Missing Link
denn sie wusste so gut wie Jack, dass der Coelacanth niemals hätte benutzt werden dürfen, um Schichten auf siebzig Millionen Jahre oder älter zu datieren. Die ausgestorbene Spezies hätte nie als Bindeglied zwischen Fischen und Amphibien dienen dürfen. Denn 1938 fing eine Gruppe von Fischern vor Madagaskar ein lebendes siebzig Millionen Jahre altes Leitfossil.
»Genau das ist an der Evolutionstheorie falsch. Sie ist ein gescheiterter Versuch, alles in ordentlichen kleinen Diagrammen zu organisieren. Das Leben ist nicht ordentlich.« Jack stützte seinen Kopf in seiner Handfläche. »Die Darwinisten vertrauten darauf, dass man die Bindeglieder noch finden würde, dass der Fossilbestand noch nicht vollständig genug ist. Aber niemand findet irgendeine dieser Übergangsarten. Und solange wir keine DNA-Proben bekommen können, gibt es keine Möglichkeit, ihnen etwas zu beweisen.«
»Warum ist die Theorie dann so allgemein akzeptiert?«
»Erinnerst du dich an Thomas Kuhn, als er vor schlug, wissenschaftliche Theorien sollten nicht als Konstrukte angesehen werden, die sich ausschließlich mit objektiven Fakten befassen?«
»Ja, wir müssten eine Theorie in einem weiteren Zusammenhang von wissenschaftlichen, sozialen und sogar politischen Überzeugungen interpretieren.«
»Genau. Er nannte diesen größeren ideologischen Rahmen ein Paradigma. Die Macht eines solchen Paradigmas ist so stark, dass einige Wissenschaftler trotz offensichtlicher Widersprüche weiterhin daran glauben.«
Samantha stimmte ihm zu. »Leon Festinger nannte das >kognitive Dissonanz<. Aber meinst du, die Evolutionstheorie wird nur noch akzeptiert, weil wir von dem gegenwärtigen Paradigma nicht loskommen?«
»Ja. Evolutionäres Gedankengut hat die Geschäftswelt durchdrungen - das Überleben des Stärksten ist die Grundidee der freien Marktwirtschaft, der Politik, ach, fast in jedem Bereich. Wenn eine Theorie sich festgesetzt und sich mit einem allgemeinen Weltbild verzahnt hat, wird es schwierig, wertvolle von wertloser Forschung zu unterscheiden. Daher benötigt man ganze Berge von neuen Beweisen, bevor eine neue Theorie an die Stelle der alten treten kann.«
»Kuhns >globaler Paradigmenwechsel<«, sagte Samantha.
»Das Gleiche passierte, als der Darwinismus auf die Bühne trat«, erklärte Jack. »Als diese Theorie eingeführt wurde, teilten die meisten Wissenschaftler den unausgesprochenen Glauben, dass die farbigen Rassen den weißen europäischen genetisch unterlegen seien. >Beweise<, die diese Ansicht unterstützten, wurden auf Grund des sozialen Klimas dieser Zeit im Allgemeinen schnell akzeptiert. O Gott, die meisten von Darwins wichtigsten Anhängern vertraten die Auffassung, dass kein vernünftiger Mensch glauben könne, ein Schwarzer sei einem Weißen gleichwertig.«
»Ich verstehe, was du sagen willst.« Samantha war von dem Gespräch gefesselt. »Selbst Darwin gründete einen großen Teil seiner Gedanken zur Evolution auf den gleichen rassistischen, doch allgemein anerkannten Überzeugungen dieser Zeit.«
»Du kennst sein Buch Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl? Er schrieb, die Negerrassen seien näher mit den Affen verwandt als die Weißen. Und er glaubte auch, dass deswegen die zivilisierten Rassen die wilden Neger bald ausrotten und ersetzen würden - durch natürliche Zuchtwahl vermutlich.« Jack lächelte. »Dankbarerweise haben kulturelle Einflüsse wie die der Bürgerrechtsbewegungen dabei geholfen, diese Vorstellungen abbröckeln zu lassen, aber meiner Meinung nach verbreitet der Darwinismus immer noch auf subtile Weise, auf einer unterbewussten Ebene, rassistisches Gedankengut.«
»Ich hoffe, unser Fund wird ein neues Paradigma begründen.«
»Das wird er«, erwiderte Jack. »Aber ich denke, der Wechsel hätte letztendlich auch ohne unseren Fund stattgefunden, denn die Grundlagen der Evolution sind absurd, wenn man sie vernünftig untersucht.«
»Wie meinst du das?«
»Sieh mal, man hat uns erzählt, dass einige Zeit nach der großen Explosion, in der die Sonne und die Planeten im Sonnensystem entstanden sind, ein unglaublicher Zufall die erste lebende Zelle schuf, obwohl Statistiker eine solche spontane Entstehung praktisch für unmöglich halten - selbst wenn die Erde Milliarden von Jahren alt ist. Aber auch dann schaffen Explosionen keine Ordnung. Sie schaffen Unordnung. Die Evolutionstheorie verlangt von uns zu glauben, dass diese große kosmische Explosion nicht nur unser
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