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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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auf ihr Gesicht. Aus der Ferne, direkt vom Fuß des Hügels, hörten sie Ricardos Flüche hinaufhallen.
    »Das alles. Das Fossil ... das Wrack ... der Fusionsreaktor.«
    »Das fehlende Glied?«
    Samantha seufzte. »Ja, das fehlende Glied. Die Antwort zu kennen ist schlimmer als Unwissenheit.« Sie drehte sich zu ihm um. »Verstehst du, was ich meine? Ich habe mich ruhiger gefühlt, solange ich nicht alle Antworten hatte.«
    »Die Wahrheit kann erschreckend sein.«
    »Wenn es nur das wäre. Es ist, als wäre alles, womit wir aufgewachsen sind und was wir geglaubt haben, eine Lüge gewesen. Alles, was du bisher als Tatsachen akzeptiert hast, stellt sich plötzlich als wilde Vermutungen heraus, Vermutungen, die vorher so viel Sinn ergeben haben. Ich komme mir so dumm vor. Ich fühle mich so im Irrtum.«
    Jack schwieg.
    Samantha biss sich auf die Unterlippe. »Was wird das in der Welt der Wissenschaft für Folgen haben? In der Welt der Religion? Die meisten Wissenschaftler sind hart gesottene Evolutionisten.«
    »Darwin hat eine Theorie aufgestellt«, sagte Jack, »und Teile davon könnten durchaus noch gültig sein. Ich denke, wir haben nur bewiesen, dass es da noch mehr gibt. Viel mehr. Die wissenschaftliche Gemeinde hat den Darwinismus als Tatsache akzeptiert - nicht mehr nur als Theorie. Aber das ist schließlich immer das Problem der Wissenschaften. Wenn sich eine Ansicht festsetzt, hören die Leute auf, sie zu hinterfragen. Sie fangen an die Dinge als unumstößlich zu betrachten. Genau da stirbt die wirkliche Wissenschaft - wenn die Leute zu selbstsicher, vielleicht auch zu träge geworden sind, um sich noch zu fragen, ob es auch andere Möglichkeiten gibt, die Welt zu sehen.«
    »Aber die Evolution macht zweifellos Sinn.«
    »Weil wir freiwillig darauf verzichtet haben, nach anderen Erklärungen zu suchen. Die Evolutionstheorie ist eine fantastische Idee. Aber sie ist nicht die Antwort. Unsere Funde widerlegen nicht alle Grundsätze des Darwinismus - aber die meisten.«
    Sie seufzte. »Welch ein Trost.«
    »Die Welt ist auf Leute wie uns angewiesen, die im Wasser den Bodensatz nach oben kehren und Wellen erzeugen, aus denen schließlich neue Ideen entstehen, die uns vielleicht näher an die Wahrheit heranführen. Aber wir haben ein wertvolles Werkzeug verloren.«
    »Welches?«
    »Den gesunden Menschenverstand.«
    Samantha spielte mit einer Locke ihres Haars. »Ich muss immer daran denken, was das für die Welt bedeuten wird. Ich meine, was soll ich meiner Familie erzählen, wenn ich nach Hause komme. Was werde ich meinem Vater erzählen - oder irgendwann einmal meinen Kindern?«
    Sie hatten früher schon mal über Kinder geredet. Ihre gemeinsamen Kinder.
    »Du erzählst ihnen einfach alles«, antwortete er. »Was nicht allzu weit von dem weg sein wird, was uns die Bibel schon immer gesagt hat: dass das Universum von einem großen allwissenden Wesen geschaffen worden ist - einem, dem es offensichtlich wichtig war, uns zu erschaffen und zu nähren.«
    »Und was erzählen wir den Darwinisten?«
    Jack schwieg einen kurzen Moment. »Das könnte etwas heikler werden.«
    »Die Evolutionstheorie ist wunderbar in ihrer Einfachheit. Ich kann sie praktisch bei meiner Arbeit sehen«, sagte Samantha.
    »Die Art und Weise, wie die Tierfamilien offensichtlich einige der gleichen Merkmale miteinander teilen. Der gemeinsame Familienstammbaum, der sich in so viele verschiedene Lebensformen verzweigt hat.«
    »Du meinst die Bindeglieder, über die alle Arten miteinander verbunden sind?«
    »Ja.«
    »Die Bindeglieder, auf die sich die Darwinisten verlassen haben, um zu erklären, wie die Evolution funktioniert, die sie aber nie vorweisen konnten. Erinnerst du dich an ihr berüchtigtes Bindeglied zwischen Fischen und Amphibien?«
    »Die Coelacanthidae?«
    »Der Coelacanth«, sagte Jack. »Der Fisch besaß einen langen, flachen Körper und stark ausgeprägte Flossen, die unter seinem Bauch hervorragten - sie sahen wie Vorläufer echter Gliedmaßen aus. Wissenschaftler haben behauptet, dass der Coelacanth vor siebzig Millionen Jahren ausgestorben sei, und haben ihn in ihren hübschen Evolutionsdiagrammen als Bindeglied zwischen Fischen und Amphibien eingeordnet. Geologen haben diesen Fisch sogar als Leitfossil benutzt und ganze Erdschichten, in denen Coelacanth-Fossile gefunden worden waren, auf mindestens siebzig Millionen Jahre datiert.«
    »Nun, wenn das nichts über die Fehlbarkeit des Darwinismus aussagt .«
    Samantha schwieg,

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