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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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Dorn wusste, dass sie mindestens zwei der »Handelszonen« der Kartelle auf ihrem Weg zu den Ruinen von Tiahuanaco durchqueren mussten. Sobald sie den Boden eines jeden Kartells betreten würden, hätten sie eine Gebühr als »Schutzgeld« zu bezahlen - eine mittelalterliche Praxis, die in diesen Breiten Lateinamerikas immer noch Hochkonjunktur hatte. Dorn zog den Vorhang zum Cockpit auf und blickte aus einem der kleinen runden Fenster. Der endlose Dschungelteppich breitete sich in allen Richtungen unter ihnen aus. »Wissen Sie ungefähr, wann wir ankommen?«
    »Wir müssten in etwas mehr als einer Stunde zur Landung in Trinidad ansetzen«, erwiderte der Pilot.
    Dorn blickte auf den schmutzigen braunen Kragen des Mannes und fragte sich, warum um alles auf der Welt er sein Leben den Händen solcher Menschen anvertraute.
    Bald würden sie wieder Boden unter den Füßen haben und noch an diesem Tag ihren Aufstieg nach Tiahuanaco hinter sich bringen. Dorn dachte über das Artefakt nach und wie sie es der Welt präsentieren würden - nachdem er es in allen Einzelheiten in einer seiner technischen Anlagen untersucht haben würde. Es gab so viel zu erfahren. So viel, woraus sich Geld machen ließ. Die Technologie, deren Zeuge er in der Savanne von Mali gewesen war, hatte einiges verändert. Nun wurde ihm klar, welches Potenzial in diesem Gerät steckte - und in dem, worauf es hinzuweisen schien.
    Er sah seine Zukunft vor sich.
    Dorn bebte vor Aufregung. Fänden sie die sagenhaften Quelle in Tiahuanaco, wäre die Technologie Milliarden wert. Billionen. Ben Dorn streckte seine langen Beine aus und hörte zu, wie Baines am Telefon die letzten Absprachen mit der Eskorte des Drogenkartells traf.
    Eine Dreiviertelstunde später erhielt Baines vom Piloten die Nachricht, dass sie zur Landung ansetzten, und sagte es Dorn weiter. Dieser ging in den Ladebereich, wo er die Wissenschaftler schlafend vorfand. Samantha lag am Fußende von Jacks Ruhelager. Ein Anfall von Eifersucht ließ seinen Puls höher schlagen. Dorn blieb kurz stehen und beobachtete, wie ihre kleine Nase leise Luft holte. Die Frau sah immer noch hinreißend aus - selbst nach einem Tag im feuchten Laderaum. Nach einem kurzen Moment trat Wut an die Stelle der Eifersucht.
    Er und Samantha hatten in den letzten vier Monaten nur einmal miteinander geschlafen - und auch da nur nach langem Drängen. Nun ja, er war die Hälfte der Zeit geschäftlich unterwegs gewesen, aber eigentlich wusste er, dass dies nicht der Grund war. Darum hatte er sich auch mit dem Pariser Model eingelassen - obwohl er, wenn er ehrlich war, in Beziehungen nie treu war. Auf jeden Fall bannte es das schlechte Gewissen, das er wegen der Affäre hätte haben sollen. In seinem Herzen wusste er, dass ihre Beziehung nur noch der Bequemlichkeit diente. Er verfluchte sich selbst; aus irgendwelchen seltsamen Gründen wollte er sie immer noch. Samantha Colby war sein wertvollster Besitz. Sie weckte so starke Gefühle in ihm, die er sogar mit Liebe bezeichnen könnte - wenn er sich selbst für fähig halten würde, so etwas zu empfinden.
    »Samantha.« Dorn schüttelte sie, bis sie benommen aufwachte.
    »Bolivien?«
    »Wir landen gleich«, erklärte er. »Ich wollte sichergehen, dass es nichts mehr gibt, was du noch brauchst - außer dem, was auf der Liste steht.«
    Sie richtete sich auf und blickte auf die Liste, die er in der Hand hielt. »Ich glaube nicht.«
    »Gut«, erwiderte er. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwierig es ist, selbst das Notwendigste rechtzeitig und heil hierher schaffen zu lassen.«
    Staunend las Samantha die Liste. Sie muss beeindruckt sein, dachte Dorn. Selbst er bezweifelte, dass sie auch nur die Hälfte der Ausrüstung vorfinden würden.
    »Das ist fantastisch«, meinte sie. »Ich kann nicht glauben, dass du tatsächlich alles bekommen hast.«
    »Mit dem Sauerstoff sind wir immer noch etwas im Hintertreffen.« Er meinte die tragbaren Sauerstoffgeräte, die Jack für notwendig hielt. In Tiahuanaco konnte die Höhe auch einem athletischen Menschen zu schaffen machen. Ohne die Geräte würden sie weit langsamer vorankommen.
    »Danke, Ben.«
    Dorn nickte. »Wir wecken besser die anderen. Es wird Zeit zusammenzupacken.«
    Samantha blickte zu Jack hinüber, der immer noch geräuschvoll schlief. Zwei Schritte war sie auf ihn zugegangen, als sie von einem lauten Schlag abgelenkt wurde. Diesem folgten umgehend weitere, bis das ganze Flugzeug von lautem Dröhnen erfüllt

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