Missing in Action
Bäumen, wo jeweils ein Partner in Deckung ging, während der oder die andere vorrückte. John drückte sich an einen Baumstamm und richtete seine Waffe aus. Es waren Augenblicke höchster Konzentration, seine Sinne waren geradezu übernatürlich geschärft.
Mit schnellen, geschmeidigen Schritten lief Grasse an ihm vorbei. Sie bewegte sich so, dass sie sein Schussfeld möglichst wenig einschränkte, und ging dann hinter einem der niedrigen Büsche in Deckung. John lief los, an ihr vorbei und dann zur Seite.
Ein Stück vor sich sah er den Sensor. Wieder war das Äußere der kleinen Kuppel zerschmettert, dunkle Splitter lagen auf dem roten Boden. Während seine
Leute ihm Deckung gaben, ging John vorsichtig darauf zu. Mit zwei Fingern deutete er zu den breiten Blättern über ihnen. Er musste nicht nachsehen, um zu wissen, dass Bull und Rourke ihre Waffen dorthin richteten.
Neben dem Sensor ging er in die Knie. Die Beschädigung ähnelte der ersten. Auch hier war das Gehäuse mit einem harten Gegenstand eingeschlagen worden, und wieder schien der Schaden gezielt angerichtet worden zu sein. John griff vorsichtig durch ein Loch im zerstörten Visier und suchte nach dem Innenleben des Sensors, um den Speicherchip zu bergen, aber er brachte nur Kabelsalat zum Vorschein. Verdutzt sah er genauer nach und musste zu seiner Verwunderung feststellen, dass ein Teil der Elektronik einfach fehlte.
»Alles klar, Boss?«
»Nein«, erwiderte John leise durch sein Kehlkopfmikro. »Sie haben den Sensor ausgeschlachtet.«
Er stand wieder auf und sah sich um. Durch die Bäume konnte man noch das Shuttle erkennen. Das Wrack wirkte plötzlich wie ein sicheres Heim, aber ihr Ziel lag nicht dort, sondern in diesem Dschungel. Zwischen den Bäumen waren die Schatten schon sehr tief. Die Sonne stand nur noch eine Handbreit über dem Horizont, und ihr Licht drang kaum durch das dichte Blätterwerk. Im Zwielicht war der Wald blutrot.
»Los!«
Sie liefen weiter, schweigend, schnell, sicher. Jeder von ihnen hatte solche Missionen bereits Dutzende Male hinter sich gebracht. Auch Grasse fügte sich nahtlos in das Team ein. John musste nicht nach ihr
schauen; er wusste, dass sie das Richtige tat, sich richtig verhielt.
Obwohl die Sonne fast untergegangen war, stand die Hitze des Tages noch zwischen den riesigen Bäumen. Kleine Lebewesen schwirrten vorbei, immer wieder raschelte es im Unterholz, wenn sich irgendeine Kreatur hastig aus dem Staub machte. John hatte das unbestimmte Gefühl, beobachtet zu werden, als seien von überall und nirgends feindliche Blicke auf sie gerichtet.
Unvermittelt dröhnte links von ihm eine Salve, dann rief Bull: »Kontakt!«
Weitere Schüsse, dann ein Schrei. John rannte geduckt durch das Blattwerk, dich gefolgt von Grasse. Das charakteristische Zischen des Blasters erklang, dann zerplatzte etwas mit lautem Knall. Fluchend beschleunigte John, sprintete zwischen zwei Bäumen hindurch und stand plötzlich mitten im Gefecht.
Rechts hatten sich Bull und Jamie verschanzt. Der große Beta lehnte mit dem Rücken an einen Baum und presste sich eine Hand auf die Brust. John sah Blut auf dem dunklen Fell. Jamie duckte sich immer wieder am Baum vorbei, suchte ein Ziel. Zwanzig Meter weiter links kniete Rourke, den Blaster im Anschlag, hinter ihm Cao, der mit seiner Waffe die Blätter über ihnen absuchte.
Als Bull John sah, deutete er mit der freien Hand über seine Schulter und hob dann einen Finger. John nickte kurz, rannte dann in einem engen Bogen um Bulls Stellung herum. Irgendwo da draußen im Dschungel waren
die Bastarde, die seine Leute abgeschlachtet hatten, und er hatte vor, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Etwas versetzt hinter ihm lief Grasse. Sie suchten den Wald nach Bewegung ab, nach Feinden, nach einem Ziel. Als sie fünfundzwanzig Meter an Bull vorbei waren, bremste John ab und lauschte. Niemand feuerte mehr, und die Kreaturen des Waldes schwiegen. Es war nichts zu hören.
Gemeinsam mit Grasse näherte sich John vorsichtig der Position, die Bull angedeutet hatte. Schweiß lief ihm über die Schläfen. Sein Herzschlag raste, aber die Waffe in seinen Händen hätte auch auf einem Stativ stehen können, so ruhig hielt er sie. Hinter sich spürte er Grasse mehr, als dass er sie hörte. Er drückte ein niedriges Blatt mit der Linken zur Seite, fand dahinter aber nur mehr Vegetation. Vorsichtig gingen sie weiter, die Umgebung sichernd, immer auch nach oben schauend.
»Ich kann nichts erkennen«,
Weitere Kostenlose Bücher