Missing in Action
Rotoren ein paar langsame Bewegungen durchführen, ebenso wie die kleinen Klappen, die ihm zur Verfügung standen. Die Rotoren waren beweglich gelagert, so dass er den Großteil der Steuerung einfach über sie ausführen konnte, aber bei komplizierteren Flugmanövern waren die Klappen eine gute Hilfe.
Alle Systeme zeigten grün, und auch Aki, der die Prozedur aus nächster Nähe und verschiedenen Positionen beobachtet hatte, hob erneut den Daumen, um ihm zu signalisieren, dass aus seiner Sicht alles in Ordnung
war. Shakey erwiderte das Signal gut gelaunt und löste die Radbremse. Gleichzeitig gab er mehr Gas, und das Ultraleicht setzte sich mit einem Ruck in Bewegung.
Natürlich wusste er, dass Fliegen nur die Anwendung physikalischer Prinzipien war, eine Ansammlung von Kräften, die mit- und gegeneinander wirkten. Aber das Gefühl auf einem Flug war anders. Es war eine Welle in seiner Magengrube, die ihm bis in die Kehle stieg und als Jauchzen über seine Lippen drang. Er fühlte sich schwerelos, obwohl die Gravitation ihn nicht aus ihren Klauen ließ, schwereloser, als er es im Weltraum jemals gewesen war.
Mit lockerer Hand leitete er eine lange Kehre ein und zog einen Halbkreis um das Shuttle. Unter ihm hüpfte Aki auf und ab, winkte und rief etwas, das Shakey im Brausen der Luft nicht verstehen konnte. Er bedauerte den erdgebundenen Techniker, hob aber den Arm zum Gruß und drehte dann ab.
Von oben sah die Absturzstelle aus wie die Kulisse eines Holofilmspektakels in einem titanischen 3DCube. Eine breite, dunkle Spur im Wald, aufgewühlte Erde, umgestürzte und umgeknickte Bäume, und am Ende der Schneise das Shuttle, das sich schräg in den Boden gebohrt hatte. Um das Shuttle herum war die Vegetation abgeholzt worden, und der Leutnant hatte eine freie Fläche schaffen lassen, auf der einige Zelte aufgebaut waren. Vor dem Loch in der Flanke des Shuttles war ein kleiner Vorbau aus Zeltplanen errichtet worden, der das Innere vor dem bislang jedoch ausbleibenden
Niederschlag schützen sollte. Seit ihrer Ankunft hatte Shakey nicht mehr als fasrige Wolkenfetzen am Himmel gesehen; manchmal war es diesig, aber bislang deutete wenig darauf hin, dass es bald regnen könnte.
Einen letzten Schlenker noch, dann richtete Shakey das Ultraleicht aus. Sein Flug folgte der Spur des Shuttles in dem Wald. Er hielt das Ultraleicht hoch über den Bäumen und achtete genau auf seine Umgebung. Die Maschine war relativ fragil, und er konnte sich noch gut an den schrecklichen Absturz auf Nada V erinnern, als eine Schar echsenähnlicher Flugwesen ihn mit ihrem Mittagessen verwechselt hatten. Obwohl sie bislang keine größeren fliegenden Kreaturen gesichtet hatten, blieb er vorsichtig.
Für die Strecke von wenigen Kilometern, die unter ihm durch unwegsames Gelände führte, benötigte er nur einen Bruchteil der Zeit, die das Bodenteam brauchte. Aber sie waren schon an ihrem Ziel angekommen, wie Shakey feststellte. Die abgestürzten Container hatten eine kleine Lichtung geschaffen, auf der sich die zehn Justifiers bewegten – wenn man die Ansammlung von Technikern, Arbeitern und sonstigen Fremdkörpern denn überhaupt als Justifiers bezeichnen wollte. Bulls massige Gestalt ragte aus der Gruppe hervor. Der Beta stand auf einem der Container, den muskulösen Oberkörper unbedeckt, und schien Anweisungen zu geben. John war nicht zu sehen. Vermutlich sicherte er mit einer Handvoll Leute die Arbeitenden.
Die beiden Elektromotoren des Ultraleichts waren
nicht laut, aber Shakey wurde dennoch bemerkt und, wie ihm schien, freudig begrüßt. Er kippelte die Flügel kurz, um den Gruß zu erwidern, dann begann er mit einer langsamen Spirale um die Container. Die ganze Zeit über behielt er sowohl Himmel als auch Boden im Blick.
Von oben wirkte der Wald nicht weniger exotisch. Die Gewächse sahen wie nichts aus, das Shakey kannte, und er hatte auf mehr Welten Dienst geschoben, als er sich erinnern konnte. Er war froh, in diesem Moment nicht bei den anderen unten zu sein. Er hasste es, inmitten der Fremdartigkeit an den Boden gebunden zu sein, in seinem kleinen, dürren Körper gefangen, der so schlecht auf die Gefahren fremder Planeten vorbereitet war. Jetzt flog er, und das war seine Welt. Hoch über dem Dschungel, dessen Farbe für Shakey immer blutrot war. Er hielt sein Geschick in Form des Steuerknüppels in den eigenen Händen, war nicht ausgeliefert an fremde Mächte, sondern kontrollierte selbst, was geschah.
Fast hätte er sich im
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