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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ins Dock schleppen. John wusste nicht, wie lange er dort mit dem toten Beta in den Armen sitzen geblieben war, aber irgendwann berührten ihn Hände an der Schulter, und er sah auf.
    Männer und Frauen in Schutzkleidung liefen über die kleine Brücke. Techniker, Sanitäter, Xeno-Biologen. Einer winkte ihm zu, aber John wollte nicht folgen. Erst als Grasse neben den Mann trat und John die Hand hinhielt, packte er zu und ließ geschehen, dass sie ihn auf die Beine zog. Gemeinsam gingen sie zur Schleuse und in die Station. Sie sagte kein Wort, und John war ihr mehr als dankbar.
    Sie befanden sich in einem Quarantäneabteil, wie er rasch feststellte. SE -Gardeure in vollversiegelter Panzerung standen in Habtacht-Stellung an den Ausgängen. Überall waren Experten unterwegs, um sie auf Kontaminierung zu testen, das Schiff zu untersuchen und sie in Empfang zu nehmen. Die Aufregung über ihr plötzliches Auftauchen war groß.
    Im hinteren Teil des Bereichs befand sich eine große Panzerglaswand, hinter der zwei Dutzend Schaulustige standen. Einige riefen etwas, anscheinend ohne zu ahnen, dass kein Geräusch in das Abteil hineindrang. Mitten in der Menge erblickte John zwei vertraute Gestalten. Ein Wolfs-Beta mit dunkelgrauem Pelz, in der Uniform eines Justifiers, und neben ihm ein Adler-Beta in locker sitzender Stoffkleidung. Als der Wolf seinen Blick bemerkte, riss er den Arm hoch und winkte wild, während der Adler erst kaum merklich nickte und
dann salutierte. John hob die Hand an die Stirn und grüßte die beiden Mitglieder seines Teams, die, den Göttern sei Dank, nicht mit auf dem Höllentrip gewesen waren.
    Um ihn herum herrschte Chaos und Trubel, aber er empfand nichts und ließ nichts davon an sich heran. Hier war Reinhards nun wieder in seinem Element, der einzig wichtige Überlebende der ganzen Mission. Er gab Anweisungen, verlangte nach Kom-Geräten, nach Nachrichten von SE , nach seinem persönlichen Assistenten und nach einem Burger.
    Zwei Sanitäter redeten auf John ein, erklärten ihm, dass er ihnen folgen müsse, für die Tests. Grasse legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte sie kurz, bevor sie in eine andere Richtung davongeführt wurde. John nickte stumm. Gerade als er den Eingangsbereich mit den SE -Sanis verlassen wollte, trat ihm Reinhards in den Weg.
    »Wir haben es geschafft, John! Sie haben großartige Arbeit geleistet«, erklärte er mit sorgsam aufgesetzter, wichtiger Miene, entgegen allen Feststellungen, die er während der Mission getroffen hatte. »Wir werden ARStac auf alle Verluste verklagen. Ich werde Sie in meinem Bericht ausdrücklich loben. Sie, und die tapferen Gefallen natürlich auch.«
    John musste es nicht überprüfen; er wusste, dass hinter der Scheibe Kameras auf sie gerichtet waren und dass die Bilder ihrer Rettung bald die Stellar-Exploration -Konzernbildschirme füllen würden. Genau auf diese Kameras zielte Reinhards verlogene Show.

    Der Konzerner strahlte. Er schien alle Streitereien und den Ärger, den sie miteinander gehabt hatten, einfach ausblenden zu können. Vermutlich war das eine der Eigenschaften, die man brauchte, um so weit aufzusteigen.
    »Nein«, erwiderte John gelassen. Mit einem Mal war er wieder im Hier und Jetzt, sein tranceartiger Zustand beendet.
    »Was meinen Sie? Warum sollte ich nicht …«
    Weiter kam Reinhards nicht. Johns Schlag war schnell und präzise, von unten geführt, mit aller Kraft seines gesunden Arms und einer gehörigen Portion Wut. Seine Faust traf den Manager unter dem Kinn, hob ihn regelrecht von den Füßen. Etwas knirschte und brach, und John wusste, dass ihn dieses Gefühl in den dunklen Nächten, die vor ihm lagen, warm halten würde. Er fühlte sich an seine unehrenhafte Entlassung aus der Armee erinnert, aber diesmal war es nicht die hitzige Aktion eines jungen Mannes, die ihn dazu brachte, einen längst überfälligen Kinnhaken auszuteilen.
    Gardeure stürmten auf John zu, wollten ihn von Reinhards wegschieben, aber John versuchte nicht einmal, nachzusetzen. Der Konzerner wälzte sich auf dem Boden. Ein nasses Gurgeln entrang sich seiner Kehle – Musik in Johns Ohren.
    Die Wachen drängten John an die Wand, drehten ihm die Arme auf den Rücken. Er ließ es widerstandslos geschehen.
    Als sie ihn abführten, erhaschte er noch einen Blick
auf Grasse. Sie stand breitbeinig über Reinhards, Verachtung im Gesicht. Ihre Blicke trafen sich, und sie hob die Hand zum Salut.
    Dann schoben sie John in einen engen, grell

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