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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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Universum formte, sondern dass damit auch die Entwicklung des Lebens aus anorganischer Materie begann, das sich dann zu immer komplexeren Formen weiterentwickelte. Du erinnerst dich an den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik?«
    »Im Laufe der Zeit entwickeln sich geordnete Systeme immer zu ungeordneten.«
    »Richtig.« Jack wurde ganz aufgeregt. »Das ist ein beobachtbares Gesetz im Universum. Die Evolutionstheorie verlangt von uns, dieses beobachtbare Gesetz aufzugeben und zu glauben, dass die Dinge im Laufe der Zeit immer geordneter und komplexer werden.«
    Samantha blickte Jack schweigend in die Augen.
    »Das ist so, als würde jemand glauben, dass die Bauteile für ein Auto - selbst wenn man sie zusammen auf einen Fleck legte - von allein beginnen würden sich zusammenzusetzen und dabei in ein paar Millionen Jahren ein fahrtüchtiger Hyundai herauskäme.«
    »Ein fahrtüchtiger Hyundai? Das ist ein Widerspruch in sich.«
    Jack lächelte. »Na gut«, räumte er ein. »Aber selbst wenn du einen fertigen - und von mir aus auch fahrtüchtigen - Hyundai sich selbst überlassen würdest, würde er sich niemals zu einem Mercedes-Benz entwickeln. Wenn du die Gesetze der Thermodynamik wirken lässt, würde sich dieser Wagen in einen Haufen Rost verwandeln und mit der Zeit völlig verfallen.«
    »Aber ein Auto ist kein lebendes Wesen, das sich vermehrt.«
    »Genauso wenig wie die molekulare Ursuppe, in der das Leben angeblich spontan entstanden ist.«
    Jack rollte sich auf die Seite, näher zu Samantha, deren Augen ihm ihre Zustimmung zeigten.
    »Du siehst die Wirkung des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik in jedem Aspekt des Lebens. Unsere Körper altern. Unsere Sonne wird langsam entarten - und sich selbst ausbrennen. Alle Systeme, die sich selbst überlassen sind, zerfallen. Andersherum funktioniert es nicht. Es muss etwas hinter dem evolutionären Fortschritt stecken. Er kann nicht nur blind und zufällig sein, wie es der Darwinismus behauptet.«
    Samantha und Jack sprachen über das Leben und die Erde, sie theoretisierten und stritten, genauso wie zu der Zeit, als sie ein Paar waren. Für einen Moment hatte Jack neben dem lauwarmen Fluss, der über die glatten Felsen murmelte, das Gefühl, zwischen ihnen hätte es nie Konflikte gegeben. Die Diskussion war schön und vertraut geworden und hatte sich zu einem dieser fantastischen Gespräche entwickelt, die man, wie junge Studenten immer glauben, nur unter Drogen führen kann.
    »Und was ist mit der natürlichen Zuchtwahl?«, fragte Samantha.
    »Das ist ein Teil von Darwins Theorie, den ich unterschreiben würde - partiell jedenfalls -, obwohl sie fälschlicherweise als Mechanismus der Evolution verstanden wird. Natürliche Zuchtwahl hilft dabei, eine Art zu erhalten, weil sie dafür sorgt, dass nur ihre stärksten Mitglieder überleben, um sich wieder fortzupflanzen. Aber die natürliche Zuchtwahl verwandelt eine Lebensform nicht in eine andere, sie bewahrt nur die Besten einer Art.«
    Samanthas anfängliche Zurückhaltung war einer Wissbegierde gewichen, die es mit der von Jack aufnehmen konnte.
    »Was ist mit den Zufallsmutationen als mitwirkender Faktor bei der Evolution? Über ein paar tausend Generationen hinweg könnten Mutationen doch schließlich der Grund für die Weiterentwicklung einer Art sein, oder?«
    »Schon möglich«, antwortete Jack. »Aber glaubst du nicht auch, dass da noch mehr dahinter stecken muss? Mutationen sind zu neunundneunzig Komma neun Prozent schädlich. Die meisten führen zur Degeneration.«
    »Doch im Laufe der Zeit könnten sich Millionen dieser kleinen Veränderungen - aufeinander aufbauend - ansammeln, bis ein Tier zu einer neuen Art wird.«
    »Ernst Mayr in Harvard hat versucht das herauszufinden. Erinnerst du dich? Und was hat er herausgefunden? Etwas, das für Pflanzen oder Tierzüchter nichts Neues ist, nämlich dass die Auswahl von Merkmalen und der anschließende Versuch, in einem Organismus über mehrere Generationen hinweg Veränderungen zu züchten, unweigerlich zu etwas führt, was er >genetische Homöostase< nannte - eine natürliche Barriere, die weitere genetische Veränderungen verhindert. Tatsächlich kehren spätere Generationen oft zum ursprünglichen Aussehen der Spezies zurück, manchmal nach entsetzlichen Zwischenergebnissen.«
    Samantha zog Kreislinien in den Boden neben den Farnen.
    »Und warum sollte Zeit ein Faktor sein?«, fragte Jack. »Zeit ist der Retter, an den sich die Evolutionstheorie klammert. Die

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