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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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worden.«
    »Ist das von Bedeutung?«, fragte Dorn.
    »Von großer. Ich würde sagen, er war eine Zeit lang der einzige Überlebende - der Letzte, der an dem Virus gestorben ist. Die Sorgfalt, mit der die Außerirdischen ihre Toten mumifiziert haben, lässt keinen Zweifel daran. Hätte ihn irgendjemand überlebt, dann wäre er mit Sicherheit ebenfalls mumifiziert worden. Es ist daher offensichtlich, dass nach ihm niemand mehr von ihnen existiert hat.«
    »Der letzte Mohikaner ...«, seufzte Ricardo.
    Samantha untersuchte auf der gegenüberliegenden Raumseite das andere Skelett, das auf einem ähnlichen Bett ruhte. »O mein Gott!«, rief sie. »Das müsst ihr euch anschauen.«
    Jack musterte die Knochen, als er sich neben Samantha stellte. Sie waren wesentlich kleiner. Der Kopf hatte die Größe eines menschlichen Schädels. Der Brustkasten war viel kürzer. Sein Blick wanderte entlang der Arme zu den Händen .
    »Fünf Finger«, sagte Samantha.
    Jack betastete den Schädel. Seine Finger prickelten, als er die ausgeprägten Wülste über den Augen entlangfuhr. »Das ist ein Homo erectus!«
    »Ich weiß.« Samanthas Stimme war gebrochen. »Und schau dir das Becken an. Es ist eine Frau.«
    Jack nickte. Er brauchte die Beckenanatomie dieses Wesens nicht zu untersuchen, um sein Geschlecht bestimmen zu können. Unterhalb der tieferen Rippen und eingebettet zwischen den Hüftknochen lag ein winziges Skelett. Jack fühlte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Rote Flecken bildeten sich auf seinem Hals.
    »Und sie war schwanger«, sagte er, obwohl er mit seiner staubtrockenen Kehle kaum sprechen konnte.
    Vorsichtig griff Jacks zitternde Hand zwischen die größeren Knochen und tastete nach dem winzigen, einwandfrei erhaltenen Schädel. Mit einer Zärtlichkeit, die sonst einem lebenden Kind vorbehalten bleibt, zog er ihn heraus und untersuchte ihn, ohne ein Wort zu sagen. Der Schädel hatte hinten einen kleinen Haken; die Augenwülste waren schwächer ausgeprägt als bei der Mutter. Jack setzte den Unterkiefer gegen die dünnen kleinen Knochen. Die Nahtstellen passten perfekt zusammen. »Samantha ...«
    Jack wandte sich mit dem Schädel in der Hand um. Er bemerkte Tränen in Samanthas Augen.
    »Das ist ein Homo sapiens«, sagte sie.
    Die Genkarten, die Ricardo noch immer in der Hand hielt, begannen zu zittern. Ricardo wühlte sie durch.
    »Eine Genkarte ist vom Homo sapiens«, erklärte er. »Die anderen nicht - obwohl es Ähnlichkeiten gibt.«
    Stille folgte auf seine Worte.
    »Eine könnte vom Homo erectus sein«, fuhr Ricardo fort. »Die anderen ... außerirdisch.«
    Jack hielt den Schädel wie den Heiligen Gral in seiner hohlen Hand.
    Für sich. Für Samantha. Es war ...
    »Was bedeutet das?«, fragte Dorn. Er trat näher.
    »Das bedeutet, dass wir das fehlende Glied, das Missing Link gefunden haben«, antwortete Jack.
    »Und es ist« - Samantha konnte kaum sprechen - »ein Außerirdischer.«
    Jack setzte den kleinen Schädel so vorsichtig ab, als wäre er aus Pappmache. Ricardo umarmte Samantha, wenn er sich nicht gerade die Tränen abwischte. Die Szene begann wie eine Totenwache zu wirken. Dorn schwieg und versuchte die Puzzleteile für sich zusammenzusetzen. Baines starrte verblüfft auf die drei Wissenschaftler, hielt aber Abstand. Die ganze Feuchtigkeit aus Jacks Mund schien sich unter seinen Lidern zu sammeln. Das winzige vor ihm liegende Skelett löste die primitivsten Gefühle aus - eine stürmische Quelle der Ergriffenheit, entsprungen durch den Anblick eines kleinen Schädels.
    Er konnte nicht sprechen. Niemand schien es zu können. Vor ihnen lag die Antwort, nach der alle suchten, die sich mit der Frühzeit der Menschheit beschäftigten - die Verkörperung einer lebenslangen Suche.
    Die Antwort.
    Das Rätsel, das so viele geplagt hatte, war endlich gelöst. Der Ursprung unserer Spezies - diese schwer zu definierende, in die Vergangenheit reichende Verbindung, die Brücke zwischen Homo sapiens und unserem nächsten Verwandten, dem Homo erectus, dem Wanderer, war endlich gefunden.
    »Das ... äh ...«, versuchte Jack zu sagen. »Ich glaub’s einfach nicht. Auch nicht nach alldem, was wir entdeckt haben.«
    »Wir haben es gefunden!«, stieß Ricardo hervor. »Wir haben das fehlende Glied endlich gefunden!«
    Baines deutete auf die winzigen Knochen. »Das ist ein menschlicher Schädel?«
    »So menschlich wie du oder ich«, antwortete Jack.
    Samantha setzte sich auf den Steinboden. »Das ist zu viel.«
    Nach einigen

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