Missing in Action
bereits jetzt für viele hundert Menschen ausgelegt, mit fester Besiedlung. An dem sanften Hang des Hügels auf der Gegenseite zum Fluss war sie einfach zu erweitern. Der Großteil des Platzes wurde von einem Gebäudekomplex eingenommen, der sich die Felswand entlangzog. Verschachtelte Würfel, mehrere Stockwerke hoch, alle in hellem Grau mit dunklen, fast schwarzen Fenstern. Es gab einen großen betonierten Platz an der Flanke der Gebäudefront, auf dem hellgelbe Landemarken eingezeichnet waren. Hinter einem der Gebäudeflügel war noch ein Platz, auf dem Baufahrzeuge standen.
Direkt neben dem Landefeld war eine Terrasse in den Hügel geschlagen worden, deren Fläche noch einmal so groß war. Und darauf stand, inmitten eines Rings aus mobilen Blastschutzwänden, ein elegantes Raumschiff. Es wirkte nicht militärisch, sondern eher wie eine Yacht, mit so hellgrauer Außenhaut, dass sie fast weiß war, und schlanken Formen. Wichtiger jedoch war, dass es im hinteren Drittel die Ausbeulungen hatte, die John mit einem Sprungantrieb assoziierte. Kurzstrecke oder Langstrecke, ganz egal. Dort steht unser Ticket weg von hier!
Der Helikopter flog eine langsame Kurve über der Basis, so dass John einen guten Überblick bekam. Es gab noch kleinere Gebäudekomplexe rechts und links des Landeplatzes. Er sah schweres Gerät, dicke Röhren, Antennen, ein kleines Kraftwerk, das noch etwas abseits errichtet worden war.
»Das muss eine absolute Rumpfbesatzung sein«, stellte er fest, und Jingo nickte kurz. Wenn es nicht so war und der Pilot sie reingelegt hatte, würden sie auf so viele Gegner treffen, dass Gegenwehr vollkommen sinnlos war.
Nach einem kurzen Wortwechsel mit der Kontrollstation ließ Jingo den Helikopter über dem Landefeld schweben. Direkt neben den Markierungen stand ein breites und kastenförmiges Antigravfahrzeug, das bis auf eine breite, rote Null-Neun auf dem Dach wenig auffällig war. Jingo deutete darauf. »Das ist das Med-Team.«
»Alles klar.«
»So wenig Gewalt wie möglich. Denken Sie daran«, erinnerte ihn der Pilot an sein Versprechen, das er für seine Mithilfe eingefordert hatte. Es war John leichtgefallen. Unnötige Gewalt lag ihm ohnehin nicht, doch sowohl er als auch Jingo wussten, dass dieser Angriff ganz ohne nicht funktionieren konnte. Aber der Pilot brauchte das Versprechen, um sein Gewissen zu beruhigen und seine Kollaboration vor sich selbst und später vor seinen Vorgesetzten zu erklären.
»Bereit machen«, befahl John seinen Leuten. Die Anspannung, die ihn während des Flugs verlassen hatte,
ergriff nun wieder Besitz von ihm. Jetzt ging es um alles, das Leben seiner Mannschaft hing von seinen Befehlen ab. Die Verantwortung lastete schwer auf seinen Schultern, aber er wusste auch, dass er sie stemmen konnte.
Der Helikopter setzte sanft auf. Jingo gab kurz an die Kontrollstation durch, dass sie sicher gelandet waren, dann machte er die Motoren aus. Hinter John hatten Bull, Jamie und Grasse schon die Sicherheitsgurte abgelegt, ihre Waffen gezogen und standen direkt am Seitentor. John warf einen Blick nach draußen. Das Sanitätsfahrzeug kam näher heran, hielt dann allerdings mit etwa zehn Meter Sicherheitsabstand an. Menschen in weißen Uniformen sprangen heraus, öffneten hinten eine große Doppeltür und kamen auf den Helikopter zugelaufen. Zu Johns Freude hielten sie wegen des Winds von den noch ausdrehenden Rotoren die Köpfe gesenkt.
John sah zu dem Hauptgebäude. Hinter den dunklen Fenstern war nichts zu erkennen, aber ihm war bewusst, dass sie keine Deckung haben würden. Wenn jetzt jemand aufmerksam war, würde ihr Täuschungsmanöver auffliegen, bevor es richtig begonnen hatte. Loki, Hermes, Enki, Legba, Anansi, wer auch immer gerade zuhört, genau jetzt könnten wir ein wenig Hilfe gebrauchen .
Als das Med-Team schon direkt an der Seite des Helikopters war, gab John das Zeichen. Jamie riss die Tür zur Seite, während Bull und Grasse ihre Waffen auf die Sanitäter richteten.
»Keine Bewegung«, knurrte Bull. »Einfach nicht bewegen.«
Es waren bange Sekunden. Ein Held reichte aus, um ihren Plan zu durchkreuzen – oder ein Idiot, der versuchte wegzulaufen oder Hilfe zu rufen. Doch die Mündungen der Waffen sprachen eine deutliche Sprache. Die Sanitäter, die mit Hilfebedürftigen gerechnet hatten und nun von einem wilden Beta und Fremden bedroht wurden, kamen dem Befehl nach.
»Raus hier.«
Jingo zwängte sich aus dem Pilotensitz und stieg nach hinten, gefolgt von
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