Missing in Action
Verkabeln würde sie wertvolle Zeit kosten, andererseits würde die feurige Überraschung ihre Verfolger hoffentlich für eine Weile aus dem Konzept bringen.
»Wie lange würde das dauern?«
»Ich müsste die Verkleidung an mindestens vier Stellen öffnen, das würde wohl die meiste Zeit in Anspruch nehmen. Wenn mir ein oder zwei Leute dabei helfen? Zwanzig, fünfundzwanzig Minuten vielleicht.«
»Gut. Machen Sie es so, Sukarno«, entschied John schließlich. »Shakey und Aki werden Ihnen zur Hand gehen.«
»Wäre es nicht besser, einfach von hier zu verschwinden, statt uns auf dieses Risiko einzulassen?«, zischte Reinhards, die Augen zornig zu Schlitzen verengt.
»Sir, bei allem Respekt: Das hier ist Teil einer militärischen Operation, bei der nach geltendem Konzernrecht allein die Justifiers die Kommandohoheit haben. Steht in den Regeln, Sir. Im Missionshandbuch im Appendix C, wenn ich nicht irre.«
John hatte keine blasse Ahnung, ob das Missionshandbuch überhaupt einen Anhang hatte, und falls ja, ob dieser nach dem Alphabet oder den Namen der Götter benannt war. Aber er wusste, dass er Reinhards unbedingt für eine Weile mundtot machen musste, bevor die Arroganz dieses Typen noch Leben kostete.
Reinhards starrte ihn misstrauisch an.
»Er hat recht, Sir«, mischte sich Grasse plötzlich ein. »Appendix C lässt da keinen Interpretationsspielraum.«
Der Konzerner stieß die angehaltene Luft aus. »Bringen Sie uns lebend hier raus, verstanden?« Mittlerweile hatte sein Gesicht die Farbe einer Bloody Mary angenommen.
John salutierte schneidig. »Aye, aye!«
Dann wandte er sich wieder an seine Leute: »Während Sukarno arbeitet, packen die anderen, so wie ich es gesagt habe. Wenn die Verkabelung steht, sind alle abmarschbereit, verstanden?«
Zustimmendes Gemurmel schlug ihm entgegen. Einige Augenblicke lang beobachtete er, wie seine Crew Waffen prüfte, einsteckte oder umhängte und kleine Taschen und Rucksäcke mit Ausrüstungsgegenständen füllte. Jamie und Cao schnappten sich die Laserwaffen, die sie von den ARStac -Soldaten erbeutet hatten, Rourke und Bull versorgten sich mit je einem Blaster.
Grasse öffnete die Erste-Hilfe-Kiste und begann, verschiedene Teile in ihren Rucksack umzupacken. Dann hängte sie sich die letzte verbliebene Laserwaffe an den Gürtel. John nickte ihr anerkennend zu, und sie erwiderte die Geste mit einem kleinen Grinsen.
Er selbst nahm sein bewährtes Sturmgewehr auf und steckte sich zusätzlich noch eine leichte Pistole in den Hosenbund. Die Munition für das Gewehr war begrenzt, aber er hatte keine Wahl; ein Blaster war ihm zu schwerfällig, und die erbeuteten Waffen waren bei anderen besser aufgehoben. Er musste seine Trinkflasche noch an den Kanistern auffüllen und kam dabei an Aki und Sukarno vorbei, die eben eine weitere Platte der Verkleidung abschraubten und aus dem dahinter liegenden Kabelgewirr eines auswählten und herauszerrten. Shakey hielt eine Rolle Tape in den Händen, vom dem er bereits großzügige Mengen um einen dicken Strang Kabel gewickelt hatte.
Wenn ich meine Feldflasche gefüllt habe, muss ich noch ein paar Packs Trockenfutter einpacken, dachte John, und dann …
»Boss, ich hab sie jetzt im Blickfeld«, meldete Bull aus dem Ausguck und in Johns Ohr. »Genau wie Benson gesagt hat. Drei Helis. Transporter.«
»Bull, wie lange noch?«
»Höchstens noch ein paar Minuten, dann sind sie hier.«
John fluchte leise. »Sukarno, wie weit sind Sie?«, blaffte er.
»Fast fertig, Sir«, gab sie zurück. Sie kam wieder in sein Sichtfeld und schleppte die zusammengetapte Kabelrolle hinter sich her. Shakey und Aki waren damit beschäftigt, hinter ihr Teile des Kabels mit Draht an neuralgischen Punkten zu befestigen.
»Alle anderen raus hier«, ordnete er laut an. »Los, verdammt, beeilt euch.«
Er warf noch einen Blick auf die drei. Scheiße. »Wir kommen nach«, erklärte er dann. »Zieht euch in Richtung Tiefebene zurück; zwischen den Bäumen können sie euch so leicht erwischen. Lauft, so schnell ihr könnt, und versucht auf jeden Fall, so tief wie möglich in den Dschungel einzutauchen, ist das klar? Und schickt uns ein Signal, wenn ihr im Wald angekommen seid, damit wir euch notfalls finden können.«
Seine Leute nickten und verließen in einem geordneten Rückzug das Shuttle.
»Bull, komm sofort hier runter zu uns.«
»Aye, aye, Boss. Bin hier oben sowieso überflüssig – in ein paar Minuten sind wir alle der Ausguck.«
Hastig band
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