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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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auf die Schulterwunde.
    John brüllte wie ein waidwundes Tier, seine Sinne drohten wieder zu schwinden. Braddock stieg über das Trümmerfeld und zerrte John dabei hinter sich her wie ein störrisches Kind.
    Draußen war das Feuergefecht noch immer im Gange, konzentrierte sich jetzt aber auf das Kraftwerk. Seine
Leute hatten dort Position bezogen und wehrten die Gardeure ab. Noch, denn der Scoutpanzer fuhr langsam vor, gefolgt von einem Dutzend Feinde, das mit ihren Waffen die wenigen Verteidiger in Deckung zwang.
    »Sagen Sie Ihren Leuten, dass sie sich ergeben sollen«, fauchte Braddock und hob John mühelos hoch. Die Muskeln in den Armen des Obersts waren gewaltige Stränge, künstlich verstärkt durch die Einnahme chemischer Substanzen, ihr Griff eisern.
    »Damit Sie sie abschlachten lassen können?«
    »John, ich hätte gedacht, dass ein Justifier wie Sie weiß, dass auf einem solchen Planeten nur das Ergebnis zählt. Sie enttäuschen mich, Leutnant. Wir haben lediglich alle Mittel genutzt, die uns zur Verfügung standen.«
    Der Oberst machte ein verdutztes Gesicht, als John ihm die Klinge seines Stiefelmessers in den Bauch trieb. Die Beine des Obersts gaben nach, und sie stürzten beide zu Boden.
    »Ich habe gelernt, mit all meinen Mitteln zu kämpfen«, knurrte John, zog das Kampfmesser raus und trieb es Braddock mit einem Ruck durch den Unterkiefer ins Hirn.
    Keuchend rollte er von der Leiche hinunter. Er benötigte einige Sekunden, um sich zu sammeln, den Schmerz so weit in den Griff zu bekommen, dass er an etwas anderes denken konnte.
    Dann richtete er sich auf. Unvermittelt warf sich Grasse neben ihn ins Geröll. »Ich habe Sie vermisst, Leutnant. Sind Sie jetzt hier fertig?«

    Er warf einen Blick auf den toten Braddock, aus dessen Kiefer der Griff seines Messers wie ein besonders seltsam geflochtener Bart ragte. »Ja«, erwiderte er und versuchte aufzustehen.
    Grasse packte ihn an der gesunden Schulter und zog ihn hoch. »Das wird auch Zeit.«
    Sie liefen bis zu den Baumaschinen nebeneinander her, arbeiteten sich die Reihe entlang vor, dann sprinteten sie das letzte Stück bis zu ihrem Team, das sich im Eingang des Kraftwerks verschanzt hatte. Das Gebäude lag etwas tiefer, und an den Treppen, die hinabführten, lagen die Verteidiger und feuerten auf die Gardeure.
    Shakey lehnte sitzend an einer Wand. Als er John sah, dem sein schneller Sprung Schmerzen bereitete, lächelte er.
    Aber John sah nur Bull. Der große Beta lag in der Mitte, direkt vor dem Eingang. Die Front seiner Uniform war noch zerfetzter als zuvor. Ein grober Verband lag um seine Brust, schon vollkommen blutgetränkt. Nein! Nicht Bull!
    Jamie lag lang hingestreckt an der Treppe und feuerte ohne Unterlass. John lief geduckt zu ihr, während sich Grasse bei den Verteidigern einreihte.
    »Status?«
    Jamie zog sich ein Stück zurück und sah zu Bull. In ihren Augen lag etwas, das John nicht benennen konnte. Rourke feuerte weiter.
    »Kommen hier nicht weg. Nicht …«
    Sie musste nicht weitersprechen. Wenn alle unverletzt
gewesen wären, hätten sie sich vielleicht bis zum Schiff vorarbeiten können. Es war nicht mehr weit, und das letzte Stück Weg lag in halber Deckung. Aber Shakey und Bull konnten nicht rennen.
    »Lasst mich zurück«, sagte Bull ruhig, als fordere er nicht sein Todesurteil ein. »Ich kann euch noch Deckung geben.«
    Der große Beta richtete den Oberkörper auf. Die Qual stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er konnte kaum atmen, und seine Augenlider flatterten, aber er gab nicht auf.
    John und Jamie starrten zu ihm hinüber. Dann packte Jamie Johns unverletzten Arm.
    »Bring ihn nach Hause.«
    Sie sah ihm in die Augen. Es war eine seltsame Bitte, da niemand von ihnen nach Hause kommen würde, aber John nickte.
    Ohne ein weiteres Wort zog sich Jamie die Treppenstufen hinunter zurück, nahm Shakeys Laserkarabiner, wickelte die Gurte der beiden Waffen um die Unterarme und beugte sich zu Bull hinab. Dann sprintete sie plötzlich los. John hatte noch nie jemanden so schnell rennen sehen. Sie flog die Treppe geradezu empor.
    »Gebt ihr Deckung«, brüllte er. »Verdammt, Jamie, komm zurück!«
    Aber sie rannte einfach quer über den Landeplatz, direkt auf den Spähpanzer zu. Mit einem langen Ächzen erhob sich Bull. Er sah aus wie ein antiker Gott des Krieges, stierköpfig, blutbesudelt, so unglaublich präsent.

    »Wir müssen gehen«, befand der Sergeant und rief die Leute zu sich.
    John traute seinen Ohren nicht. Er blickte

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