Missing Link
Lüftungsschacht zum nächsten Stockwerk hinuntergelassen«, sagte Dorn lächelnd. »Und offenbar ist er unten angekommen.«
Jack, Samantha, Ricardo, Bongane und Dorn, jeder in einer vom Gang abgehenden separaten Kammer, lauschten auf Baines’ Signal. Der Grundriss dieser Ebene entsprach demjenigen der Ebene darüber. Baines sollte sich die dritte Ebene ansehen und nach einer eventuell gleichfalls versiegelten Öffnung suchen. Er war bereits vierzig Minuten dort, als sein Klopfen nicht in einer der Kammern, sondern im Gang selbst zu hören war. Jack zeigte auf einen Bereich etwa in der Mitte des Gangs, zehn Meter von der von oben kommende Treppe entfernt. Alle eilten zu dem gedämpften Geräusch.
Mit den Hacken war die Arbeit an der gelben Gipswand, die in großen Brocken auf die dünne Schlammschicht fiel, schnell erledigt. Zehn Minuten nach dem ersten Schlag hatten sie ein Loch in die Wand gehauen, das so groß war, dass Baines seinen Kopf hindurchstecken konnte. Der Mann sah aus wie ein Kind, das mit Moms mehlbestäubtem Backblech gespielt hat - sein Haar war voll mit weißem Staub. Die Venen an seinem Hals waren geschwollen, eifrig Blut in sein Gesicht pumpend. Eine Sekunde lang sah er aus wie eine menschliche Jagdtrophäe, dachte Jack. Ein ausgestopfter Homo sapiens.
»Nun?«, fragte Dorn. »Warum hast du so verdammt lange gebraucht?«
Baines wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich glaube, wir haben Schwein gehabt.«
Eine Treppe verschwand in dem schwarzen Wasser, das die unterirdischen Gänge überflutet hatte. Sie erinnerten Jack an die Kanäle in Venedig - außer dass dieses Wasser hier nicht stank.
Von der Brust abwärts nass, zitterte Baines am ganzen Körper. »Wie ich schon gesagt habe, es ist etwas nass hier unten.«
»Das ist kein stehendes Wasser«, stellte Jack fest. »Es muss von irgendwoher neues zufließen.«
Ricardo blickte zur Decke. »Was bedeutet, das wir auf Grundwasserhöhe sind.« Das gedämpfte Plätschern eines Tropfens antwortete ihm. »Und hier ist es undicht ...«
»Das Wasser kommt vom See«, sagte Jack.
»Aber von dem sind wir ein paar Meilen entfernt«, entgegnete Dorn.
»Tiahuanaco war früher einmal ein Hafen«, erklärte Jack. »Dieser ganze Hügel war eine Insel in diesem See. Posnansky entdeckte die riesigen Schiffsanlegepoller aus Stein nur ein paar hundert Meter von hier entfernt. Welche Katastrophe auch immer zum Aufsteigen des Landes geführt hat, der Wasserspiegel wurde dadurch nicht gesenkt. Ihr wisst ja, dass wir nur fünfunddreißig Meter über dem Wasserspiegel des Sees angefangen haben zu graben.«
»Und wir sind viel tiefer als fünfunddreißig Meter unter der Erde«, fügte Samantha hinzu.
»Mindestens dreimal so tief. Schon unten an der Eingangstreppe waren wir unterhalb des Grundwasserspiegels.« Jack beugte sich vor und ritzte mit seinem Taschenmesser einen Strich in die Wand auf der Höhe des Wasserspiegels. »Das Wasser könnte ansteigen.«
»Mist.« Dorn blickte besorgt den überfluteten Gang entlang. »Hoffentlich nicht.«
Die Tropfen spielten eine unharmonische Melodie auf dem Wasser.
Die Stimmung schlug ins Sachliche um, als die weiteren Schritte diskutiert wurden. Jack leuchtete mit der Taschenlampe etwa zwanzig Meter nach rechts, wo er auf der anderen Seite des überfluteten Durchgangs eine weitere Treppe sah.
»Das ist sie«, sagte Baines immer noch zitternd. »Der Raum liegt gleich oberhalb der Treppe.«
»Wie hoch ist das Wasser?«, fragte Ricardo.
»Macht euch drauf gefasst, dass ihr nass werdet«, antwortete Baines. »Und dass euch kalt wird.«
Jack drehte sich zu Samantha. »Hast du Lust dazu?«
Sie war schon dabei, ihre Stiefel auszuziehen.
In dem dunklen Wasser fühlten sie sich wie in einem Fass mit chemischer Substanz.
Jack zitterte. Eisiges Wasser strömte in seine Stiefel und betäubte seine Schienbeine. Sein verletztes Knie tat weh, als das kalte Wasser seinen Angriff darauf startete und sich weiter zu den Oberschenkeln hocharbeitete. Gedämpftes Stöhnen und ein »O Gott!« signalisierten, dass sich das eisige Nass über seine noch empfindlicheren Körperteile hergemacht hatte.
Bongane blieb mit der Taschenlampe auf der Treppe stehen, um ihnen auf dem Weg durch die tintenschwarze Lagune zu leuchten. Falls das Wasser merklich steigen würde, sollte er sie sofort warnen.
Als die Männer den Boden des Gangs erreichten, stand ihnen das Wasser gut fünfzehn Zentimeter über der Gürtellinie. Samantha jedoch sank so
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