Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
Vom Netzwerk:
der größte Teil des Glimmers schon verschwunden ist.«
    »Warum?«, fragte Dorn.
    »Geklaut«, antwortete Ricardo. »Von dem Mann, den die mexikanischen Regierung 1906 einstellte, um die Pyramide restaurieren zu lassen. Der Glimmer hatte einen beträchtlichen Marktwert, weswegen er während der Ausgrabungen entfernt und verkauft wurde.«
    »Warum lädt man sich nur solche Schwierigkeiten auf?«, fragte Samantha. »Ich meine die ursprünglichen Erbauer. Hatte Glimmer irgendeine religiöse Bedeutung?«
    »Das habe ich mich auch gefragt.« Jack stand wieder auf. »Die Einwohner haben große Anstrengungen unternommen, um solche Flächen herzustellen. Glimmer enthält Spuren von Metall wie Aluminium oder Lithium - je nach der Gesteinsschicht, aus der er gewonnen wird.« Er machte eine Pause. »Der Glimmer in der Zusammensetzung wie in dem mexikanischen Tempel kommt nur an einem Ort der Welt vor, in Brasilien. Das ist zweitausend Meilen entfernt.«
    »Dann muss er eine religiöse Bedeutung gehabt haben«, meinte Samantha.
    »Nicht unbedingt. Ich weiß, es ist schwer - aber vergiss einmal, dass du Anthropologin bist. Setz einfach nur deinen gesunden Menschenverstand ein und lass den Gedanken beiseite, der urzeitliche Mensch sie primitiv und total abergläubisch gewesen. Nach dem, was du hier unten gesehen hast, musst du das alles vergessen. Diese Menschen reisten keine zweitausend Meilen, um eine bestimmte Glimmerart zu religiösen oder kulturellen Zwecken zu holen. Sie taten es aus ...«
    »... technischen Gründen«, ergänzte sie den Satz.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Dorn. »Dass der Glimmer eine wissenschaftliche Funktion hatte?«
    »Glimmer hat Eigenschaften, die bei verschiedenen Anwendungen ganz nützlich sind«, ergriff Ricardo das Wort. »Er dient zur elektrischen und thermischen Isolierung. Er wird in Kondensatoren verwendet. Und es wurde herausgefunden, dass Glimmer besonders durchlässig für schnelle Neutronen ist.«
    »Was um alles auf der Welt heißt das schon wieder?«, fragte Dorn.
    »Er kann als Moderator in nuklearen Reaktionen agieren«, antwortete Ricardo.
    Das darauf folgende Schweigen konnte man förmlich greifen. Samantha trat zum Durchgang, womit sie Jack an den nächsten Raum erinnerte. Der Rest der Gruppe drängte sich hinter ihr. Bevor Jack sich erhob, brach er ein Stückchen des Glimmers ab und rieb es zwischen seinen Fingern. Warum bloß hatten die Leuchtenden die oberen Ebenen von der dritten abgeschirmt?
    Ein Gefühl überkam ihn, das gleiche, das er hatte, wenn beim Solitaire-Spiel am Computer alle Karten passten - wenn er wusste, dass das Spiel aufging.
    Er atmete tief durch.
    Die technische Vollkommenheit, die Präzession, der Aymara-Algorithmus, das Wissen der Dogon über Astronomie - alles schien zu passen. Die großen bärtigen Männer, die Zeit der Riesen in der Bibel, die Traditionen der Augen-Göttin, die alten Landkarten - alles zusammen ergab einen Sinn. Die Geheimnisse der Vergangenheit - für die sich Jack schon lange geöffnet hatte - schienen sich endlich auch der Welt zu erschließen.
    Jack zitterte bei dem Gedanken. Das Puzzle, das ihn gequält hatte, konnte nun dank der Funde gelöst werden. Das war zu einfach, aber auch zu ungewöhnlich, um wahr zu sein.
    »Jack?«, fragte Ricardo. »Bist du in Ordnung?«
    »Ja. Ich denke nur nach. Warum?«
    »Weil du das hier gesehen haben musst.«

 
Labor
     
    Die kühle Umgebung erinnerte Jack an ein Leichenschauhaus. In der ganzen Kammer leuchteten sterile weiße Wände. Alle Steine hier waren vergipst worden, und die biolumineszente Farbe war lebendiger, das Licht viel heller als in der Halle mit dem Wrack. Auch die Decke leuchtete und bot mehr Licht als nötig. Jack brauchte die Taschenlampe nicht mehr.
    An einer Seite standen lange Metallregale mit verschiedenen Werkzeugen. Die hintere Wand war mit einer soliden Metallplatte verkleidet. In der Mitte des großen Raums standen in genau gleichem Abstand zueinander drei rechteckige Aluminiumtische, an deren langen Seiten Metallarme mit mehreren Haken angebracht waren. Samantha hob einen davon an. Er streckte sich automatisch und stand vom Tisch wie ein Bügel ab. Samantha erschauderte. »Erinnert mich an meinen Gynäkologen.«
    »Oder an ein Labor«, sagte Dorn. Er sah sich zwei große geschwungene Stühle neben einem prächtigen Arbeitstisch in der Nähe der langen Regale an. »Schaut mal, wie groß die sind.«
    »Da würde ein Außerirdischer bequem draufpassen«, bemerkte

Weitere Kostenlose Bücher