Missing Link
wir den Fusionsreaktor. Und das hier.« Sie tätschelte die Aluminiumkiste. »Den Rest können wir immer noch mit Tauchern rausholen.«
Jack nickte. Seine Augenlider wurden schwer.
»Hier. Es ist noch warm.« Sie schob ihn zum Feldbett. Die Wärme ihres Körpers strahlte durch ihn hindurch wie himmlische Kohlen; der Temperaturwechsel ließ ihn erschaudern. Noch immer roch er ihre Körperlotion und ihr Shampoo auf dem Kissen. Sie wickelte ihn in die Decke.
»Danke.«
»Jetzt ruh dich aus. Bei Tagesanbruch wird dich jemand wecken.«
Dann beugte sie sich nach vorn und küsste ihn auf die Stirn. Sie schien es nicht geplant zu haben, und Jack fragte sich, ob ihr bewusst war, was sie getan hatte.
Jack spürte den Aufdruck ihrer feuchten Lippen immer noch, als sie den Zelteingang hinter sich zuzog. Mit geschlossenen Augen konzentrierte er sich auf das Gefühl. Er würde nicht versagen. Diesmal nicht.
Jack öffnete seine Augen wieder. Mondstrahlen beleuchteten das Zelt durch die große Lüftungsöffnung. Dann rutschte er an den Rand des Feldbetts und betrachtete durch das Loch den fast vollen Mond. Die unregelmäßige Oberfläche schien zum Greifen nahe. Vertreter von Jacks Spezies waren dort oben gewesen. Sie waren durch die schwarze Leere geflogen und auf jener Oberfläche spazieren gegangen. Stolz überkam ihn. Warum sehnte sich die Menschheit danach, in den Weltraum zu fliegen? Woher rührte das unersättliche Verlangen, das Universum zu erforschen? Warum war seine Spezies - der Homo sapiens - seit Beginn seiner Geschichte so fasziniert von den Sternen?
Vielleicht sehnen wir uns unbewusst nach unserem Zuhause, dachte er - wo auch immer das sein mag.
Schließlich machte er es sich in dem schmalen Feldbett bequem. Die platinfarbene Kugel warf einen Schimmer auf Jacks Lider, als sie sich schlossen. Nur wenige Augenblicke vor dem Einschlafen dachte Jack noch einmal über den Mond nach. Irgendwie beunruhigte er ihn. Ach was, du bist einfach nur paranoid, sagte er sich, bevor er einschlummerte.
Mond
Jack wachte auf, als Bongane mit einer Tasse heißem Kaffee von ihm stand.
»Bist du jetzt dran?«, fragte Jack und zeigte auf das Feldbett.
»Nein, mir geht’s ganz gut.« Bongane wollte weiterarbeiten.
Gegen den morgendlichen Tau vermummt, marschierten die beiden Männer zur Ausgrabungsstätte. An dem blassen Morgenhimmel hing der volle Mond noch so klar wie in der Nacht. Dorns Männer hantierten geschäftig an dem kleinen Stapel aus Aluminium- und Holzkisten, der, während Jack geschlafen hatte, etwas gewachsen war.
Die Dekontaminationsvorrichtung genügte als Dusche. Jack wischte sich den Dampf aus dem Gesicht, während er in die große Halle trat. Bongane wollte weiter hinuntergehen, um Samantha zu helfen. Ricardo wies Anthony gerade an, eine bestimmte Kiste nur aufrecht zu tragen.
»Du siehst erschöpft aus«, begrüßte ihn Jack.
Aufgequollene Hügel umrahmten Ricardos müde Augen. »Du hast den ganzen Spaß versäumt«, sagte er. »Wir haben den verdammten Fusionsreaktor hier hochgezerrt.« Er zeigte auf eine große Kiste, die im Vorraum stand. »Wir schaffen sie gleich an die Oberfläche.« Ricardo griff sich mit beiden Händen an den Hosenbund und zog ihn hinauf. »Ich weiß«, kommentierte er Jacks Lächeln, als er sich den Gürtel enger schnallte. »Eins sag ich dir, diese Zwangsdiät hört sofort auf, sobald wir hier weg sind.«
»Das Mittagessen geht auf mich«, versprach Jack. Er stellte seine leere Tasse auf den langen Steintisch. »Wie hoch ist der Wasserstand im Moment?«
»Immer noch unterhalb des Laboratoriums. Aber er steigt schneller. Wir haben aus dem Schrottlager nur zwei Kisten mit Material bergen können.« Sein Kopf kippte vor Erschöpfung immer wieder nach vorn. »Ich glaube, wir haben höchstens noch vier Stunden, bis die Ebene überflutet ist.«
»Mist«, sagte Jack, der sich durch ein Gewirr aus Schachteln wühlte. Schließlich fand er seine Kamera und ein paar Filmrollen. »Das Beste ist, wir halten so viel wie möglich auf Fotos fest.«
Während Jack beim Gehen den Film einlegte, meinte er, sie sollten damit anfangen, die Steinwand zu fotografieren, die den Fusionsreaktor von drei Seiten umgeben hatte. »Ich bin sicher, diese Inschriften sind Anweisungen. Vielleicht sind sie das Wichtigste, das wir retten sollten.«
Ricardo stimmte zu.
Sie kamen an Samantha und Bongane vorbei, die eine Kiste die Treppe hinaufzogen. Samantha konnte ihre Sorge trotz ihrer Erschöpfung nicht
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