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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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ein Klingeln in ihren Ohren.
    Sie wusste, dass Baines jetzt beabsichtigte, sie auszulöschen. Das gab ihr Mut, den Sicherheitsmechanismus für den Abzugshahn zu suchen, den sie schließlich auch entriegelte.
    Für einen Menschen, der Angst vor Waffen hatte, war dies so etwas Ähnliches wie eine Schocktherapie.
    Im Nachhinein erinnerte sich Samantha nur noch an einzelne Fetzen - das Zittern der Waffe, während diese die schweren Patronen ausspuckte; die Vibration ihres Körpers, als hielte sie einen unter Strom stehenden Draht in der Hand; die Schreie der Vögel und Affen, als das Maschinengewehr seine Ladung in das Dickicht regnen ließ - gleich nachdem Samantha auf ihren Hintern gefallen war.
    Jack versuchte die ausgefahrenen Spuren zu meiden, doch der kürzlich niedergegangene Regen war für das Hindernisrennen kein Vorteil. Beim Überqueren einer kleinen Brücke, die eine Schlucht überspannte, fuhr Jack über einen Höcker, der Ricardo beinahe aus dem Beifahrerfenster katapultiert hätte. Durch die Wucht fiel Samantha hinten auf der Ladefläche um. Doch den Abzugshahn ließ sie keinen Moment los.
    Voller Bewunderung beobachtete Jack, wie Bäume zweigeteilt wurden. Auch im Sitzen hielt Samantha den Abzugshahn fest, und hinter ihnen explodierte es immer wieder im Dickicht.
    Äste stürzten herab. Vögel, die den Angriff überlebten, flohen gen Himmel.
    Jack fuhr langsamer, als sie das andere Ende der Brücke erreicht hatten.
    Samantha stellte sich wieder auf die Beine und suchte festen Stand. Die Waffe glühte förmlich. Der Geruch von Kordit hatte sich im Windschatten auf der Ladefläche gefangen. Sie schaffte es, den Lauf des Maschinengewehrs erneut nach unten zu halten. Hinter ihnen blieb der Jeep stehen. Obwohl sie vor Schreck schon schielte, sah sie dennoch, wie Baines und der andere Kerl von der Brücke sprangen - gerade rechtzeitig, bevor sie wieder den Hahn betätigte.
    Eine Ladung nach der anderen krachte in den Jeep. Der Benzintank explodierte. Samantha ließ von der Waffe erst ab, als ein Feuerball in einer schwarz umränderten Wolke aufstieg und den Canon hinauftrieb.
    Jack hielt an, sodass Samantha von der Ladefläche klettern konnte. Sie öffnete die Beifahrertür und rutschte neben den entsetzten Ricardo.
    Das einzige Geräusch war das Knacken des brennenden Jeeps auf der Brücke, die, nachdem die Gewehrsalven die Stützen verbogen hatten, etwas krumm in der Landschaft stand.
    »Das kann doch nicht wahr sein ...«, murmelte Jack.
    Er legte den Gang ein und nahm die Fahrt auf der abschüssigen, gewundenen Straße wieder auf.
    Samantha blickte starr vor sich aus dem Fenster.

 
Dea
     
    Pierce, Miller und Lieutenant Drew, ihr Gegenstück von der DEA, hatten ihre Arbeit auf dem Dach eines kleinen Lehmgebäudes direkt gegenüber der Anlegestelle beendet - sie mussten die Stellungen für die beiden Scharfschützen der Drug Enforcement Agency auswählen. Pierce war gerade dabei, das andere Dutzend DEA-Agenten an Schlüsselpositionen entlang der Straße zu platzieren, die aus der Stadt herausführte, als sein Telefon losquäkte.
    »Was?«, rief Pierce.
    Pierces Ton veranlasste Lieutenant Drew, sein Gespräch mit einem seiner Männer zu unterbrechen, um von dem Telefonat etwas mitzubekommen. Pierce schüttelte ungläubig den Kopf. Kaum hörbar am Funkzerhacker sprechend, beugte sich der Agent, der das Schnellboot besorgt und Dorns Konvoi überwacht hatte, hektisch vornüber. Pierces Gesicht wurde eine Spur dunkler als der fast karminrote Himmel, der über dem See hing.
    »Was ist passiert?«, fragte Miller ungeduldig.
    Pierce winkte ihn fort. »Beobachtet das Hauptobjekt weiterhin«, sagte Pierce in den Hörer. »Lasst Dorn nicht aus den Augen. Wir sind so schnell wie möglich da.«
    Pierce legte den Hörer auf. »Wir haben Probleme«, erklärte er.
    Durch ein schmutziges Fenster eines Lehmhauses gleich abseits der Hauptstraße beobachtete Veronica den Tumult. Die DEA-Agenten wurden unruhig, doch es gab immer noch kein Zeichen von Dorn, und die Amerikaner verließen ihre Positionen. Veronica zog den Stoffvorhang zur Seite. Die beiden auf dem Dach des Nachbargebäudes stationierten Scharfschützen bauten ihre Fernrohre ab. Die Agenten bereiteten sich auf den Abmarsch vor. Dämliche gringos. Veronica drehte sich um und hob die Klappe hoch, die zum Keller führte. Ein Dutzend ihrer schwer bewaffneten Männer starrten zu ihr herauf. Sie würden alles tun, was sie von ihnen verlangen würde. Diese Macht hatte

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