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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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verriet.
    Dann, bevor sie in Schlaf versank, dachte sie noch, wie verdammt hart der Flugzeugrumpf gegen ihre Wirbelsäule drückte.
    »Scheiße!«
    Dorn knallte den Hörer des Satellitentelefons auf.
    Das Flugzeug hatte vor einer Stunde den brasilianischen Luftraum erreicht, und bald würden sie über die so genannte internationale Grenze fliegen, jene willkürlich durch die endlose Matte üppiger Vegetation gezogene Linie. Doch die einzig wirklichen Linien, die den dichten Dschungelteppich durchbrachen, waren die vereinzelten braunen Flüsse, die sich auf ihrem Weg zum Meer dahinschlängelten. Bald würde das Flugzeug den bolivianischen Teil dieser riesigen Wildnis überfliegen. Das hieß, dass für Dorn die Zeit knapp wurde. Es mussten immer noch Abmachungen getroffen werden. Die entsprechenden Beamten mussten bestochen werden, damit sie rückwirkend den Papierkram erledigten, aber ihm war es immer noch nicht gelungen, die nötige Ausrüstung für die Reise in das Hochland der Anden zu beschaffen. Sein Einfluss bei den Verhandlungen wurde genauso aufgezehrt wie der Treibstoff des Flugzeugs, während sie sich immer mehr dem Flugplatz von Trinidad näherten - der kleinen Stadt, von der aus sie ihre Expedition zu den Ruinen starten wollten.
    »Was ist los?«, fragte Baines, als er von seiner kurzen Rauchpause mit Anthony und François zurückkam.
    »Dieser Anruf gerade eben kostet mich sechsundneunzigtausend Bolivianos.«
    »Kann nicht sein«, meinte Baines.
    Der stattliche Kopilot kam aus dem Cockpit, wollte an ihnen vorbeigehen, blieb dann aber stehen. »Vielleicht ist es besser, wenn Sie über ein Fernnetz telefonieren«, schlug er mit JerseyAkzent vor.
    Dorn blickte dem Mann direkt ins Gesicht, als er nach seinen Zigaretten kramte.
    »Meine alte Lady hat von ihren Freunden so eine tolle Nummer, bei der man wirklich was sparen kann. Sie müssen nur die 32 wählen - ich glaube, es ist die 10-32 ...«
    »Danke«, sagte Dorn. Der Kopilot zuckte mit den Schultern und verzog sich in den hinteren Teil des Flugzeugs. »Wo kriegst du bloß immer diese Idioten her?«
    Baines kicherte.
    »Dieser Bastard Checa braucht mehr Geld«, erklärte Dorn.
    »Das überrascht mich nicht. Hier lassen sie einen glatt ausbluten.«
    Juan-Luis Checa, früherer Staatsanwalt, war der Außenminister von Bolivien. Vor seiner Ernennung hatte er einer Vielzahl hochrangiger Politiker als Berater gedient. Alle Straßen zum dunklen Herzen der meisten Regierungsbeamten führten über ihn. Die gesalzene Bezahlung war für seine Dienste. Born hatte Checa verjähren kennen gelernt, als der Staatsanwalt ein bisschen im internationalen Waffenhandel - einem profitablen Nebengeschäft zu seiner Juristentätigkeit - mitgemischt hatte. Er hatte Dorn gesagt, er brauche sich wegen der Genehmigungen und Visa nicht zu sorgen, und ihm versichert, es mache keine Schwierigkeiten, wenn sie die Zollpapiere erst nach ihrer Ankunft ausstellen ließen. Aber er hatte Dorn ebenso gesagt, dass auch andere Schlüsselpersonen bezahlt werden müssten. Die neunundsechzigtausend seien nur sein »Vorschuss«.
    Dieser gierige Bastard, dachte Dorn. Diese Spritztour in die Zentralanden wurde mit jeder Minute teurer. Beim gegenwärtigen Wechselkurs würde allein Checa mehr als zweiundvierzig- tausend US-Dollar ausbezahlt bekommen.
    Es war kein Geheimnis, dass die Korruption in Bolivien überhand nahm. Die meisten Beamten standen auf der Gehaltsliste mindestens eines Drogenkartells. Checa selbst unterhielt enge Beziehungen zum Curoz-Kartell. Und ohne ihn konnte die Expedition kein Bein auf die Erde bringen. Zwar verfügte Dorn über die sorgsam ausgebildete Fähigkeit der unmerklichen Manipulation, doch hatte er diesmal keine Zeit für eine faire Verhandlung gehabt. Die Frühlings-Tagundnachtgleiche stand kurz bevor, und sie würden einen weiteren Tag brauchen, um sich durch die größtenteils unpassierbaren Straßen zum Hochland durchzuschlagen, wo Dorn hoffte, auf einen noch größeren Schatz als das Fossil oder das Artefakt zu stoßen. Eine Technologie, die sich Gewinn bringend ausnutzen lassen würde.
    »Finde raus, wer zur Zeit Trinidad kontrolliert«, sagte Dorn.
    Er musste wissen, welches Drogenkartell für den Handel aus der kleinen Stadt heraus zuständig war.
    Baines blätterte eine gefaxte Liste mit bolivianischen Kontakten durch und tippte eine Nummer in das Satellitentelefon. »Für das Hochland brauchen wir auch Schutzgeld«, meinte er.
    »Erinnere mich nicht daran!«

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