Missing in Action
sie angreifen. Kreuzfeuer.«
Mit ein paar aufgeschnappten Worten konnte der Manager wirken, als verstehe er etwas von der Materie. John war beeindruckt.
»Nein. Ein Feuergefecht auf diesem halbwegs offenen Gelände können wir uns nicht erlauben.«
»Dann bleibt nur eine Option«, stelle Shakey ruhig fest. »Wenn wir nicht bleiben können, müssen wir weg von hier.«
Der Leutnant nickte langsam. »Selbst wenn wir gegen sie kämpfen und sie besiegen könnten, was ich bezweifle, würden sie vermutlich immer neue Truppen schicken, um uns kleinzukriegen. Unsere Kapazitäten an Menschen, Munition und Waffen sind ziemlich begrenzt, und wir müssen einfach davon ausgehen, dass sie viel bessere Ressourcen haben und auf einen bequemen Nachschubweg zurückgreifen können. Deshalb ist eine direkte Konfrontation für uns keine Option. Wir müssen stattdessen das Shuttle aufgeben und versuchen, einen möglichst großen Vorsprung zwischen uns und sie zu bringen.«
Verdammte Scheiße, ich kann nicht glauben, was ich gerade sage! Er sah in die kleine Runde. Keiner widersprach. Damit war es wohl beschlossene Sache. Er wog ihre Optionen noch einmal gegeneinander ab. Das Shuttle konnten sie nicht verteidigen. Blieben noch Kapitulation und Flucht. Sicherer Tod gegen fast sicheren. Schneller Tod gegen langsames Martyrium. Eine Kugel gegen Verhungern, Klauen, Gifte, Krankheiten. Ich kann mich kaum entscheiden ! Aber tief in seinem Inneren wusste John, dass das nicht stimmte. Im Zweifelsfall würde er sich immer für den Kampf entscheiden; aufgeben lag ihm nicht.
Cao hob die bepelzte Hand. »Boss, wie viel Zeit haben wir noch, bis sie hier sind?«
»Genau weiß ich es nicht, aber vielleicht kann Benson die Frage besser beantworten, immerhin hat er die Einheit beim Überfliegen entdeckt.«
Benson stand auf und kniff die Augen zusammen, als fiele es ihm schwer, den Otter-Hybriden scharf zu sehen. »Ich war so zehn Kilometer weit im Westen, als ich sie gesehen habe. Sie standen auf einer Lichtung; Leute wuselten herum. Ich glaube, ich bin nicht bemerkt worden. Das war vor vielleicht zwanzig Minuten. Die schienen noch nicht fertig zum Ausrücken zu sein, aber ein richtiges Lager war das nicht. Die kommen bestimmt schnell.«
»Ihr seht, uns bleibt nicht viel Zeit«, ergänzte John. »Deshalb werden wir versuchen, in fünfzehn Minuten hier raus zu sein. Viel mitnehmen können wir nicht. Aber jeder sollte mindestens eine Waffe einstecken,
mit der er auch umgehen kann. Außerdem eine Wasserflasche, Munition und Proviant. Auf keinen Fall so viel Gepäck, dass es euch belastet. Wir haben keine Ahnung, wie lange wir marschieren müssen.«
John konnte sehen, dass die kleine Crew von der Aussicht auf den Angriff und der Notwendigkeit, das Shuttle zu verlassen, verstört war, aber er sah auch Verständnis in den Blicken. Er glaubte nicht, dass einer von ihnen die Nerven verlieren würde. Zumindest jetzt noch nicht. Wenn uns erst mal Kugeln um die Ohren fliegen, sieht das vermutlich anders aus. Also sorg’ dafür, dass es erst gar nicht so weit kommt, ermahnte er sich selbst .
»Verdammt schade, dass wir keine Explosivstoffe dabei haben«, sinnierte Rourke, während er aufstand und prüfend die Waffen musterte, die im Laderaum lagerten. »Das würde ihnen ein würdiges Willkommen bereiten.«
John selbst hatte bereits ähnliche Gedanken gehegt, aber Wunschdenken brachte sie im Moment auch nicht weiter.
»Ich könnte die Energieleitungen überlasten«, meldete sich Sukarno plötzlich zu Wort, die neben dem glatzköpfigen Soldaten stand.
»Wie meinen Sie das?«, wollte John wissen.
Sukarno fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wählte ihre Worte offenkundig sorgfältig. »Wenn ich die Hauptenergieleitungen für den Antrieb, die Lebenserhaltung und die Gravi koppele, die Drähte an den Öffnungsmechanismus der Tür hänge und kurzfristig die volle Power durch diesen neuen Hauptstrang
leite, sollte das reichen, um zumindest den Eingangsbereich des Shuttles sofort in Flammen aufgehen zu lassen«, grübelte sie laut. »Bei verdammt hohen Temperaturen. Das ist natürlich keine Explosion, aber immerhin verflucht nah dran.«
John biss sich auf die Unterlippe. Die Idee klang verlockend, denn ohne eine vernünftige Ablenkung wusste er nicht, wie sie überhaupt genug Abstand zwischen sich und die anrückenden ARStac -Leute bringen sollten. Er überlegte, wie lange die Technikerin wohl brauchen würde, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Das
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