Missing Link
sie.
»Es ist vorbei«, erklärte sie.
Es kam Bewegung in die nervösen Männer. Einer seufzte. Checa und ihr besessener Onkel waren bereit gewesen, ihrer aller Leben zu opfern, indem sie die Sicherheit ihres Verstecks aufs Spiel setzten. Sie hatte den Befehl erhalten, die DEA während der Wirren der Verhaftung aus dem Hinterhalt anzugreifen und sich den Expeditionsfund zu schnappen. Veronica hätte dafür gesorgt, dass Dorn dabei draufging - die angemessene Bezahlung für ihren ermordeten Soldaten und Freund. Doch sie fürchtete um die Sicherheit ihrer Männer. Und um die von Jack.
Veronica griff nach dem Sprechfunkgerät an ihrem Gürtel. »Der Hinterhalt ist abgeblasen«, berichtete sie der anderen Gruppe von Männern in der Kneipe. »Bleibt im Versteck.«
Sie wusste, dass das Blutvergießen nur verschoben war. Checa würde vom neuen Ziel und Plan der DEA erfahren. Doch für den Moment waren die Wissenschaftler der Falle entgangen. Veronica schloss ihre Augen und dankte Gott - der sie endlich erhört hatte.
Motorschaden
Ricardos Stiefel ragten unter dem Vorderteil des Transporters hervor. Das Licht seiner Taschenlampe, das durch den Kühlergrill des Fahrzeugs in ein Raster dünner Strahlen zerlegt wurde, warf unter dem Motorblock einen warmen Schein. In den letzten vierzig Minuten hatte er unter ständigem Fluchen hart gearbeitet. Sowohl Mechaniker als auch Ärzte frustriert nichts mehr als das Fehlen passender Werkzeuge.
Jack hatte es gerade noch auf die kleine Lichtung geschafft, bevor der Wagen seinen Geist aufgab. Ricardo meinte, sie hätten Glück gehabt - zwei Salven hätten den Treibstofffilter und einen Einspritzer durchlöchert. Einen Zentimeter weiter, egal, in welche Richtung, und die beiden Tanks wären explodiert. Ricardo hoffte, den Filter umgehen und die verstopfte Treibstoffleitung reparieren zu können, die jetzt voller Geschosssplitter und, nach der stundenlangen Flucht, voller Dreck der matschigen Straße war. Ein Zwanzig-Liter-Reservekanister würde ihr einziger Treibstoff sein, falls Ricardo den Wagen wieder zum Laufen bringen sollte. Es gab keine Anzeichen dafür, dass sie von Dorns Männern noch verfolgt wurden. Zweifellos wurden sie durch den Schaden, der bei der Explosion des Jeeps an der Brücke entstanden war, aufgehalten. Jack war zuversichtlich, dass Dorn zumindest in den nächsten ein, zwei Stunden keine effektive Suchaktion einleiten könnte. Und unter dem schützenden Dach des Dschungels würde der Südafrikaner nie die kleine Seitenstraße finden, die sie genommen hatten. Dorn hatte die Laptops der Expedition im ersten Transporter verstaut, offensichtlich in der Hoffnung, Jacks gesamte Daten in der Hand zu haben (und benützen zu können). Jack jedoch hatte vor, die nächstgelegene Telefonleitung zu erreichen. Dann würden sie Kontakt mit Samanthas Dekan in Princeton aufnehmen und ihm alle Daten schicken. Gleichzeitig sollten die Daten zu jeder Forschungsuniversität, die am Netz hing, als Kopie übermittelt werden. Je öffentlicher wir die Sache machen, hatte Jack gesagt, desto geringer ist die Chance, dass noch etwas vertuscht wird. »Und desto größer ist die Chance, dass wir am Leben bleiben«, hatte Ricardo hinzugefügt. Alle waren seiner Meinung gewesen. Aber bis Ricardo den Transporter repariert hatte, konnten sie nichts tun außer warten.
Von der nahe gelegenen Brücke schrien Brüllaffen in der Nacht. In der ruhigen, feuchten Dunkelheit klangen die Primaten, als wären sie irgendeiner bizarren Dschungelfolter unterworfen worden. Jack war dankbar für die Deckung. Eben erst waren sie in die bewaldete Zone zwischen den Bergen gelangt, als der Motor des Transporters versagt hatte. Jack lag neben Samantha auf einer Matte aus großen Farnen und atmete die sauerstoffreiche Luft, nach der sein Körper so sehr verlangte. Nicht weit entfernt schlängelte sich ein kleiner Fluss vorbei. In dem gemäßigteren Klima der yungas brauchten sie ihre Jacken nicht mehr und hatten sie sich als Kopfkissen hinter ihren Nacken gestopft. Die Sterne stanzten Löcher in die schwarze Leinwand der bolivianischen Nacht. Ohne Luftverschmutzung und Beleuchtung sahen sie zum Greifen nah aus.
Millionen funkelnder Leuchtfeuer schienen den furchtlosen Seelen zuzuwinken.
»Es macht mir Angst«, sagte Samantha, der in den Himmel starrte.
»Was macht dir Angst?«
»Das alles.«
Der flackernde Schein einer in der Nähe aufgehängten Laterne malte ein Kaleidoskopbild aus Schatten und Farbe
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