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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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Helm mit Lampe.
    Sie folgten den drei hüpfenden Lichtkegeln in den hinteren Teil der Höhle, wo Jack die kleine Öffnung bemerkte. Ein zackiger Spalt verbarg sich hinter einem vorstehenden Felsen.
    »Einer unserer Arbeiter hat ein neues Höhlensystem entdeckt, während wir am hinteren Teil gegraben haben«, erzählte Samantha. Dann legte sie sich auf den Bauch und kroch mit dem Kopf voraus durch das Loch.
    Ricardo lächelte. Er wusste, was dies für Jack bedeutete, und zeigte darauf. »Nach dir, amigo.«
    »Danke.«
    Jack brauchte nur ein paar Sekunden, um seine nicht gerade schmalen Schultern an die Größe des Lochs anzupassen. Er quetschte sich durch die Öffnung und zog sich in die nächste Kammer hinein. Hier war es dunkler, enger. Jack verbreiterte den Strahl seiner Helmlampe, um die schwarze Leere auszufüllen. Nur ganz wenig Licht drang durch das kleine Loch hinter ihm. Vom Staub getrübt, beleuchtete der gelbe Kegel mehrere Bereiche der Wände. Eine Zeltplane verdeckte die hintere Seite, die von einem Rahmen aus Holzbrettern gestützt wurde.
    Jack bemerkte riesige Falten aus vulkanischem Gestein. Einige Augenblicke betrachtete er die dunkleren Übergänge. Sikasso, der schlafende Vulkan, fünfzehn Meilen westlich der Ausgrabungsstätte, könnte die Ursache dafür gewesen sein, obwohl sich Jack nicht sicher war. Die Vulkanaktivität in den tieferen Bereichen des Höhlensystems könnte auch von einer einfachen Spalte stammen. Eine Quelle schmelzflüssigen Gesteins. Möglicherweise ziemlich jung, geologisch ausgedrückt.
    »Wir haben die Vulkanschicht auf ein Alter von dreißig- bis fünfzigtausend Jahren bestimmt. Es war ein Rinnsal.«
    Jack schüttelte den Kopf. Er und Samantha hatten immer die unheimliche Gabe besessen, gegenseitig ihre Gedanken zu lesen.
    »Wir haben es in einer Schicht aus denselben Vulkanablagerungen gefunden«, fuhr Samantha fort, während sie dem rundlichen Ricardo vom harten, mit Kies bedeckten Boden aufhalf. »Es war ein Geschenk. Es ist vollständig erhalten.«
    Sie führte die beiden Männer zur Zeltbahn gleich hinter einem mit einem Seil abgesperrten Abschnitt der Höhle.
    »Es besteht kein Grund, voreilig Schlüsse zu ziehen, Sam. Das erregt nur die Gemüter.«
    Jack wollte wirklich nicht herablassend klingen, aber Samantha bekam diesen gewissen Blick. Er wusste, dass sie sich ärgerte. Sein Kommentar förderte die Erinnerung an eine peinliche Situation zu Tage, unter der sie während ihres ersten Vor-Ort-Einsatzes gelitten hatte, nachdem sie »Dr.« Colby geworden war. In ihrer Eile, sich einen Namen zu machen, hatte sie von der Entdeckung eines gut erhaltenen Schädels eines Australopithecus afarensis, dem zweifüßigen Affen, berichtet. Aber Samantha hatte auch einen intakten Oberschenkelknochen gefunden, der dem Gang auf zwei Beinen dieser Spezies widersprach. Es war ein erstaunlicher Fund gewesen, und sie hatte sich nahezu achtzehn Monate in ihrem Ruhm geaalt - bis ein Kollege nachwies, dass der Knochen nicht vom Australopithecus stammte. Er gehörte zu einer ganz anderen, früheren Affenspezies, von der anschließend viele Überreste an derselben Ausgrabungsstätte gefunden worden waren. Der Fehler hatte Samantha sehr zu schaffen gemacht.
    »Es tut mir Leid«, entschuldigte sich Jack, allerdings ohne großen Nachdruck. »Es ist bloß ... hast du eine Ahnung, was für eine Lawine du damit lostrittst?«
    Samantha griff nach der langen Zeltplane und raffte sie mit ihren schmutzigen Fingern zusammen.
    »Genau das ist der Punkt, Jack. Nicht ich trete sie los«, sagte sie, »sondern er ...«
    Sie riss die Zeltbahn zurück und ließ sie auf den Boden fallen. Jack musste seine Entgegnung runterschlucken. Ihm wurde heiß, und sein Mund schien von einer Sekunde auf die andere auszutrocknen.
    »Mein Gott.«
    Vor lauter Staunen konnte er das perfekt erhaltene Skelett nur anstarren, das in der Vulkanasche vor ihm lag. Im Schein der drei Helmlampen war die gesamte Form erkennbar, genug, um selbst den standhaftesten Skeptiker umzuhauen. Und die Form war eindeutig menschlich, allerdings nicht so hart, eher engelhaft.
    Jack betrachtete sich den Schädel. »Der Kopf«, flüsterte er.
    »Größer als der des Homo sapiens«, sagte Samantha, »aber zu zerbrechlich für den des Neandertalers.«
    Der Schädel war zu groß, um von einem Menschen zu stammen, und angesichts der Augenhöhlen mussten auch die Augen größer gewesen sein. Vorsichtig fuhren Jacks Finger den vollkommen erhaltenen Knochen

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