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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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die Hüfte hinauf und die Wirbelsäule entlang. Das Skelett musste ungefähr zwei Meter groß sein.
    »Es ist größer als von den Hominiden, die wir kennen«, sagte Samantha.
    Sprachlos starrte Jack auf das Skelett. Er strich über einen der gebeugten Arme bis zur Hand, wo er nur vier Finger zählte. Vier Finger? Eine Sekunde lang dachte er, er würde umkippen.
    »Die Knochen sind anatomisch korrekt«, erklärte Samantha. »Diese Spezies aber hatte nur vier Finger.«
    Ricardo legte seine Hand auf Jacks Schulter. »Ich hab’s dir ja gesagt, mein Freund.«
    Im Takt seines pochenden Herzens durchwühlte er im Geist die früheren Funde. Plötzlich war der Zyniker und Rebell wieder zum kleinen Kind geworden. Er schien hundert Fragen gleichzeitig zu stellen. Habt ihr eine DNA-Analyse gemacht? Was hat die Kohlenstoffuntersuchung ergeben? Habt ihr sie mit den Ablagerungen verglichen? Jack gab Samantha kaum Zeit, eine Frage zu beantworten, bevor er schon die nächste stellte. Doch ein Teil in ihm erlaubte ihm noch nicht zu glauben.
    Er sah sich die komplizierteren Teile des Skeletts genau an und stellte die nächste logische Frage. »Woher wisst ihr, dass es keine bisher unentdeckte menschliche Spezies ist?«
    Die Frage war keineswegs herablassend. Schon eine neue menschliche Spezies zu finden wäre für jeden Paläanthropologen die Erfüllung eines unglaublichen Traums. Aber das hier würde alles in den Schatten stellen.
    »Weil wir gerade erst die Testergebnisse über etwas anderes erhalten haben, das wir gefunden haben. Ein großes Objekt - es lag direkt unter dem linken Oberschenkel.«
    »Ein Gegenstand?« Neugierig trat er näher.
    »Es besteht aus einem Element, das es hier nicht gibt.«
    »In Afrika?«
    Samantha machte eine kleine Pause, bevor sie sagte: »Auf der Erde.«

 
Das Objekt
     
    In Jacks Kopf drehte sich alles. Die drei Zigaretten, die er sich geschnorrt und auf dem Weg zum großen Geländezelt geraucht hatte, konnten dagegen auch nicht viel ausrichten. Er muss schizophren gewirkt haben, als er Samantha auf dem ganzen Weg zurück etwas vorgebrabbelt hatte. Was hatten sie noch gefunden? Die eine Hälfte seines Gehirns war mit der erhitzten Unterhaltung über die Verzweigung des Fundes beschäftigt. Die andere steckte in einer Endlosschleife - festgehakt an einem Wort, das ihm durch den Kopf hallte. Ihn verwirrte. Ihn erregte .
    Außerirdische.
    Er hatte den Schock erwartet. Nicht erwartet hatte er das Gefühl, das in ihm ausgelöst wurde und so vollkommen anders war als das, das er sich vorgestellt hatte. Jack hatte diese Szene schon tausende Male im Geiste vor sich gesehen - er hatte sich immer getraut, so etwas zu glauben. Ein großer Teil seiner Arbeit basierte auf der Idee, dass Außerirdische unseren Planeten vor Urzeiten besucht und den Erdbewohnern vielleicht technische Wunder mitgebracht hatten. Es war die einzige Theorie, die so viele wissenschaftliche Geheimnisse erklären konnte. Eine, die die Legende einer Quelle plausibel machte. Seltsamerweise überkam ihn nicht die Befriedigung, die er bei der Entdeckung schlüssiger Beweise für die Existenz Außerirdischer erwartet hatte. Es drängte ihn nicht, zum Telefon zu rennen und die Nachricht selbstgefällig den gleichen Kollegen unter die Nase zu reiben, die ihn ausgelacht hatten. Er empfand noch nicht einmal Erleichterung dabei, dass er Recht hatte. Er war lediglich erstaunt über eine Welt, mit der er sich jetzt seltsamerweise weit verbundener fühlte.
    Dann waren wir also nicht allein.
    Ricardo blickte gleichermaßen erstaunt. »Seit wann hast du die Ergebnisse?«
    »Seit gestern.«
    Die drei Wissenschaftler gingen an weiteren schwer bewaffneten Männern am Eingang zum Feldlabor vorbei. Einer war weiß und hatte einen etwa eine Woche alten Bart. Samantha nannte ihn Baines. Die anderen beiden erkannte Jack sofort als Zulus aus dem großen Bantu-Stamm in Südafrika. In dieser Situation machten all die Sicherheitsvorkehrungen einen Sinn. Samantha hatte schon immer unter dem Verfolgungswahn gelitten, dass jemand eine ihrer Ausgrabungen stören könnte. Aber in diesem Fall vermochte er ihr keinen Vorwurf zu machen. Nicht bei einem Fall von solch unglaublichem Ausmaß, mit solch überwältigenden Auswirkungen.
    Im Gegenteil, er dankte ihr sogar.
    Samantha blieb stehen und blickte ihm in die Augen.
    »Dafür, dass du mich hieran beteiligst«, meinte er nach einem Moment des Schweigens.
    Seine plötzliche Dankbarkeit schien sie zu verblüffen. »Nun,

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