Missing Link
dadurch nicht verbessert«, warf Dorn ein.
»Da haben Sie Recht«, bestätigte Jack. »Es könnte ihrerseits eine altruistische Handlungsweise gewesen sein, um ein Erbe zu hinterlassen. Und das passt auch zu den Beschreibungen, dass sie wohlwollend und voller Gnade gewesen seien.«
Ricardo kniete neben dem Skelett des Außerirdischen. »Ich würde noch einen Schritt weiter gehen«, sagte er. »Was wäre, wenn die Leuchtenden gewusst hatten, dass sie sterben, wenn sie gewusst hatten, dass sie hoffnungslos gestrandet waren. Und wenn sie sich überlegt hatten, dass vielleicht eines Tages, wenn sie ihre DNA durch die Mumifizierung erhalten würden und ihre eigenen Kinder sich weit genug entwickelt hätten .«
». die Menschen sie zurückholen könnten«, ergänzte Jack leise.
Alle dachten über die Konsequenzen nach. Jede Hypothese, die noch vor ein paar Tagen völlig verrückt geklungen hätte, baute auf einer anderen auf. »Erinnert ihr euch an die Zeichen auf dem Gerät?«, fragte Jack. »Diese beiden verschlungenen
Linien auf dem zweiten Modul. Vielleicht waren das keine Schlangen. Vielleicht standen sie für ...«
»... eine Doppelhelix«, fiel ihm Ricardo ins Wort. »Das ist es!«
»Dieses Modul wurde wahrscheinlich beim Spleißen der Gene verwendet. Ich vermute, deswegen waren sie auch so erfolgreich bei der Zucht mit den Ureinwohnern«, erklärte Jack. »Womit ich nicht sagen will, dass diese Männer nie sexuell erregt waren.«
»Den Mann müsstest du mir auch erst mal zeigen!«, spottete Samantha.
»Die historischen Zeugnisse belegen, dass die Leuchtenden viele Frauen genommen haben. Und die Nachfahren dieser Wesen - die in einigen Aufzeichnungen die Wächter genannt werden - haben später eine gesunde Lust für die Töchter der Menschen entwickelt und zeugten viele Kinder mit ihnen.«
»Was das Labor nebenan mit den gynäkologischen Instrumenten erklären würde«, bemerkte Samantha.
»Ich glaube, in den folgenden Generationen wurde völlig auf die künstliche Befruchtung verzichtet. Anfangs aber dürfte eine beträchtliche Genmanipulation notwendig gewesen sein, um erfolgreich eine hybride Spezies aus den beiden Gattungen zu erschaffen; ein Verfahren, das dem reinen Zufall überlegen war und die Stärken beider Gattungen geeignet kombinieren konnte«, sagte Jack.
»Man würde die Änderungen sofort sehen«, stimmte Ricardo zu. »Schon in der ersten Generation.«
»Und wenn die Außerirdischen lange genug gelebt haben, bevor sie an dem Virus starben - vielleicht über ein oder zwei Generationen der frühgeschichtlichen Menschen, was, in Reproduktionszyklen ausgedrückt, etwa dreißig Jahren entsprechen würde -, hätten sie ohne weiteres ihren überlegenen Intellekt nicht nur in Form ihrer Gene weitergeben können, sondern auch ihre Weisheit und ihr Wissen als Ursprung einer Kultur, wie wir sie kennen.«
»Und sie können nicht allzu schnell gestorben sein«, meinte Samantha, »denn sie müssen Jahre gebraucht haben, um diese ganze Anlage zu bauen.«
»Das erklärt das plötzliche Auftreten des Homo sapiens - scheinbar über Nacht - ohne irgendwelche Spuren evolutionärer Bindeglieder zu primitiven Homo-sapiens- oder Homo- erectus-Populationen, die nur grobe Steinwerkzeuge benutzten«, sagte Ricardo.
»Der Homo sapiens hat sich nie entwickelt«, fuhr Jack fort. »Wir platzten auf die Bühne und beherrschten sie auf der Stelle, binnen dreißigtausend Jahren oder so, ein Bruchteil einer Millionstel Sekunde auf der Zeitskala des irdischen Lebens. Wir haben uns über alle Erwartungen hinaus ausgezeichnet. Wir haben ein paar tausend Arten ausgerottet, einschließlich unserer hominiden Vorfahren. Wir fliegen. Wir haben uns die Macht des Atoms nutzbar gemacht. Wir waren auf dem Mond. Wir haben unser eigenes Genom kartiert, erfolgreich Wege gefunden, Krankheiten zu bekämpfen. Keine andere Kreatur auf der Erde war fähig, all das zu erreichen. Wie waren all diese Fortschritte möglich? Und so schnell - wenn uns die angeborene Intelligenz nicht plötzlich gegeben worden wäre?«
»Und uns nicht gelehrt worden wäre, sie zu gebrauchen«, fügte Samantha hinzu.
»Dann haben wir außerdem beweisen, dass es den biblischen Gott nicht gibt«, sagte Dorn selbstgefällig.
»Falsch«, entgegnete Jack. »Wenn überhaupt, dann haben wir die Existenz Gottes bewiesen. Wir haben die Existenz eines Schöpfers bewiesen. Die Evolutionstheorie hat lange von uns verlangt zu glauben, dass wir uns durch willkürliche
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