unrat verstreut, Metallteile, Elektronikschrott, Decken, Essgeschirr, die Überreste der Barrikaden und allerlei sonstige Trümmer. Aus irgendeinem Grund war die Steuerkonsole des Shuttles herausgerissen worden und lag nun auf der Seite im Staub.
    Vom Portal konnte John nichts erkennen, aber die wichtigste Entdeckung war ohnehin der bullige Helikopter, der zwischen Shuttle und dem halb fertigen Sprungtor stand. Es war eine Transportmaschine, in einem dunklen, matten Grau lackiert, mit zwei viel zu klein wirkenden Rotoren auf kleinen Auslegern rechts und links des Rumpfs. John schätzte, dass sie etwa zehn Personen samt einiger Ausrüstung fassen konnte, dazu zwei Piloten. Auf den ersten Blick bestand die Bewaffnung aus zwei unter dem Cockpit montierten, mehrläufigen Waffen, hauptsächlich für den Kampf gegen weiche und kaum gepanzerte Ziele geeignet. John tippte auf Laser, war sich auf die Distanz aber nicht sicher.
    Auch nach einer ganzen Weile sah er keine Bewegung, was ihn besorgte. Erst als er überlegte, ob ihre
ungeladenen Gäste wohl zu Fuß unterwegs waren, vielleicht auf der Suche nach ihnen im Wald, bemerkte er die flach auf dem Shuttle liegende Gestalt. Er gab die Entdeckung mit einigen schnellen Handbewegungen an Grasse weiter. Eine Wache. Nicht unerwartet, aber auch nicht gut. Wenn sie Alarm gibt, wird das übel .
    Er wollte schon einen Bogen zu den anderen schlagen, um den Angriffsplan weiterzugeben, als sich Grasse hinlegte, ihre kurzläufige Waffe aufstützte und die Wache ins Visier nahm.
    John duckte sich neben sie.
    »Wie sicher?«, flüsterte er kaum hörbar.
    Sie antwortete nicht, sondern hob nur einen Daumen. Als sie zielte, hielt er unwillkürlich den Atem an. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, obwohl es nur wenige Sekunden sein konnten. Sie lag ruhig da, fast entspannt. Ihre Atmung beschleunigte sich nicht.
    Dass sie abdrückte, war nur an dem kurzzeitigen Sirren zu merken, das ihre Waffe abgab. Sonst geschah nichts. Mit zusammengekniffenen Augen starrte John zum Shuttle hinüber, doch er konnte keine Veränderung entdecken. Grasse erhob sich und sah ihn fragend an.
    »Ziel ausgeschaltet«, flüsterte sie nach einigen Sekunden.
    Als John ebenfalls aufstand, fiel ihm auf, dass es ein exzellenter Schuss gewesen war – mit einer solchen Waffe, auf diese Distanz. Eigentlich war sie auf kurze Entfernungen ausgelegt, wie im Häuserkampf oder im CQC, dem Close-Quarter-Combat.

    Mit einer kleinen Lampe, deren Lichtstrahl er stark gebündelt einstellte, leuchtete John zweimal kurz in die Richtung, in der Team Zwo auf der Lauer liegen musste. Dann rannte er geduckt los. So schnell er konnte, hastete er über die offene Fläche. Jeden Moment rechnete er mit Alarm, mit dem Dröhnen von Waffen. Doch er erreichte die Außenwand des Shuttles ohne Probleme. Mit Grasse an seiner Seite presste er sich gegen das Metall und wartete einen Atemzug lang. Direkt über ihnen baumelte eine Hand über die Kante, mit schlaffen, leblosen Fingern. John schenkte ihr keine Beachtung, sondern lief am Shuttle entlang, bis er zu dem Loch kam, das ihnen in der Zeit seit ihrer Ankunft als Ein- und Ausgang gedient hatte.
    Hier zeigten sich die Zerstörungen, die

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