Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
nicht darüber sprach.
    »Irgendwas ist da«, murmelte Shakey und setzte die Aufnahme ein weiteres Mal zurück auf Anfang. »Kurz bevor die Lichter ausgehen.«
    Obwohl sie die Lautstärke heruntergeregelt hatten, war das Kreischen, das jedes Mal ertönte, wenn sie die Aufnahme abspielten, enervierend. Die Tonspur war defekt. Sukarno und Kay wollten später versuchen, das Kreischen herauszufiltern, aber John hatte ihnen bereits bedeutet, sich nicht zu viel Mühe zu machen. Was immer das Problem des Sensors war, die kaputte Tonspur war es sicherlich nicht.
    Shakey ließ das Video langsamer laufen und drehte schließlich fast bis auf Einzelbildmodus herunter. Und tatsächlich, ganz kurz, bevor der Screen schwarz wurde, war etwas zu sehen. Ein Fuß oder Huf, der direkt vor dem Sensor stand. Schwarz und konturlos, was aber auch der schlechten Bildqualität geschuldet sein konnte. John kniff die Augen zusammen und versuchte, Details zu erkennen, aber es war nur ein dunkler, unförmiger Umriss auszumachen.
    »So ein Pech, dass sie ausgerechnet im blinden Fleck des Sensors ankamen.«
    John antwortete ihm nicht. Es konnte Pech sein, aber er war fast versucht zu glauben, dass es Absicht gewesen war. Die Sensoren deckten annähernd dreihundert Grad ab; die Thermographie sogar den kompletten Radius. Dass sich die Angreifer ausgerechnet von der Seite genähert hatten, die ungedeckt war, ließ ihn nicht
zur Ruhe kommen. Natürlich waren die Sensoren so ausgerichtet gewesen, dass das Loch in der Aufnahme in Richtung Shuttle lag. Sie waren zum Großteil direkt am Waldrand, maximal ein kurzes Stück in den Dschungel hinein platziert worden.
    Warum hat niemand was gesehen, wenn der Angriff aus dieser Richtung kam? Und warum zum Teufel wussten die Bastarde, wie man sich den Sensoren nähern muss ?
    Fragen über Fragen. Dass es beim Zerstören des Sensors ausgerechnet die Speichereinheit besonders stark erwischt hatte, war vermutlich wirklich Pech. Alles andere würde bedeuten, dass die Angreifer ein so intimes Wissen über menschliche Technologie hatten, dass sie extrem hoch entwickelt sein mussten.
    »Vielleicht haben sie uns beobachtet«, fuhr Shakey fort, den die ganze Angelegenheit nicht besonders zu erschüttern schien. »Man könnte schon drauf kommen, wie das geht.«
    »Wie was geht?«
    »Na, so einen Sensor ausschalten.«
    Wieder schwieg John. Während ihres kurzen Aufenthalts auf Tordesillas hatten sie hoffentlich nicht noch mehr über sich und ihre Ausrüstung preisgegeben. Und vor allem nicht darüber, wie man beides ausschalten konnte.
    »Wir müssen die anderen Aufzeichnungen prüfen. Alles, was noch von dem hier übrig ist. Und ich will, dass sich ein paar Leute hinsetzen und die Aufzeichnungen der anderen Sensoren ansehen. Vielleicht gibt es ja irgendwo etwas Auffälliges.«

    »Hätte die Software dann nicht Alarm gegeben?«
    John zuckte mit den Schultern. »Hat sie nicht. Aber ich will sicher sein, dass die Software still geblieben ist, weil es nichts zu melden gab, und nicht, weil sie ausgetrickst wurde. Such dir ein paar Leute und setz sie daran, ja?«
    »Alles klar, Boss.«
    Shakey verließ das Cockpit.
    John starrte weiter auf das Bild. Ein schwarzer Fuß vor rotem Hintergrund. Er versuchte, sich das dazugehörige Wesen vorzustellen. Wie siehst du aus, du Bastard ? Irgendwie landete er dabei immer bei humanoiden Kreaturen – es fiel ihm schwer, sich intelligente Wesen anders vorzustellen, obwohl er natürlich wusste, dass keineswegs alles intelligente Leben im Universum dem Bauplan des Homo sapiens folgte.
    »Leutnant?«
    Grasse stand hinter ihm. Er hatte nicht gehört, dass sie sich genähert hatte.
    »Was gibt es?«
    »Ich habe mir die beiden Toten noch mal angesehen, und da gibt es etwas, das ich Ihnen zeigen möchte.«
    Plötzlich war die Luft in dem kleinen Cockpit stickig und drückend, aber John nickte.
    »Ich komme.«
    Er folgte Grasse durch den schmalen Gang. Das Besprechungszimmer hatten sie als eine Art Not-Leichenzimmer ausgestattet, da sie die winzige Krankenstation kaum dafür benutzen konnten und alle anderen Optionen einfach nicht vorhanden waren; in den Laderäumen
schlief die Crew, und niemand wäre auf die Idee gekommen, die Morgue in ein Zelt zu verlegen, zu dem sich die Bogeys oder andere Viecher einfach Zutritt verschaffen konnten.
    Zum Glück waren die beiden Leichen mit hellen Tüchern bedeckt, unter denen man nur grob die Gestalt von Menschen erahnen konnte. Grasse ging um den Tisch herum.

Weitere Kostenlose Bücher