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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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bestimmt sagen, wie … Na ja …« Er hob den Stift und hielt sich bereit, auf das Pad zu schreiben, das sein Gekrakel aufzeichnen würde.
    Shmiet unterdrückte den Fluch. Er musste nett bleiben, auch wenn die Männer und Frauen leise aufstöhnten. Grundlagenerklärungen bedeuteten für die Übrigen Langeweile pur. »Also, wir … Wie ist dein Name noch gleich?«
    »Fred.«
    »Schön, Fred. Also, wir bei KrEArtifical setzen den isolierten tierischen Embryonen einige menschliche Geninformationen zu und beschießen sie danach mit besonderer Strahlung, um eine Verbindung herzustellen. Auf diese Weise kreieren wir eine neue Spezies, die dir unter dem Namen Beta-Humanoide oder Chimären geläufig sein dürfte.« Es fiel Shmiet schwer, seine schlechte Laune aus der Stimme zu drücken. Er wollte so gar nicht den Lehrer für einen Nichtskönner spielen müssen, und doch blieb ihm nichts anderes übrig, wenn er befördert werden wollte. »Sie werden, jedenfalls bei KrEArtifical , in den Bassins so weit herangezogen, bis sie voll lebensfähig sind. Im Rahmen des weiteren Verfahrens werden die Beta-Grundhüllen mit Hilfe eines Schnellbrutkastens zu Ende gezüchtet und ihren Talenten entsprechend ausgebildet. Tag und Nacht, im wachen und im schlafenden Zustand. Wie bei allen anderen Firmen auch nutzen wir die Biester und ihre speziellen Fähigkeiten, um SternenReichs
Ansprüche zu sichern. Wo und bei was auch immer.«
    Fred nickte und kritzelte auf dem Pad herum, das Aufzeichnungssignal leuchtete. »Danke sehr. Ich glaube, das reicht auch schon«, sagte er schnell. »Soll ja nur ein kurzer Bericht werden.«
    Eine blonde Frau hob zögernd die Hand, Shmiet nickte ihr aufmunternd zu. »Wissen Sie, eine Sache hat mich von jeher beschäftigt: Diese Kreaturen tragen menschliche Erbanlagen in sich, sind zum Teil also auch Menschen. Aber trotzdem werden sie in Einsätze geschickt, bei denen die Todesrate ziemlich hoch liegt.«
    Fred hob den Stift und schrieb mit. Bad news waren good news, auch für Schülerzeitungen.
    Shmiet stellte sich vor, wie der Vater des Jungen den Bericht las und welche Figur er als Vertreter von KrEArtifical dabei gemacht hatte. Vor einem Monat hatte er sich zudem für die Versetzung in die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit beworben – ein Test des Unternehmens, um seine Schlagfertigkeit zu testen? Er öffnete den Mund.
    »Sie treiben vorsätzlichen Missbrauch mit ihnen und betrachten freie Lebewesen als Eigentum.« Die blonde Frau funkelte den Doktor an. »Halten Sie und die KrEArtifical dieses Vorgehen moralisch und ethisch für verantwortbar?«
    Shmiet bedauerte bereits, dass er sie zum zweiten Mal hatte zum Sprechen kommen lassen. Seine Antworten waren lange vorbereitet, und er konnte sie einfach abspulen, ohne lange zu überlegen. Seine Chance,
sich zu profilieren – sowohl in der Schülerzeitung als auch bei Freds Vater. »Die Betas haben die Möglichkeit, ihren Wert, also das, was sie dem Unternehmen für Aufzucht, Verpflegung, Ausbildung und dergleichen schuldig sind, abzuzahlen. Haben sie den individuellen BuyBack-Wert erreicht, der meistens bei ein paar Millionen liegt, gehen sie in die Freiheit über.« Er formulierte es absichtlich allgemeiner, damit Fred wusste, um was es ging. Der Junge notierte immer noch. »Ich darf Sie daran erinnern, Miss …«, er las ihren Namen auf dem Besucherschildchen an ihrem Kittel, »… Margrove, dass die Biester außerdem über Rechte verfügen, die vor einigen Jahren blanke Utopie gewesen wären.«
    Sie lachte böse auf. »O ja, das Feigenblatt der Konzerne: gewisse Rechte. Warum nicht die vollen Menschenrechte? Warum dürfen Betas zum Beispiel nicht in die Gewerkschaft oder Aktien besitzen?«
    »Nicht alle sind klug genug.«
    »Sind das Menschen denn immer?«, konterte sie. »Eine Frau hat einem Kind das Leben geschenkt – aber sie besitzt das Kind nicht. Es ist nicht ihr Eigentum wie ein Fernseher oder ein Schrank. Aber genau das tun die Konzerne mit den Beta-Humanoiden!«
    »Das liegt daran, dass die DNA keine rein menschliche ist. Wir züchten keine Menschen, sondern Werkzeuge.« Shmiet sah zu Fred. Am Pad leuchtete zusätzlich das Lämpchen neben der integrierten Kamera auf. Jetzt filmte er auch noch! Also musste Shmiet mit seiner Performance noch besser werden, wenn er zu den
hübschen Frauen in der PR-Abteilung wollte. »Ist es Ihnen lieber, wir schickten richtige, echte Menschen auf lebensbedrohliche Außenwelten, deren Gefahren Sie höchstens in

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