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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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wurde ernst. Sie hatte Recht; sie erledigten alle nur ihren Job. Ihr Blick ruhte auf ihm, und ihre hellen Augen schienen direkt in seine Seele zu blicken. Wie durch ein Vergrößerungsglas nahm er die Einzelheiten ihres Gesichts wahr, die Kurve ihrer Wangen. Sie sah erschöpft aus, aber in ihren Augen spiegelte sich eine Stärke, die ungebrochen war.
    »Ich muss mich um die Wache kümmern«, murmelte er noch, dann verließ er fluchtartig den Raum. Sein Herz schlug laut in seiner Brust, und in seinen Ohren rauschte das Blut. Er lief den Gang entlang, zwängte sich an zwei Gestalten vorbei, die er kaum wahrnahm, stieg in den Laderaum hinab und trat durch das Loch in der Bordwand ins Freie. Nach einigen tiefen Atemzügen beruhigte sich sein Körper wieder, sein Puls ging langsamer, und er konnte wieder klar denken.

    Sonst machen mich Tote doch nicht so fertig , dachte er. Um ihn herum waren alle Anzeichen des Lebens. Die letzten warmen Strahlen der Sonne auf seiner Haut, auch wenn die Nacht bald hereinbrechen würde, die fremdartigen Gerüche des Dschungels in der Luft. Eine kleine Gruppe stand um einige Teile des Portals herum und beriet sich. Eine Frau sagte etwas, und die anderen lachten. Es war eine überraschend friedliche Szene, die John beinahe vergessen ließ, dass seit ihrer Ankunft auf Tordesillas in ihrem kleinen Lager der Tod umging.
    Und als hätte er seine Gedanken gehört, kam Bull durch das Loch nach draußen und beugte sich zu John hinunter. »Ein Sensor ist ausgefallen.«
    »Verdammte Scheiße. Das gleiche Spiel wie beim ersten?«
    »Ja.«
    »Unser Team soll sich fertig machen. Volles Programm. Wenn da draußen jemand ist, legen wir ihn um«, knurrte John und lief wieder in das Shuttle. Er suchte seine Waffen und seine Ausrüstung zusammen. Als er wieder in die Abenddämmerung trat, versammelten sich seine Justifiers bereits. Keine Rekruten – diesmal nicht. Schweigend legten sie ihre Kampfmonturen an und überprüften ihre Waffen. Rourke trug einen Rucksack, dessen Inhalt zwei schwere Energiepacks waren, die Sukarno gekoppelt hatte. Eine mit Tape umwickelte Leitung führte zu dem Blaster, den der Ex-Söldner lässig in einer Hand hielt. Neben ihm zog Jamie zwei Kampfdolche aus ihren Scheiden und
steckte sie locker wieder hinein, während Bull den Reißverschluss ihres hautengen Hemds am Rücken schloss. Der große Beta tippte mit dem Finger auf den Ohrstöpsel, und John testete kurz ihre Frequenzen.
    »Alle bereit?«
    Cao und Jamie nickten, Bull und Rourke hoben ihre Daumen.
    »Unsere Situation ist einfach.« John wurde sich der Blicke ihrer Rekruten bewusst und führte sein Team ein Stück vom Shuttle weg. Als sie etwas abseits standen, wurden sie zwar noch beobachtet, aber keiner konnte ihnen zuhören. »Ein Sensor ist ausgefallen. Da draußen ist etwas, und es will, dass wir rauskommen. Diesen Gefallen werden wir ihm gern tun.«
    »Munition?«
    Jamie musste ihre Frage nicht ausführen. John war sich ihrer schwindenden Vorräte nur allzu schmerzlich bewusst, aber diesmal gingen sie auf die Jagd. Er dachte an seinen letzten Blick auf Lamberts Gesicht, während Grasse das Tuch über sein Gesicht gezogen hatte.
    »Ich will, dass ihr sie umlegt. Achtet, worauf ihr schießt, aber wenn ihr ein Ziel habt, dann bringt es zur Strecke. Noch Fragen?«
    Keiner sagte etwas, also ließ John den Blick noch einmal über die kleine Runde schweifen, bevor er sagte: »Rock’n’ Roll, Ladys und Gentlemen.«
    Cao und Rourke schlugen ihre Fäuste gegeneinander und grinsten sich an. Jamie und Bull wechselten keinen Blick, aber John wusste, dass die beiden zusammenarbeiten würden. Er hatte keinen Partner und
würde als Verbindung zwischen den beiden Doppelteams agieren müssen.
    »Hey, geht ihr zu’ner Party?«, erklang Grasses Stimme. Sie trat aus dem Schatten des Shuttles. In ihrer Miene sah John grimmige Entschlossenheit, auch wenn die Augen hinter einer Kampfbrille verborgen waren. Einen Moment lang überlegte er, sie zurückzuschicken, weil er nur sein Team mitnehmen wollte, dann aber erinnerte er sich daran, dass sie jetzt Teil seines Teams war, ob er wollte oder nicht.
    »Ja, aber wir haben keine Einladung.«
    »Perfekt«, erwiderte sie und lud ihr Sturmgewehr durch. »Ich liebe es, Partys zu crashen.«
    Mit knappen Worten erläuterte John die Situation noch einmal, dann liefen sie los. Schon auf den ersten Metern gingen alle in ihren Einsatzmodus. Sie waren schnell und leise, rannten geduckt bis zu den ersten

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