Missing Link
Jacks Herz schneller schlagen. Ihm fiel ein, dass sie das Fossil und das Artefakt verlieren würden. Dann schielte er zu Samantha hinüber und merkte, dass er bei einem Absturz weit mehr verlieren würde.
Der Pilot rückte auf seinem Sitz weiter nach vorn, während er durch den saubersten Teil des Fensters blickte.
Dorn starrte den Mann an, bis er es nicht mehr aushielt und schrie: »Verdammt noch mal, sagen Sie doch was!«
Schließlich schnellte der Pilot herum. »Danken Sie Gott für das Kokain.«
Landung
»Unser Pilot ist high!«, schrie Samantha.
»Nein«, entgegnete Jack, »er hat gerade bloß verdammtes Glück.« Er deutete auf das, was der Pilot schon gesehen hatte - eine kleine Lichtung in dem dichten Dschungel, das illegale Flugfeld eines Kartells. Es gibt hunderte geheimer Landeplätze in ganz Bolivien. Die Drogenhändler benutzen sie, um das aufbereitete Kokain aus dem Land zu schaffen. Dadurch umgehen sie die Kontrollen in den größeren Städten.
»Schnallt euch an!«, rief der Pilot. »Wir gehen runter.«
Jack bemerkte, dass der Pilot Schwierigkeiten hatte, das Flugzeug auf die kleine Lichtung auszurichten. Sie hatten nur noch Sekunden, um sich auf die Landung vorzubereiten.
Dorn rannte als Erster in den Laderaum.
Der Pilot rief seinem Kopiloten Kommandos zu: »Treibstoff ablassen - Landeklappen trimmen - Fahrgestell ausfahren.«
»Bist du in Ordnung?«, erkundigte sich Jack und half Samantha mit dem Gurt. Sie konnte gerade noch nicken. Jack verschwand hinter den größeren Lattenkisten.
»Was machst du da?«, fragte sie mit wachsender Panik.
Sekunden später tauchte er wieder auf und schleppte einen lahmen Ricardo.
»O Scheiße. Ricardo ...«, sagte sie.
In dem Wirrwarr der letzten paar Minuten hatte auch Jack ihn fast vergessen. Er platzierte ihn neben Samantha, die ihm half, Ricardos Rücken auf dem Sitz festzuhalten, während er ihm den Schultergurt anlegte. Sein Kopf fiel im Halbschlaf vor und zurück. Er murmelte Unzusammenhängendes vor sich hin. Jack hatte kaum Zeit, die rostige Lasche seines Gurts in die Halterung einrasten zu lassen, als die Maschine mit lautem Knirschen zu rütteln begann. Wir müssen die Baumspitzen am Anfang der Lichtung getroffen haben, dachte er. Sekunden später setzte das riesige Flugzeug auf. Das Flugfeld war nicht im Mindesten für ein so großes Transportflugzeug wie das ihre gebaut worden; das Fahrgestell bohrte sich in den Boden und brach. Das Flugzeug schlingerte auf seinem Rumpf weiter. Bei jedem Stoß grub sich der Schultergurt schmerzhaft in Brust und Hals.
Vom gegenüberliegenden Fenster aus konnte er verschwommen den Dschungel sehen. Dann wurde das Fenster zertrümmert und explodierte in einem Hagel aus Holzsplittern und Blättern. Jack zog seinen Kopf ein und betete zum zweiten Mal in ebenso vielen Tagen. Wir müssen gleich über die Landebahn drüber sein, dachte er. Er wusste, die Maschine würde jeden Moment das Ende der gerodeten Fläche erreichen und in den dichten Wald krachen.
Er brauchte nicht lange darauf zu warten.
Jack musste bei dem Aufprall ohnmächtig geworden sein, denn er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie lange das Flugzeug gebraucht hatte, um nach dem Aufprall am Ende der Landebahn zum Stehen zu kommen.
Durch die aufgerissene Tür hörte man aus dem Dschungel die Schreie und Rufe der Affen und Vögel, die durch die plötzliche Störung aufgeschreckt worden waren. Staub hing in der Kabine; Licht drang durch einen gewaltigen Riss seitlich in der Flugzeughülle herein. Im Laderaum begann ein Husten und Stöhnen, das sich mit dem protestierenden Grunzen der Tapire und einer Rotte wilder Schweine, die tiefer in den Dschungel flüchteten, vereinte. Jack versuchte seinen Sicherheitsgurt zu öffnen, aber der Verschluss war hoffnungslos verklemmt.
Er beugte sich zu Samantha hinüber. »Ich glaube das einfach nicht ...«, murmelte sie.
Ricardo schien unverletzt. Er war halb bei Bewusstsein und immer noch mit seinen Selbstgesprächen beschäftigt.
Jack sah durch den Staub, dass jemand aus dem Cockpit auf sie zukam. »Ich bin’s, der Pilot«, sagte eine sanfte Stimme. »Seid ihr alle in Ordnung?«
Baines und Dorn kriegten ihre Sicherheitsgurte zuerst auf. Schnell stellten sie fest, dass alle heil davongekommen waren - abgesehen von ein paar nicht lebensbedrohlichen Schnittwunden und Quetschungen. François schien es am schlimmsten erwischt zu haben. Drei seiner Finger waren gebrochen und standen in einem
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